Nach einer umfangreichen Restrukturierung macht die stark angeschlagene belgische Werft Royal IHC jetzt wieder mit einer Ablieferung auf sich aufmerksam.[ds_preview]

Die Spezialschiff hat nach einem umfangreichen Umbau das Rohrverlegeschiff »Amazon« an den US-Offshore-Spezialisten McDermott abgeliefert. Das »J-Lay-Schiff« habe die Seeerprobungen abgeschlossen und kann nun seinen Einsatz in Westafrika antreten, teilte die Werft mit.

IHC hatte die »Amazon« nach eigenen Angaben in »ein modernes J-Lay-Schiff auf dem neuesten Stand der Technik« umgebaut. Das patentierte System mit einer dynamischen Kapazität von 1.500 t kann eine Vielzahl von Rohren handhaben, darunter normale Pipelines, Exportleitungen und Rohr-in-Rohr-Konfigurationen mit Durchmessern von 4,5 bis 25 Zoll. Zu den weiteren Modifikationen gehörten hochautomatisierte Betriebsabläufe an Bord zur Optimierung der Sicherheitsleistung und der Produktionseffizienz. Dies führte auch zu einem geringeren Personalbedarf für die Prozessüberwachung.

Als einziges J-Lay-Schiff von McDermott mit einer Aufnahmekapazität von 10.000 t Rohr an Bord und der Möglichkeit, in der Multi-Joint-Anlage Sechskantverbindungen aus Einzel- oder Doppelmuffen herzustellen, gewinne McDermott »einen einzigartigen wichtigen Aktivposten für seine Flotte für Ultratiefwasserprojekte«, heißt es weiter.

Jan-Pieter Klaver, CEO von Royal IHC, machte keinen Hehl daraus, dass der Umbau »zuweilen eine Herausforderung« war. »Dieses Projekt zwang uns dazu, ein einzigartiges System mit Spezifikationen zu entwickeln, die die Rohrverlegungsindustrie und das weltweite Verständnis dessen, was im Ultra-Tiefwasserbau möglich ist, neu definieren können«, so Klaver.

Für die Werft war es ein wichtiger Auftrag. Hinter Royal IHC liegt eine turbulente Zeit, in der der Betrieb von einem Industrie-Konsortium gerettet und durch Teilverkäufe verschlankt werden musste.

Rund sechs Monate nach der Einigung auf eine Übernahme hatten die neuen Eigner der niederländischen Traditionswerft IHC Merwede einen Restrukturierungsplan angekündigt. Schon 2019 war deutlich geworden, dass IHC dringend frisches Kapital braucht. Trotz einiger prestigeträchtiger Aufträge hatte die Spezialwerft Verluste gemacht. Im April 2020 wurde schließlich öffentlich gemacht, dass ein Konsortium aus der Industrie, Banken und dem niederländischen Staat das Unternehmen übernimmt. Demnach übernahmen und refinanzierten die maritimen Unternehmen HAL Investments, Ackermans & van Haaren, MerweOord und Huisman sowie das »bestehende nationale Bankenkonsortium« das 350 Jahre alte Unternehmen IHC.