Die norwegisch-deutsche Klassifikationsgesellschaft DNV führt speziell auf Tankschiffe zugeschnittene Klassenregeln für Landstromanschlüsse ein.
Man sei damit die erste Klassengesellschaft weltweit, teilte DNV mit, und wolle damit zur Etablierung von Branchenstandards beitragen.[ds_preview]
Der Bedarf an neuen Regeln für die Landstromversorgung von Tankern ergab sich den Angaben zufolge aus der Änderung der Verordnung des »California Air Resources Board« (CARB) über die Liegeplätze von Seeschiffen, die ab Januar 2025 in bestimmten Häfen Emissionskontrollstrategien für Tanker vorschreibt. Als Reaktion auf diese gesetzlichen Änderungen führte DNV im Auftrag der Western States Petroleum Association eine umfassende Bewertung der Machbarkeit der neuen Anforderungen durch.
Die Bewertung habe ergeben, dass der bestehende Rechtsrahmen für die Landstromversorgung von Tankschiffen »erhebliche Lücken aufweist«, was die Notwendigkeit robusterer Vorschriften unterstreiche. »Zu den Lücken gehörten die fehlende Standardisierung der Anschlusspunkte, die begrenzte Schnittstellenkompatibilität mit Terminalsystemen und die Beschränkungen bei der Technologieentwicklung«, heißt es seitens der Klasse. Im Rahmen des Projekts wurde auch die Notwendigkeit einer Risikobewertung beim Umgang mit gefährlicher Ladung während der Einführung der Landstromtechnologie festgestellt.
Landstrom kann bei Tankern größere Risiken bergen
»Bei Tankschiffen, die oft potenziell entflammbare Ladung transportieren, können die elektrischen Risiken größer sein als bei Massengutfrachtern und Containerschiffen. Dies erfordert mehr Aufmerksamkeit für die Sicherheit der Systeme sowohl an Bord als auch an den Kais«, sagte Catrine Vestereng, Senior Vice President und Global Segment Director Tankers bei DNV Maritime. »Diese Lücken unterstreichen, wie wichtig es ist, branchenübliche Richtlinien aufzustellen, um Sicherheitsbedenken effektiv anzugehen und das Wohlergehen von Personal und Anlagen im Tankerbetrieb zu gewährleisten.«
Um einen umfassenden Prozess zu gewährleisten, hatte DNV interessierte Parteien um Feedback gebeten und Vorschläge gemacht. Nach Einbeziehung der Erkenntnisse und des Fachwissens führender Energiecharterer, Tankerterminals und Schiffseigner wurden die Regeln nach einer fünfwöchigen Überprüfungsphase fertiggestellt.
Das Umweltkomitee des Oil Companies International Marine Forum (OCIMF) hatte die Onshore Power Supply Work Group (OPS WG) gegründet, eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Industrie, um die Entwicklung von standardisierten Richtlinien für die Landstromversorgung von Tankern, Terminals und deren Schnittstellen zu unterstützen. »DNV war Teil dieser kollektiven Bemühungen und hat einen wichtigen Beitrag geleistet. Wir schätzen die Bemühungen der DNV und aller unserer Partner in der Branche, da wir uns bemühen, die Einführung innovativer Lösungen zur Emissionsreduzierung zu beschleunigen«, sagte Filipe Santana, Engineering Adviser beim OCIMF.