Getreideexport Odessa Ukraine
© Presidential Office Ukraine
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Nachdem die Russen das Abkommen zum Getreideexport mit der Ukraine nicht verlängert haben, könnten fehlende Exportmengen und alternative Routen den Dry-Bulk-Markt weiter drücken.

Nachdem Russland seine Teilnahme an der Schwarzmeer-Getreide-Initiative mit Wirkung vom 17. Juli 2023 ausgesetzt hat, sieht die Zukunft der ukrainischen Getreideexporte aus dem Schwarzen Meer düster aus, zumindest solange, bis eine neue Vereinbarung zur Erleichterung des Güterverkehrs aus der Region getroffen wird. [ds_preview]

Bis zum 16. Juli hatte die Ukraine im Rahmen des Abkommens insgesamt 32,9 Mio. t landwirtschaftlicher Erzeugnisse exportiert. »Der Wegfall der Handelsströme durch diese Passage oder zumindest die vorübergehende Aussetzung der Schiffsbewegungen in der Region aufgrund der Unsicherheit wird zu einem Rückgang der Schifffahrtsnachfrage führen, insbesondere bei den Supramax- und Panamax-Schiffen«, heißt es in einem aktuellen Bericht des Beratungsunternehmens Drewry.

Nicht nur haben die Russen das Abkommen auslaufen lassen, das Frachtern eine sichere Passage durch das Schwarze Meer zu ukrainischen Häfen gewährte. Moskau verschärft sogar den Druck – und die Unsicherheit für die Schifffahrt – indem nun Schiffe in dem Gebiet als potenzielle militärische Ziele betrachtet werden.

Marktanteile Getreidehandel Ukraine Welt
© Drewry

Da die sichere Passage durch das Schwarze Meer nicht zur Verfügung steht, wird nach Einschätzung der Experten die Ukraine für ihre Exporte wahrscheinlich auf alternative Routen – über den rumänischen Hafen Constanta und über Binnenrouten – angewiesen sein. Während die Ukraine im vergangenen Wirtschaftsjahr dank dem Abkommen 16,8 Millionen Tonnen Weizen exportieren konnte, wurden rund 39 % der gesamten Weizenausfuhren außerhalb des Getreidekorridors über Osteuropa, insbesondere Rumänien, abgewickelt.

Im Jahr 2022 nahm Rumänien die Eisenbahnverbindungen mit der Ukraine und der benachbarten Republik Moldau für den Gütertransport wieder auf. »Der 2022 begonnene Bau wichtiger Eisenbahnabschnitte in der Republik Moldau wird die Kapazität und Geschwindigkeit erhöhen, mit der ukrainische Produkte den Hafen von Constanta erreichen. Darüber hinaus werden sie auch den Verkehr zu einer Gruppe kleinerer Häfen entlang der Donau, der wichtigsten Binnenwasserstraße Europas, erleichtern. Die geballte Kapazität dieser kleineren Häfen kann die Ausfuhren aus der Ukraine teilweise erleichtern und als wichtiges Transitzentrum dienen«, so Drewry.

Hafen Constanta – Ukraine-Alternative mit Engpässen

Auch wenn diese alternativen Routen die ukrainischen Exporte etwas entlasten könnten, könnten die Gesamtauswirkungen die Schifffahrt mit trockenen Massengütern weiter beeinträchtigen, schätzt das Beratungsunternehmen.

Im Hafen von Constanta, der über eine Lagerkapazität von 2 Mio. t verfügt, könnte es zu erheblichen Engpässen kommen. Rumänien ist ein wichtiger Weizenexporteur und steht kurz vor Beginn seiner Exportsaison. Wenn Rumänien dem Export seiner heimischen Ernte Vorrang einräumt, könnten sich die Ausfuhren der Ukraine verzögern.

»Selbst wenn die Ukraine weiterhin einen Teil ihrer Exporte über diese alternativen Routen abwickelt, wird der Anstieg der Logistikkosten unweigerlich dazu führen, dass der Handel nicht mehr wettbewerbsfähig ist; für den Transport von Getreide nach Europa über die Binnenschifffahrtswege werden kleinere Schiffe benötigt«, heißt es.

Verschiebung der globalen Handelsströme wird sich fortsetzen

Daher wird sich die Verschiebung der globalen Handelsströme fortsetzen. Die ukrainischen Ausfuhren nach Asien sind stark zurückgegangen, während der Anteil der Ausfuhren nach Europa im Vergleich zum Vorkriegsniveau gestiegen ist. China hat durchweg größere Mengen Weizen aus Australien importiert und damit die Ukraine ersetzt, die dadurch an Nachfrage in Tonnenmeilen verloren hat. »Wir glauben, dass diese Verschiebung nicht vorübergehend sein wird, da die Partner der Ukraine versuchen werden, die Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten, da es unvermeidliche langfristige Auswirkungen des Krieges auf die Erntekapazität der Ukraine gibt«, so Drewry .

Obwohl große Exporteure wie Kanada, Brasilien und Australien ihre Getreideexporte in dieser Saison erhöht haben, erwarten wir, dass der Getreidehandel 2023 zurückgehen wird, nachdem er 2022 geschrumpft war, da die Lücke, die durch die Exportreduzierung der Ukraine entstanden ist, wahrscheinlich nicht geschlossen werden kann. Der Getreidemarkt wird in Mitleidenschaft gezogen werden und die Supramax- und Panamax-Segmente vor Herausforderungen stellen, da Russland weiterhin nicht an das globale Zahlungsnetzwerk SWIFT angeschlossen ist, Argentinien weiterhin mit einer schweren Dürre zu kämpfen hat und die Getreideexporte der USA im Vergleich zum Vorjahr rückläufig bleiben.