Meyer Werft, Schiffbau, Werften
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Im Vorfeld der 13. Nationalen Maritimen Konferenz hat die IG Metall Küste eine Beschäftigungs- und Standortoffensive für den deutschen Schiffbau gefordert.

Nach Ansicht der Gewerkschaft seien die Werften von strategischer Bedeutung für Energieversorgung, Handel und Sicherheit – braucht aber mehr Unterstützung seitens der Politik. »Wann, wenn nicht jetzt, geben wir dem Schiffbau eine Zukunft?«, sagt Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. [ds_preview]

Ob Energiewende, nationale Souveränität, Offshore oder besserer Klimaschutz im globalen Handel: Wenn man es richtig mache, dann habe der Schiffbau in Deutschland und Europa mehr Potenzial als von vielen angenommen. Es gebe gut qualifizierte Belegschaften sowie  technologisch führende Werften und Zulieferer und Zukunftsmärkte. »Was wir brauchen ist eine intelligente, aktive Industriepolitik und Unternehmen, die in die Zukunft investieren.«

Die Forderungen richten sich an die 13. Nationale Maritime Konferenz, die in dieser Woche in Bremen mit Spitzen aus Politik, Industrie, Verbänden und den Gewerkschaften stattfindet. Die IG Metal hat im Vorfeld ihre 33. Schiffbauumfrage vorgelegt. Befragt wurden die Betriebsräte von 46 Werften in den fünf norddeutschen Bundesländern.

Wieder mehr Beschäftigte im Schiffbau

Erstmals seit vier Jahren ist demnach die Zahl der Beschäftigten auf den deutschen Werften wieder gestiegen – auf aktuell 15.028 Werftarbeiter. Das entspricht einem Plus von 3,6% gegenüber dem Vorjahr. Während der Passagierschiffbau in Folge der Corona-Pandemie eingebrochen ist, wächst die Bedeutung des Marineschiffbaus. Fast die Hälfte aller Beschäftigten (46%) arbeiten inzwischen in diesem Bereich.

Mit thyssenkrupp Marine Systems (TKMS, 3.901 Beschäftigte), der Meyer-Gruppe (3.813) und Lürssen (3.070) sind nach der Insolvenz der MV Werften vor allem drei Unternehmensgruppen prägend für den deutschen Schiffbau. Bemerkenswert sei dabei, dass der Verlust von rund 3.000 Arbeitsplätzen in Stralsund, Rostock und Wismar nahc der Insolvenz der MV Werften kompensiert werden konnte, heißt es bei der IG Metall. Allerdings schrumpft die Stammbelegschaft, stattdessen werden mehr Leiharbeiter über Werkverträge beschäftigt.

Die Auftragsentwicklung schätzen die Betriebsräte positiver ein als in den Vorjahren – weniger beim Bau von Kreuzfahrtschiffen, dafür aber im Marineschiffbau. Die IG Metall Küste hofft daher auf klare Aussagen der Politik auf der Nationalen Maritimen Konferenz.

IG Metall will Know-how im Schiffbau sichern

Der Verkauf von TKMS sowie weitere Fusionen in Deutschland oder Europa seien für die Gewerkschaft nur vorstellbar, wenn sich der Staat als Ankerinvestor mit einer Sperrminorität von 25,1% beteiligen würde, betont IG Metall-Bezirksleiter Friedrich. Außerdem brauche es endlich Entscheidungen über weitere Aufträge. »Ein nationaler oder europäischer Champion im Marineschiffbau braucht Zukunftschancen für alle Beteiligten und keinen Personalabbau oder Standortschließungen.«

Wenn es um den Fachkräftemangel in der Branche geht, sieht die Gewerkschaft vor allem die Unternehmen selbst gefordert. Mit 5,7% ist die Ausbildungsquote laut der Befragung auf den niedrigsten Wert seit 2007 (2010: 8,1%) gesunken. »Wir setzen darauf, dass das geplante Tariftreuegesetz des Bundes künftig auch für den Schiffbau greift.«


Vor der Nationalen Maritimen Konferenz ist die IG Metall nicht der einzige Akteur, der Fachkräftemangel und Ausbildungslücke auf der Agenda hat. Unter anderem auch die deutschen Reeder messen der Thematik höchste Bedeutung bei. Holger Jäde, Referent Ausbildung beim Verband Deutscher Reeder (VDR), wünscht sich eine gemeinsame Ausbildungsinitiative der gesamten maritimen Branche. Allein sei das Problem nicht zu lösen, sagt Jäde in der aktuellen Folge des HANSA PODCASTs, in der über die NMK, seine Erwartungen und Erfahrungen, potenzielle Lösungswege, die duale Ausbildung und vieles mehr spricht. Hören Sie hier die komplette Episode.

Jaede VDR Podcast