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Nach über sieben Jahren steht der Start der Bergungsaktion am Tanker »Safer« vor dem Jemen kurz bevor.

David Gressly, UN Resident and Humanitarian Coordinator für das bürgerkriegsgeplagte Land und damit auch zuständig für das Schicksal der »FSO Safer«, gab jetzt bei den Vereinten Nationen einen Ausblick auf die nächsten Schritte.[ds_preview]

Seit das Bergungsschiff »Ndeavor« am 30. Mai vor Ort angekommen ist, habe Smit Salvage, die vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen beauftragte Boskalis-Tochter, »alles getan«, um die marode »Safer« zu stabilisieren und sie für die Beseitigung von einer Million Barrel Öl vorzubereiten, sagte Gressly. Für die aufwendige Aktion hatte zuletzt die deutsche Firma Brand Marine Consultants den Auftrag als Marine Warranty Surveyor bekommen.


Ein wichtiger Schritt für den Fortgang des Projekts war bereits der Verkauf des Tankers durch die belgische Euronav-Reederei im März. Sie hatte die »Safer« für rund 55 Mio. $ abgegeben. Das 1976 gebaute und 1987 umgebaute Schiff liegt als schwimmende Lagereinheit FSO etwa 9 km vor der jemenitischen Küste des Roten Meeres und 50 km nordöstlich des Hafens von Hodeida.

»Schätzungsweise 1,14 Millionen Barrel Rohöl« dürften noch an Bord seien, heißt es. Der 406.639-Tonner gilt als eines der größten jemals gebauten Schiffe. Es war mehr als dreißig Jahre lang vor dem Jemen positioniert. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs 2015 ist es jedoch ohne Strom und ohne Wartung den Witterungsbedingungen vor Ort ausgesetzt und wurde immer stärker zu einer großen Gefahr für die Umwelt.


In den letzten fünf Wochen wurde das als schwimmende Lager genutzte Schiff inspiziert. Gründliche Strukturuntersuchungen des Schiffsrumpfes hätten bestätigt, dass die Dicke des Rumpfes trotz des Verfalls mehr als ausreichend ist, um den beim Öltransfer auftretenden Kräften standzuhalten, so Gressly. Dies bedeute, dass das Schiff längsseits der »Nautica« festgemacht werden kann, um das Öl umzuladen.

»Safer« ist »vollständig stabilisiert«, aber Restrisiko bleibt

In die Öltanks wurde Inertgas gepumpt, um die Brand- und Explosionsgefahr zu verringern. Smit Slavage habe dem UNDP bescheinigt, »dass der Öltransfer durchgeführt werden kann, wobei das Risiko innerhalb eines akzeptablen Bereichs liegt«. Die »Safer« sei für den Transfer des Öls von Schiff zu Schiff »vollständig stabilisiert«. Dennoch gebe es ein Restrisiko. Die Vereinten Nationen und ihre Partner haben ein Krisenmanagementteam mit Sitz in Hodeidah eingerichtet, um im Falle eines Zwischenfalls reagieren zu können.

»Ich freue mich, dem Rat mitteilen zu können, dass die Behörden von Sana’a heute die Genehmigung für den Öltransfer vom ›FSO Safer‹ auf das Ersatzschiff erteilt haben«, teilte der Koordinator mit. Das Schiff »Nautica« bereitet sich auf das Auslaufen aus Dschibuti vor. »Es wird längsseits der Safer festmachen und dürfte Anfang nächster Woche mit der Ölübernahme beginnen«, so die Ankündigung. Der Öl-Transfer soll etwa zwei Wochen dauern. »Der Abschluss des Öltransfers von Schiff zu Schiff wird ein Moment sein, in dem die ganze Welt aufatmen kann«, zeigte sich Gressly zuversichtlich. Eine humanitäre, ökologische und wirtschaftliche Katastrophe einer massiven Ölpest werde verhindert worden sein.

Das Ende der Operation wird damit aber noch nicht erreicht sein. Der nächste kritische Schritt sei die Lieferung und Installation einer CALM-Boje (Catenary Anchor Leg Mooring), an der das Ersatzschiff befestigt werden soll. Die CALM-Boje muss spätestens im September an ihrem Platz sein, da Strömungen und Winde im Oktober gefährlicher werden. Laut Gressly hat die international anerkannte Regierung in Aden ihre Unterstützung für den Plan sowie 5 Mio. $ für die Operation zugesagt und sei damit der sechstgrößte Geber.

Deutschland unter größten Geldgebern

Das geschätzte Budget beläuft sich derzeit auf 143 Mio. $, von denen die Vereinten Nationen 118 Mio. $ von Mitgliedstaaten, dem Privatsektor und der Öffentlichkeit, die 300.000 USD durch eine Crowdfunding-Kampagne beigesteuert hat, aufgebracht haben.

Das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten stellte 20 Mio. $ als Überbrückungsfinanzierung aus dem Zentralen Nothilfefonds zur Verfügung, wodurch das UNDP über ausreichend Liquidität verfügte, um die Operation zu starten.

Gressly dankte explizit den fünf wichtigsten Geldgebern: Saudi-Arabien, den Niederlanden, Deutschland, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich. Er mahnte aber auch, dass noch weitere 25 Mio. $ benötigt werden, unter anderem für die Rückzahlung der 20 Mio. $ an den Zentralen Nothilfefonds.