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Foto: Maritime New Zealand
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Die Vertragserneuerung (»Renewals«) für Schiffshaftpflicht brachte wie erwartet Tonnageeinbußen für den neuen fusionierten Club NorthStandard. Im Fixed-Segment meldet Thomas Miller Specialty einen zweistelligen Preisanstieg.[ds_preview]

Ob es in der Rangliste der P&I Clubs tatsächlich einen Wechsel an der Spitze gibt, ist wenige Tage nach der Prolongation in der Schiffshaftpflichtversicherung immer noch nicht klar. Auf Basis der Vorjahreszahlen hätten North P&I (Newcastle) und der Standard Club (London), die per 20. Februar ihre Fusion zu NorthStandard vollzogen haben, den norwegischen Club Gard überflügeln müssen. Aus den offiziellen Verlautbarungen diese Woche geht nun aber hervor, dass North und Standard merkliche Einbußen bei der versicherten Flotte verzeichnet haben. Der bisherige Branchenprimus Gard konnte seinen Wachstumskurs dafür unbeirrt fortsetzen.

Gard: »Sehr erfolgreiche Renewals«

North teilte mit, dass der Gesamtbestand an Tonnage (owned und chartered) von über 250 Mio. BRZ auf rund 240 Mio. BRZ geschrumpft sei. Standard verzeichnete nach eigenem Bekunden einen Rückgang von 158 Mio. auf 155 Mio. BRZ. Wie hoch der maßgebliche Anteil der Reedereitonnage (owned) ist, der nach Gegenseitigkeitsprinzip versichert ist, ließen beide Clubs offen. Laut dem jüngsten P&I-Report von Georg Duncker belief sich das P&I-Buch für »owned« Tonnage bei North im Vorjahr auf 162 Mio. BRZ und bei Standard auf 130 BRZ, also in Summe 292 Mio. BRZ. Sollte es jetzt überhaupt einen Vorsprung gegenüber Gard geben, dürfte dieser nur hauchdünn sein. Denn letzterer konnte seinen Tonnagebestand (owned) nach eigenen Angaben per 20.02. zum Vorjahr um satte 17 Mio. BRZ auf nun 277 Mio. BRZ ausweiten. »Es war eine sehr erfolgreiche Erneuerung für Gard mit nachhaltigen Zuwächsen über sämtliche Regionen und Segmente«, lautet das Fazit von CEO Rolf Thore Roppestad. Dass Gard dem Vernehmen nach einige Kreuzfahrtschiffe von Royal Caribbean an Skuld verloren hat, lassen diese Zahlen nicht erahnen.

Für North und Standard war es nach Einschätzung von Maklern unvermeidlich, dass die Bestände in Anbetracht einiger Tonnageüberlappungen schrumpfen. So sollen beispielsweise MSC und Grimaldi Schiffe von dort abgezogen und an Dritte wie Britannia vergeben haben. Dadurch wollen die Reeder sicherstellen, dass es für sie weiterhin Wettbewerb auf der P&I-Seite gibt.

Zuwächse vermelden dafür der drittgrößte Anbieter UK Club sowie die im Mittelfeld rangierenden Clubs Skuld und West of England. Der UK Club gibt an, dass die versicherte »owned« Tonnage leicht von 150 Mio. auf 152,5 Mio. BRZ und der Gesamtbestand inklusive Charterer-Deckungen von 250 Mio. auf 260 Mio. BRZ gewachsen sei. Skuld konnte eigenen Angaben zufolge von 99 Mio. auf 103,3 Mio. BRZ (owned) zulegen und West of England deutlich von 90 Mio. auf 96 Mio. BRZ. Letzterer hatte seinen Bestand aufgrund hoher Verluste im Vorjahr stark dezimiert – 2021 lag er noch bei 106 Mio. BRZ.

Der relativ kleine London P&I Club war nach hohen technischen Verlusten, Nachschussbedarfen und einer Rating-Verschlechterung erneut gezwungen, sich von Flotten zu trennen. Der BRZ-Bestand (owned) schrumpfte kräftig von 44,1 Mio. auf jetzt 40,5 Mio. BRZ. Wohlgemerkt: Vor zwei Jahren hatte der London Club noch fast 49 Mio. BRZ in den Büchern.

Aus dem Segment der Festprämien-P&I-Versicherer gab es bislang kaum offizielle Reaktionen. Makler berichten, dass der bisherige Marktführer in dem Teilsegment, British Marine, dieses Jahr vorsichtiger agiert habe. »Es wurden deutliche zweistellige Prämiensteigerungen gefordert, auch auf die Gefahr hin, dass Flotten abwandern«, so ein Londoner Makler. Der Wettbewerber Thomas Miller Specialty (P&I), der seit zwei Jahren wieder stark auf Wachstumskurs ist, zog gegenüber der HANSA eine positive Bilanz. Underwriting Director Helge Volger, der das P&I-Underwriting (fixed Premium) der britischen Gruppe von Hamburg aus verantwortet, gab an, dass das Prämienvolumen für dieses Jahr leicht auf knapp 80 Mio. $ angewachsen sei – dank Preisanhebungen. »Das Prämienniveau erhöhte sich im Schnitt um 13%«, so Volger.

Der BRZ-Bestand dürfte hingegen leicht rückläufig gewesen sein. Nach den Erhöhungen der letzten Zeit dürfte Fixed-Premium P&I für etwas größere Schiffe gar nicht mehr günstiger sein als eine Deckung bei den IG P&I Clubs, die auf Gegenseitigkeit versichern. »Dafür gibt es andere Vorteile wie Budgetsicherheit und eine größere Aufmerksamkeit für kleinere Kunden«, meint Volger.      (mph)