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Der Antriebsspezialist ABB hat den Auftrag erhalten, zwei neue Mehrzweck-Patrouillenschiffe des finnischen Grenzschutzes auszurüsten.

ABB liefert sein integriertes Energie- und Antriebspaket mit zwei Azipod-Antrieben und dem Onboard DC Grid-Stromversorgungssystem. [ds_preview]

Das Azipod-Antriebssystem soll eine hohe Manövrierfähigkeit und Eisbrecherfähigkeiten zur Unterstützung anspruchsvoller Einsätze gewährleisten. Das Onboard DC Grid hingegen soll eine verbesserte Effizienz des Antriebsstrangs und Kompatibilität mit alternativen Energiequellen bieten, teilt ABB mit.

ABB schließt Vertrag mit Meyer Turku

Die Schiffe sind auf niedrige Emissionen und Energieeffizienz ausgelegt und gewährleisten die ständige Bereitschaft zum Schutz von Menschen, Eigentum und Natur. ABB hat mit dem finnischen Schiffbauer Meyer Turku einen Vertrag über die Lieferung des Antriebspakets abgeschlossen.

Die 98 m langen Schiffe werden die auslaufenden Patrouillenschiffe »Tursas« und »Uisko« ersetzen. Zusammen mit der bestehenden »Turva« sollen sie die finnischen Grenzen bewachen, Seenotrettungseinsätze durchführen und zur Eindämmung von Umweltbelastungen beitragen.

Die neuen Schiffe werden auch als Kommandostützpunkte für andere Schiffe, Hubschrauber, Rettungsschwimmer, Taucher und, falls erforderlich, andere öffentliche Sicherheitsbehörden bei gemeinsamen Operationen dienen.

Mit diesen Schiffen wird die Fähigkeit zur Durchführung von Massenevakuierungen auf mehr als 400 Personen anwachsen, und die Kapazität zum Auffangen von ausgelaufenem Öl wird sich gegenüber dem jetzigen Stand ungefähr verdoppeln.

In felsigen Gewässern unterwegs

Die Patrouillen an der finnischen Küste, die durch felsige Gewässer, zerklüftete Küsten und schwierige Winterbedingungen gekennzeichnet ist, stellen hohe Anforderungen an die Schiffe. Die doppelten Azipod-Propulsoren bieten die nötige Manövrierfähigkeit und Eisbrecherfähigkeit, um die Leistung und Sicherheit zu optimieren und gleichzeitig den Komfort für die Besatzung durch die Minimierung von Vibrationen zu erhöhen, so ABB.

»Unsere neuen Patrouillenschiffe werden etwa 330 Tage im Jahr auf See sein und unter schwierigen und unterschiedlichen Bedingungen arbeiten«, sagte Kommandant Marko Aheristo, Leiter der technischen Abteilung des finnischen Grenzschutzes. »Die Schiffe sind für einen schadstoffarmen und energieeffizienten Betrieb ausgelegt und benötigen ein vielseitiges und hochentwickeltes Energie- und Antriebssystem, das auf fortschrittlicher und bewährter Technologie basiert. ABB bietet uns ein integriertes Paket, das unsere strengen Anforderungen erfüllt und eine schnelle Funktionsfähigkeit und ständige Bereitschaft zum Schutz von Menschen, Eigentum und Natur gewährleistet.«

Durch die Steigerung der Effizienz des Antriebsstrangs und die Zukunftssicherheit der Schiffe für den Einsatz alternativer Energiequellen wird ABB Onboard DC Grid dem finnischen Grenzschutz helfen, die Umweltziele kurz- und langfristig zu erreichen. Die Flexibilität der Systemplattform wird auch die Integration zusätzlicher Missionssysteme erleichtern, wenn sich die Anforderungen weiterentwickeln, während ihre hohe Fehlertoleranz und Zuverlässigkeit zu einem sichereren und effizienteren Betrieb führen wird.

Komplettes Antriebspaket

Neben dem Onboard DC Grid und dem Azipod-Antrieb gehört auch das Power and Energy Management System (PEMS) zum Lieferumfang von ABB. Als Kernstück des kombinierten Energie- und Steuerungssystems eines Schiffes sorgt das PEMS von ABB für eine optimale Nutzung der gesamten Energieressourcen an Bord auf sichere, energieeffiziente und umweltfreundliche Weise.

»Wir sind stolz darauf, vom finnischen Grenzschutz für dieses wichtige und zukunftsweisende Projekt ausgewählt worden zu sein, und freuen uns darauf, unsere langjährige Zusammenarbeit mit Meyer Turku fortzusetzen«, sagte Antti Ruohonen, Leiter des Bereichs Schiffsantriebe bei ABB Marine & Ports. »Mit diesem Auftrag unterstreicht ABB seine Position als bevorzugter Systemintegrator für anspruchsvolle und vielfältige Schiffsbetriebe.«

Die Präsenz von ABB im Bereich der Küstenwache ist den Angaben zufolge in den letzten Jahren gewachsen. Zwischen 2017 und 2020 modernisierte ABB insgesamt zehn Schiffe der kanadischen Küstenwache (CCG), um deren Lebensdauer um 20 Jahre zu verlängern. Im Jahr 2021 erteilte die CCG ABB den Zuschlag für ein National Individual Standing Offer (NISO) zur Erbringung umfassender Dienstleistungen für die an Bord dieser Schiffe installierte Ausrüstung. Im Jahr 2019 erreichte die »Svalbard« der norwegischen Küstenwache als erstes Azipod-angetriebenes Schiff den Nordpol.

Sicherheitslage in Finnland verändert

Das Sicherheitsumfeld in Finnland hat sich grundlegend verändert, so die Finnish Border Guard. Die Risiken im Arbeitsumfeld des finnischen Grenzschutzes haben zugenommen. Der finnische Grenzschutz bereitet sich darauf vor, Störungen der Grenzsicherheit und Unfälle auf See zu bewältigen und die territoriale Integrität Finnlands zu überwachen.

Nach Einschätzung des finnischen Grenzschutzes reicht die Modernisierung der alternden Flotte nicht mehr aus, sondern die alten Schiffe müssen durch neue Mehrzweckschiffe ersetzt werden. Der finnische Grenzschutz wird insgesamt drei veraltete Patrouillenschiffe durch zwei neue Patrouillenschiffe der Turva-Klasse ersetzen.

Eines der am stärksten befahrenen Seegebiete der Welt erfordert schnelle Einsatzfähigkeit und ständige Bereitschaft, um Menschen, Eigentum und Natur zu schützen, so die Küstenschützer. Mit leistungsfähigen und modernen Schiffen könne man die Sicherheit der Grenzen besser gewährleisten und sicherstellen, dass auch gefährliche Sondersituationen effizient bewältigt werden können, heißt es.

Die Ostsee sei außerdem besonders anfällig für Umweltunfälle. Die finnischen Schären und Küsten sind von unschätzbarem Wert, was ihre Natur betrifft. Wenn durch einen Schiffsunfall große Mengen an Öl oder Chemikalien ins Meer gelangen, können die Schäden irreversibel sein. Durch eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf See könnten sie verhindert werden. Daher werden die neuen Mehrzweckschiffe mit modernsten Systemen zur Bekämpfung von Öl- und Chemikalienunfällen und einer hohen Auffangkapazität ausgestattet.

Der finnische Grenzschutz wurde vom Parlament ermächtigt, die zwei neuen Schiffe zu beschaffen. Im Frühjahr 2021 organisierte der finnische Grenzschutz eine Ausschreibung, die Meyer Turku gewann. Die Planung habe im Jahr 2020 begonnen. Der Vertrag sei im Juni 2022 abgeschlossen worden. Die Auslieferung des ersten Schiffes ist für 2025 und die des zweiten für 2026 geplant. Die Regierung hat Mittel in Höhe von 448 Mio. € für die Beschaffung neuer Schiffe bewilligt, so der finnische Grenzschutz.