Die Kreislaufbaggerei in der Tideelbe zwischen Hamburg und Brunsbüttel ist »ökonomisch unsinnig und ökologisch bedenklich«. Jetzt werden neue Verwendungsmöglichkeiten für die ausgebaggerten Sedimente aus der Unterelbe und der Stör gesucht.
Der Hamburger Hafen soll als national bedeutsamer Wirtschaftsstandort auch zukünftig für große Schiffe erreichbar sein. Aus diesem Grund muss eine ausreichende Wassertiefe gewährleistet sein und angespülte Sedimente regelmäßig entfernt werden. Hierbei kommt es auch zur sogenannten »Kreislaufbaggerei«, bei der Sedimente auf Hamburger Gebiet und der angrenzenden Bundeswasserstraße Tideelbe entnommen und stromabwärts wieder in der Elbe und ihren Seitenräumen abgelagert werden. Im Anschluss schwemmt die Flut die Sedimente anteilig zurück in den Hafen, sodass diese zu einem späteren Zeitpunkt erneut ausgebaggert und abtransportiert werden müssen.
Um sinnvollere Lösungen für das Sedimentmanagement zu finden, haben jetzt das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) von Schleswig-Holstein, der Kreis Steinburg, die Entwicklungsgesellschaft Westholstein und die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt eine Absichtserklärung unterzeichnet. [ds_preview]
»Die Kreislaufbaggerei in der Elbe ist ökonomisch unsinnig und ökologisch bedenklich. Diese Sisyphusarbeit kann nur reduziert werden, wenn wir Wege finden, mit den anfallenden Schlickmassen umzugehen. Wir suchen deshalb gemeinsam Lösungen, die Win-Win Effekte erzielen: Der Hamburger Hafen soll weiterhin das wirtschaftliche Aushängschild der norddeutschen Metropolregion bleiben, die Kreislaufbaggerei reduziert, der Lebensraum Elbe geschützt und die Sedimente gewinnbringend genutzt werden. Gerade im Deichbau schlummern große Potenziale, die zudem helfen, begrenzte Bodenressourcen zu schonen«, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt während der Unterzeichnung der Erklärung in Itzehoe.
Klar sei, dass die Sedimentproblematik nur gemeinsam zwischen Bund, Ländern und Kreisen gelöst werden könne. »Ich bin sehr froh, dass aus der kommunalen Ebene heraus nach konstruktiven Lösungen gesucht wird und alle Akteure an einem Strang ziehen«, so Goldschmidt weiter.
Fokus auf Verwendung von Schlick im Deichbau
Zunächst sollen verschiedene Lösungsansätze zur Verwendung von Sedimenten aus Elbe und Stör systematisch analysiert und bewertet werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Verwendung des Schlicks im Deichbau. Der Kreis Steinburg wird dazu eine Potentialanalyse in Auftrag geben, auf deren Grundlage die Partner gemeinsam konkrete Verwertungsmaßnahmen entwickeln und möglichst umsetzen wollen.
Der Landrat des Kreises Steinburg, auf dessen Initiative die Unterzeichnung stattfand, Claudius Teske erläutert: »Unser gemeinsames Ziel ist es, die abgelagerten Sedimente im Steinburger Unterelberaum zu gewinnen und diese in neue Wertschöpfungsketten einzubringen. Damit werden auch die Elbe und die Stör als wichtige Lebens- und Wirtschaftsadern und klimafreundliche Verkehrsinfrastruktur erhalten.«
Guido Austen für die Entwicklungsgesellschaft Westholstein: »Das Zusammenspiel von Ökonomie und Ökologie ist die große Herausforderung. Unternehmen, die auf den Zugang zu den Wasserstraßen angewiesen sind, sollen langfristig von den Ergebnissen des Projektes profitieren. Profitieren wird aber auch das Ökosystem, da durch die Minimierung der Baggerei die Ausbildung stabiler Flora- und Faunavergesellschaftungen gefördert wird.«
Heinz-Josef Joeris, Leiter der Abteilung Wasserstraßen in der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt: »Wir begrüßen die Initiative der Region ausdrücklich. Mit der gemeinsamen Absichtserklärung legen wir jetzt einen weiteren wichtigen Baustein für den Umgang mit Feinsedimenten aus der Unterelbe und Stör. Ein vielversprechender Schritt für die Weiterentwicklung dieses bedeutenden Natur- und Wirtschaftsraums.Das gemeinsame lösungsorientierte Vorgehen aller Beteiligten wirkt sich positiv auf die gesamte Tideelbe aus – und damit auch auf die derzeitigen Kreislaufbaggerungen.«