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Im vergangenen Herbst sorgte der nicht vollzogene Verkauf des deutschen Kreuzfahrtschiffes »Aidaaura« an die türkische Reederei Miray Cruises in der Kreuzfahrtwelt für viel Aufregung. Nach weiteren Umbau-Maßnahmen ist sie jetzt in griechischen Gewässern unterwegs.

Geplant war ursprünglich, dass die »Aidaaura« mit dem Kussmund nach Abschluss der letzten Kreuzfahrt für Aida Cruises Ende September an der Bremerhavener Columbuskaje an den neuen Eigner übergeben wird.[ds_preview]

Dieser wollte mit dem 202 m langen, mittlerweile 21 Jahre alten Kreuzfahrtschiff für das Tochterunternehmen Life at Sea Cruises eine drei Jahre dauernde Weltreise durchführen. Eine Anzahlung für das Schiff, das über einen geschätzten Marktwert um die 40 Mio. € haben soll, wurde hierfür angeblich auch geleistet. Nachdem Ende September die ersten neuen Crewmitglieder und Führungskräfte des türkischen Unternehmens an Bord gingen, mussten diese aber schon nach ein paar Tagen das Schiff wieder verlassen, da der vollständige Kaufpreis nicht geleistet wurde. Somit konnte die Weltreise nicht stattfinden und es dürften derzeit sicherlich viele Klagen der Reisenden anhängig sein.

Für Aida Cruises stellte sich die Lage ebenso nicht glücklich dar, mussten doch einige hundert Crewmitglieder zunächst an Bord bleiben, die aber einerseits in den Urlaub gehen wollten oder aber schon auf anderen Schiffen der Reederei eingesetzt werden sollten.

Es drohte eine längere Hängepartie, doch schon relativ kurzfristig gab es dann doch noch einen neuen Interessenten bzw. dann auch Eigentümer für das 1.200 Passagiere fassende Schiff »Aidaaura«: die griechische Reederei Celestyal Cruises. Diese hatte schon zuvor mit dem Ankauf des Schiffes geliebäugelt und Reedereivertreter inspizierten schon im Sommer 2023 das Schiff, für eine entsprechende Angebotsabgabe. Diese war dann aber wohl doch niedriger als die von Miray Cruises, so dass Celestyal zunächst nicht zum Zuge kam.

Doch dann ging es im Oktober letzten Jahres recht zügig und nach einer Übernahmezeit von nur zwei Wochen in Bremerhaven, währenddessen alle ehemaligen Aida-Hinweise, so auch der Schiffsname und der Kussmund am Bug des Schiffes entfernt werden mussten, nahm das Kreuzfahrtschiff dann unter neuen Namen »Celestyal Discovery« am 21. November von der Seestadt Kurs auf das Mittelmeer.

Seit Ende März führt das Kreuzfahrtschiff, nach weiteren Umbauten in Griechenland, mit neuem Namen, neuen Außenanstrich, neuer Crew aber auch neuem Konzept nun 3 bzw. 4-Nächte Kreuzfahrten in der Ägäis für den neuen Eigner durch – und dies recht erfolgreich.

Vom kleinen Fährhafen Lavrion, nur 30 Fahrminuten vom Flughafen Athen entfernt, startet die »Celestyal Discovery« zu Zielen der griechischen Inselwelt aber auch in das türkische Kusadasi, in deren Nähe sich die antike Stadt Ephesos, eine der bedeutendsten Städte der Antike, befindet.

Viele Veränderungen an Bord der ehemaligen »Aidaaura«

Für die Gäste ergibt sich ein spanendes Reiseprogramm, sechs Ziele in vier Tagen, da bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen an Bord. Angesprochen werden für diese Kreuzfahrten, anders als eben zu Aida-Zeiten, Gäste aus der ganzen Welt. Bis zu 60 unterschiedliche Nationalitäten sind so auf den Reisen an Bord, neben Griechen, Spaniern und Franzosen viele Chinesen aber auch Amerikaner. Deutsche Gäste lassen sich noch an zwei Händen abzählen. Auch die Speisenauswahl entspricht nun den internationalen Geschmäckern und nicht dem bisherigen deutschen Publikum. Schwarzbrot findet man im Brotkorb morgens vergeblich, dafür viel Herzhaftes, kurzgebratenes und viele Eierspeisen.

An Bord wurden alle ehemaligen Bar- und Restaurantbezeichnungen geändert, aber auch die Bewirtungskonzepte. Das ehemalige Markt-Restaurant heißt nun Taverna, hier ist das Büffet-Konzept zu den Hauptmahlzeiten bestehen geblieben. Das ehemalige Calypso-Büffet-Restaurant wurde nun zu dem A-la carte Restaurant Thalassa mit täglich wechselnden Speisen, zum Teil auch Zuzahlungspflichtig, umgestaltet. Der Zulauf hier ist groß, so dass sich oftmals am Eingang lange Warteschlangen bilden. Wasser, Bier und Tischwein sind zum Essen inklusive.

Zwar blieb die bisherige Bierzapfanlage in dem Büffet-Restaurant Taverna bestehen, dagegen wurde die Weinzapfanlage hier abgebaut. Wein wird nun von einem Kellner an einem separaten Tisch im Glas eingeschenkt. Die von einigen Gästen zu Aida-Zeiten immer angemahnten »Freitrinker«, die den ganzen Abend in den Restaurants beim inklusiven Wein die begrenzten Sitzplätze beschlagnahmten, ist nun Geschichte. Zumal dieses Verhalten wohl auch ein rein deutsches und kein Problem bei den internationalen Gästen ist.

Auch das immer wieder streitige Thema der Handtuchreservierung an den Liegen am Pool- und Sonnendeck gibt es an Bord der »Celestyal Disvovery« nicht. Einerseits gibt es nur zwei halbe Seetage zum Sonnenbaden an Deck. Doch auch an diesen Tagen waren die Außenliegen nur zu einem Bruchteil belegt. Asiatische und auch amerikanische Gäste haben offensichtlich ein nicht so starkes Sonnenbedürfnis wie die deutschen Passagiere.

Kapitän mit »deutscher« Erfahrung

Kapitän Panagiotis Giaukoumatos, der vor einigen Jahren bei der Deilmann-Reederei aktiv war und auch bei dem Bau der Superfast-Fährschiffe bei HDW in Kiel seinerzeit Bauaufsicht führte, zieht mit der Neuanschaffung der Reederei schon jetzt ein sehr positives Fazit, da sich die ehemalige »Aidaaura« in einem technisch hervorragenden Zustand befinde.

Bis auf ein paar kosmetische Auffälligkeiten macht das Schiff auch im Gästebereich einen sehr guten Eindruck. Die öffentlichen Bereiche wurden teilweise umgestaltet, so wurde das bisherige Fitnessstudio zu einem Kasino mit einarmigen Banditen und Roulette-Tisch umgebaut. Die internationale und stets freundliche Crew gibt sich viel Mühe, die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Erwähnenswert ist hierbei vor allem der hohe Anteil an kubanischen Servicekräfte, die mit einer Gelassenheit und karibischen Temperament so manchen Gästemuffel doch noch ein Lächeln abringt. Auch ein Großteil der Musiker und des Showensembles stammt aus dem kommunistischen Inselstaat. Das so viele kubanische Crewmitglieder an Bord sind, hat auch mit der langjährigen Erfahrung der Reederei zu tun, die vor rund 10 Jahren als eine der ersten Reedereien dort Kreuzfahrten anbot.

Letzte Hinweise auf Aida-Vergangenheit

Alte Aida-Fahrer vermissen an dem jetzt blauen Schiffsrumpf den ehemaligen Kussmund, finden aber hier und da noch immer alte Hinweise aus der Zeit unter der Flagge des Rostocker Unternehmens. So wurden die Kabinen, bis auf die entfernten und nicht mehr zeitgemäßen Baldachine über den Betten, überhaupt nicht verändert. Und im Fahrstuhl zeigt das Display für die Decks noch immer die Bezeichnung Aida-Bar oder aber auch Markt-Restaurant auf.

Schon jetzt sind die Reisen in diesem Jahr auf der »Celestyal Discovery« sehr gut gebucht. Für das nächste Jahr überlegt man derzeit ein geändertes Routing. In den Zeiten der Winterpause plant die Reederei dann weitere technische Auffrischungen an dem Schiff, hierbei ist es gut möglich, dass man dabei eine Werft in Deutschland anläuft, so Kapitän Giaukoumatos. Die letzte große Klassedockung des Schiffes erfolgte zu Aida-Zeiten noch bei der Lloyd Werft, gut möglich, dass man das Schiff dann hier im nächsten Winter nochmals sehen wird.   (CE)