Evergreen Containerschiff Ever Union
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Die taiwanesische Linienreederei Evergreen verzeichnet angesichts der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten einen Trend auf Verladerseite, sich vertraglich langfristiger Frachtraten zu sichern.

Das Management des taiwanesischen Linienreeders Evergreen Marine Corporation sagte auf einer Marktkonferenz am 18. April, dass die Krise im Roten Meer nach ihrer Erwartung bis weit ins zweite Quartal 2024 andauern wird, da die Spannungen zwischen Israel und den Golfstaaten zunehmen. [ds_preview]

Angesichts des Aufwärtsdrucks auf die Frachtraten hätten die Kunden schnell langfristige Transpazifik-Schifffahrtsverträge abgeschlossen, so die Reederei. Wu Kuang Hui, General Manager von Evergreen, erklärte: »Die Vertragsverhandlungen sind in vollem Gange, und wir sind recht optimistisch, da die Kunden ungeachtet der Frachtraten eifrig an Gesprächen interessiert sind.« Zu Beginn des Jahres seien die Kunden unsicher gewesen, ob sie Verträge unterzeichnen sollten, weil die Raten viel höher waren als vor einem Jahr. »Die Krise am Roten Meer ist noch lange nicht vorbei, und die Kunden wissen, dass sie, wenn sie jetzt keinen Vertrag unterzeichnen, die Spotraten zahlen müssen, und dass es ab dem 1. Mai eine weitere Runde allgemeiner Ratenerhöhungen geben wird. Die Erwartungen von Linienreedereien und Kunden nähern sich allmählich einander an«, so Wu.

Wu fügte hinzu, dass die Linienreedereien aufgrund der Gefahr von Angriffen der Huthis im Roten Meer und des sich verschärfenden bewaffneten Konflikts mit Israel voraussichtlich weiterhin Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung herum leiten werden. »Die Umwege bedeuten, dass die Betreiber ein bis zwei weitere Schiffe einsetzen müssen, um die wöchentlichen Dienste für die Kunden aufrechtzuerhalten. Selbst wenn sie den wöchentlichen Betrieb aufrechterhalten, ist es unvermeidlich, dass das Slot-Angebot aufgrund der unterschiedlichen Größe der investierten Schiffe begrenzt sein wird. Die aktuellen Frachtraten zeigen, dass die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markt nach wie vor vorhanden ist«, sagte Wu.

Evergreen: Panamakanal bleibt Störfaktor

Ein weiterer Störfaktor ist die Situation am Panamakanal. Obwohl die Kanalbehörde ACP allmählich mehr Durchfahrten zulässt, bleiben diese Zahlen nach Aussage Wus unter dem Niveau vor der Einschränkung aufgrund der langen Dürre. »Seit letztem Sommer wird der Panamakanal durch die Trockenzeit und das El-Nino-Phänomen beeinträchtigt, und die Wasserstände reichen weiterhin nicht aus, um den normalen Betrieb zu gewährleisten. Dies hat auch dazu geführt, dass die Reedereien einen Umweg über die Magellanstraße oder das Kap der Guten Hoffnung nehmen und zusätzliche Schiffe einsetzen müssen, um den wöchentlichen Betrieb aufrechtzuerhalten.« Darüber hinaus habe die Kanalbehörde die Ladelimits herabgesetzt, so dass die Schiffe bei einer Befahrung des Panamakanals weniger Container transportieren könnten.

Trotz diesen Störfaktoren dürften die Ergebnisse von Evergreen für das erste Quartal 2024 die bisherigen Prognosen übertreffen, da die Krise im Roten Meer nach Angaben von Wu 5 % des geschätzten Tonnageüberhangs absorbiert hat. Die der taiwanesischen Börse vorgelegten Zahlen zeigen, dass die Einnahmen von Evergreen im ersten Quartal 2024 insgesamt 88,63 Mrd. TW$ (2,77 Mrd. $) betrugen, 33 % mehr als im Vorjahr. (Patrick Lee)