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Gänzlich unbekannt ist die grönländische Staatsreederei Royal Arctic Line (RAL) in Bremerhaven nicht. Doch künftig ist der Weser-Standort fester Bestandteil regelmäßiger Dienste.

In den vergangenen Jahren hatte das Bremerhavener Polarforschungsinstitut AWI für verschiedene Projektarbeiten schon mehrfach mit der grönländischen Staatsreederei Royal Arctic Line (RAL), die bei der Finanzierung von Neubauten auch von der deutschen Förderbank KfW IPEX unterstützt wird, zusammengearbeitet und eines der roten Frachtschiffe eingechartert.[ds_preview]

Doch nun kommt das neueste und größte Schiff der Reederei, die 2020 von der chinesischen Guangzhou Wenchong Werft abgelieferte »Tukuma Arctic«, alle drei Wochen regelmäßig an das Eurogate-Terminal nach Bremerhaven.

Schon im letzten Jahr waren zusammen mit dem Projektpartner, der isländischen Reederei Eimskip, Pläne aufgenommen worden, den regelmäßigen wöchentlichen Liniendienst, der mit den beiden Schwesterschiffen »Bruarfosq und »Dettifos«, die auf der »Roten Linie« bislang nach Dänemark und Schweben verkehrten, auf einen deutschen Hafen auszuweiten. »Bruarfos« und »Dettifosq machten schon Ende Februar bzw. Anfang März einmal an der Stromkaje fest, am Montag war nun der Erstanlauf des Containerschiffes »Tukuma Artica« in der Seestadt.

Bis zu 2.148 TEU (inklusive 500 Reefer-Container) kann das 179,40 m lange Containerschiff, das anders als die übrigen Schiffe der grönländischen Reederei über keinen eigenen Bordkran verfügt, transportieren. Dabei werden auf der südgehenden Reise von der größten Insel der Welt meist Fisch und Schalentiere exportiert. In den nordeuropäischen Häfen Aarhus, Helsingborg und nun auch Bremerhaven werden dann die notwendigen Versorgungsgüter für die rund 56.000 Einwohner von Grönland geladen. Gelöscht wird in Nuuk, auf der Reise werden zudem im Nordatlantik noch Island und die Färöer-Inseln angelaufen. Bremerhaven steht jeweils am Montag auf dem Fahrplan.

John Aage Nielsen, Kundenmanager und Interims-COO von RAL, begründet in dänischen Medien die Entscheidung für Bremerhaven. Zum einen sei es der Wunsch vieler grönländischer Kunden gewesen und zum anderen könne man mit dem Anlauf in Bremerhaven Kraftstoff sparen. »Für uns handelt es sich um eine Optimierung mehrerer Bedingungen und auf der Route konnten wir erkennen, dass es Raum für Verbesserungen gab.«

Royal Arctic Line sorgt für Sorgenfalten in Aarhus

Er glaubt nicht, dass sich das Frachtaufkommen rund um Aarhus wesentlich ändern wird, ergänzt jedoch: »Auf lange Sicht wird es aber selbstverständlich sein, dass Waren, die für Europa bestimmt sind, nach Bremerhaven gehen. Jedoch sind die grönländischen Exporteure mit ihren Kühlhäusern und dergleichen bislang stark in Dänemark verwurzelt. Es liegt an ihnen, wo die Waren landen, aber mit der Hinzufügung von Bremerhaven sind wir zumindest nicht der limitierende Faktor«.

Mit dieser Ankündigung sorgt die Reederei, die erst vor zwei Jahren vom langjährigen norddänischen Abfahrtshafen Aalborg nach Aarhus gewechselt war, und dort jährlich rund 40.000 Container umschlägt für Unruhe. Denn mit der Aufnahme Bremerhavens ist man in Aarhus nicht mehr der einzige Kontinentalhafen, wenn es sich um die Anlandung grönländischer Waren für den europäischen Markt handelt.

Nun befürchtet man in Dänemark, dass Aarhus langfristig nicht mehr die erste Wahl der Royal Arctic Line ist und man sich dort zurückziehen könnte, zumal gerade erst die dänische Container-Reederei Maersk angekündigt hat, die direkte Asien-Route mit den großen Triple-E-Schiffen ab dem nächsten Jahr dorthin einzustellen. Ladung für Aarhus soll zukünftig in Bremerhaven auf kleinere Containerfeederschiffe umgeschlagen werden.

Garnelen von Grönland nach Deutschland

Grönlands wichtigste Exportgüter sind Fisch, Schalentiere wie Tiefseegarnelen. Im Jahr 2023 betrug der Anteil dieser Güter 92%. Zu den größten Kunden von RAL gehört dabei Royal Greenland, einer der weltweit größten Lieferanten von Fisch und Schalentieren und wie RAL im Besitz der grönländischen Selbstverwaltung. Nur 40 km weiter von Bremerhaven nördlich entfernt, in Cuxhaven, verfügt Royal Greenland auch über zwei große Produktionsfabriken, für Garnelen und Seehasenrogen.

Wie die dänische Tageszeitung Din Avis Aarhus berichtet, sei man bei Royal Greenland von Royal Arctic Line zur Meinung zum Bremerhaven-Anlauf konsultiert worden. Direktorin Susanne Arfelt Rajamand habe diese Initiative unterstützt, da man dieses als Chance sieht, das Geschäft dort auszubauen. »Es wird für uns nur ein Vorteil sein, dass wir Zugang zu mehr globalen Häfen haben«∞ wird Rahamand zitiert.

Aage Nielsen geht davon aus, dass das Engagement von Royal Greenland vorerst keine großen Auswirkungen auf die Containermengen nach Aarhus haben wird: »Es wird unser Frachtaufkommen nicht um viele Prozente verändern.«   (CE)