Die Auswirkungen der EU-Sanktionen auf die russischen Kohleexporte werden sichtbar. Insgesamt gehen die Ausfuhren zurück, die Handelswege werden länger.[ds_preview]
Im Rahmen der Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland sind seit dem 10. August die Kohleimporte aus Russland verboten. Seitdem sind etwa zwei Monate vergangen, und Russland hat sich schwer getan, seine Kohleexporte umzulenken, beobachtet die Schifffahrtsorganisation Bimco. Die Exportmengen seien in diesem Zeitraum um 7,0 % und im bisherigen Jahresverlauf um 5,0 % gesunken.
Trotz dem Rückgang der Mengen ist die Nachfrage auf Basis von Tonnenmeilen in den letzten zweieinhalb Monaten um fast 30 % gestiegen. Seit der Ankündigung der Kohlesanktionen durch die EU im April ist die durchschnittliche Beförderungsleistung für russische Kohleexporte um fast 50 % bzw. rund 1.250 Meilen gestiegen.
»Bislang haben die Capesizes nach dem Verbot den größten Anstieg der Tonnenmeilen verzeichnet, was vor allem auf das gestiegene Interesse Indiens an verbilligter russischer Kohle zurückzuführen ist. Die indische Regierung ordnete im Sommer eine Erhöhung der Kohleimporte an, da der Energiebedarf stark anstieg und die Kohlebestände niedrig waren. Dies führte zu einem Anstieg der Tonnenmeilen, da die mit russischer Kohle beladenen Capesizes von europäischen Häfen aus Afrika umrundeten«, sagt Filipe Gouveia, Shipping Analyst bei Bimco.
»Da sich die Importnachfrage aus Indien normalisiert, ist es unklar, ob das Land weiterhin russische Kohle kaufen wird, die vor allem von Häfen am Schwarzen Meer, in der Ostsee und in der Arktis verschifft wird«, so Gouveia.
Im Jahr 2022 ist China nach wie vor der größte Abnehmer russischer Kohle, die 22,6 % der gesamten chinesischen Kohleeinfuhren ausmacht. Obwohl die chinesischen Kohleimporte in diesem Jahr bisher um 25,7 % zurückgegangen sind, stiegen die Einfuhren aus Russland um 3,5 %, was wahrscheinlich auf die niedrigeren Preise zurückzuführen ist.
»In den kommenden Monaten dürften Panamax- und Supramax-Schiffe weiterhin eine Nachfrage aus China nach russischer Kohle verzeichnen. Das ehrgeizige Kohleabbauziel des Landes und die zunehmenden Investitionen in erneuerbare Energien könnten jedoch den Appetit auf Kohleimporte dämpfen. In den ersten acht Monaten stieg die Kohleförderung um 13,8 %, während die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 16,7 % zunahm«, so Gouveia weiter.