Emanuele Grimaldi (© ICS)
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Der internationale Reederverband ICS (International Chamber of Shipping) hat der Politik die Einrichtung eines Fonds- und Belohnungssystems vorgeschlagen, um Anreize für Schifffahrtsunternehmen zu schaffen, noch mehr in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren.[ds_preview]

Konkret geht es um eine »Belohnung« für diejenigen, die als erste umweltfreundliche bzw. emissionsarme und emissionsfreie Kraftstoffe für die Schifffahrtsindustrie verwenden oder herstellen. Schiffe würden auf der Grundlage der von ihnen eingesparten Treibhausgasemissionen belohnt. Die Pläne wurden als Reaktion auf eine Aufforderung der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen vorgelegt, Vorschläge zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks der Branche zu unterbreiten. Falls sie auf der IMO/MEPC-Sitzung im Dezember angenommen werden, sei man der Ansicht, so die ICS, dass die Pläne »die Dekarbonisierung der gesamten Schifffahrt vorantreiben« würden.

Der Vorschlag der ICS könnte durchaus Gewicht haben, der Verband vertritt 80% der weltweiten Handelsflotte. Vorgeschlagen wird sogenannter »Fund-a-Reward«-Mechanismus. Hintergrund ist unter anderem der hohe Preis für neue Kraftstoffe.

ICS-Chef Emanuele Grimaldi sagte: »Mit dem Vorschlag haben die IMO-Mitgliedsstaaten ein neues, aber sehr kurzes Zeitfenster, um eine globale wirtschaftliche Maßnahme zu ergreifen, die die Entwicklung und Produktion alternativer Kraftstoffe für die Schifffahrt in Gang bringen kann.« Um den Netto-Nullpunkt Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, müssten die neuen Kraftstoffe »spätestens ab 2030« in nennenswerten Mengen auf kommerzieller Basis zur Verfügung stehen.

»Ein Kompromiss ist immer schwierig, aber ein Vorschlag wie dieser kann in jeder Verhandlung dazu beitragen, dass sich alle Beteiligten einigen können. Ich hoffe, dass dieser Vorschlag als Brücke zwischen den Klimabestrebungen der Industrie- und der Entwicklungsländer dienen wird, damit kein Teil der globalen Schifffahrtsindustrie zurückbleibt«, so Grimaldi weiter.

Der Prämiensatz würde auf der Grundlage der vermiedenen CO2-Emissionen berechnet und über einen obligatorischen Pauschalbeitrag der Schiffe pro Tonne CO2-Emissionen finanziert.

Die ICS schlägt vor, die Beiträge der weltweiten Flotte in einem »Internationalen Maritimen Nachhaltigkeitsfonds« zu sammeln. Ein solcher Fonds, so das Gremium, könnte jährlich Milliarden von Dollar einbringen, die dann sowohl für die Verringerung des Preisgefälles zwischen den bestehenden kohlenstoffreichen Schiffskraftstoffen und alternativen Kraftstoffen als auch für die Unterstützung dringend benötigter Investitionen in Entwicklungsländern für die Herstellung neuer Schiffskraftstoffe und Bunkerinfrastrukturen eingesetzt werden könnten.

Der Fonds würde Schiffe belohnen, die jährlich über die CO2-Emissionen berichten, die durch die Verwendung von »förderfähigen alternativen Kraftstoffen« vermieden werden. So könnte beispielsweise ein Schiff, das mit Ammoniak (neben vielen anderen alternativen Kraftstoffen wie Methanol, Wasserstoff, nachhaltigen Biokraftstoffen und synthetischen Kraftstoffen) betrieben wird, eine Kosteneinsparung von mehr als 1,5 Mio. $ pro Jahr erzielen, meint der Verband.

Der ICS-Vorschlag zielt darauf ab, dass im Jahr 2030 mindestens 5 % der von der Weltflotte verbrauchten Energie aus alternativen Kraftstoffen gewonnen werden. Eine von Clarksons Research im Auftrag der ICS durchgeführte Folgenabschätzung hat ergeben, dass ein finanzieller Beitrag von bis zu etwa 100 $ pro Tonne emittiertem CO2 »keine unverhältnismäßig negativen Auswirkungen« auf die Volkswirtschaften der Staaten haben würde. Die ICS ist jedoch der Ansicht, dass die Beiträge zunächst viel niedriger angesetzt werden könnten und dann nach fünf Jahren überprüft werden, wenn neue Kraftstoffe in zunehmenden Mengen zur Verfügung stehen.