Rotes Meer, Suezkanal, Jemen, Aegypten, Saudi-Arabien
Print Friendly, PDF & Email

Ein bedeutender Teil des globalen Seehandels wird durch die Angriffe der jemenitischen Huthis und von somalischen Piraten beeinträchtigt. Die Bruttotonnage in der Region ist um 63 % zurückgegangen.

Seit November 2023 hat die Bedrohung für die Schifffahrt zugenommen, als die Huthis begannen, Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden anzugreifen. Gleichzeitig hat die Piraterie vor der Ostküste Somalias zugenommen, und seit Dezember wurden zwei Massengutfrachter und mehrere Fischereischiffe gekapert. Erstmals seit sechs Jahren gelang somalischen Piraten wieder die Entführung eines Schiffes. [ds_preview]

Infolgedessen ist die Zahl der Schiffe in der Region seit Januar 2024 deutlich zurückgegangen. In den ersten drei Märzwochen ging die Zahl der Schiffe, die den Suezkanal passierten, im Jahresvergleich um 51 % zurück, was nach Daten der Schifffahrtsorganisation Bimco einem Rückgang der Bruttotonnage um 63 % entspricht.

»Im Jahr 2023 wurden schätzungsweise 13 % des weltweiten Seehandels durch diese Gebiete abgewickelt«, sagt Filipe Gouveia, Shipping Analyst bei Bimco. Betroffen ist Bimco-Daten zufolge vor allem der Containerverkehr (in Tonnen) mit 24 %, hinzu kommen 14 % des weltweiten Tankerverkehrs und 6 % des Massengutverkehrs.

»Die Schiffe meiden zunehmend die betroffenen Gebiete und fahren längere Strecken um das Kap der Guten Hoffnung herum, wodurch die Ladung verzögert ankommt, das Angebot knapper wird und die Frachtraten steigen. Durch die längeren Entfernungen steigt auch der Bunkerölverbrauch, was zu höheren Reisekosten und Kohlendioxidemissionen führt«, so Gouveia.

Auch für die Schiffe, die noch durch die betroffenen Gebiete fahren, entstehen höhere Kosten. Sie riskieren den Verlust von Menschenleben und Schäden an Schiffen und müssen höhere Versicherungsprämien zahlen. Die erhöhte Bedrohung für die Schiffe erhöhe also die Handelskosten, unabhängig von der gewählten Route, sagt Gouveia.

Durch Angriffe der Huthis und Piraten beeinträchtigter Seehandel Um die höheren Kosten zu umgehen und die Verspätungen zu begrenzen, könnten die Verlader versuchen, den Frachtverkehr durch das Gebiet zu begrenzen und den Handel aus nicht betroffenen Gebieten zu erhöhen. Dies wird nach Bimco-Einschätzung jedoch wahrscheinlich nur teilweise möglich und auf bestimmte Waren beschränkt sein. Auch für die Länder in den betroffenen Gebieten sei es schwierig, den Konflikt zu umgehen, und ihre Fähigkeit, Waren ein- und auszuführen, werde geschwächt.

Die Staaten arbeiten daran, die Bedrohungslage im Roten Meer, im Golf von Aden und vor der Küste Somalias zu verringern. Eine von den USA angeführte Koalition und eine maritime Operation der EU versuchen, die Sicherheit von Schiffen im Roten Meer zu verbessern, bisher mit begrenztem Erfolg. In der Zwischenzeit hat sich die indische Marine aktiv an der Bekämpfung der somalischen Piraterie beteiligt und vor kurzem einen gekaperten Massengutfrachter aus der Gewalt der Piraten befreit.

»Trotz den Bemühungen um mehr Sicherheit sind beide Gruppen weiterhin aktiv, und die Huthis haben damit gedroht, ihre Angriffe auf Schiffe im Indischen Ozean auszuweiten. Solange sich die Sicherheit in diesem Gebiet nicht deutlich verbessert, können die Schiffe nicht auf ihre normalen Routen zurückkehren. Da rund 80 % des Welthandels über die Schifffahrt abgewickelt werden, ist mit weiteren Verspätungen und höheren Kosten zu rechnen«, so Gouveia.