Print Friendly, PDF & Email

Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein [ds_preview]stellen die HSH Nordbank wie angekündigt zum Verkauf. Eine entsprechende Ankündigung wurde heute veröffentlicht.

Demnach sollen bis zu 94,9% der von den Ländern gehaltenen Anteile an der HSH Nordbank einschließlich aller ihrer Vermögenswerte und Verbindlichkeiten im Rahmen eines Bieterverfahrens zu verkaufen. Der Schritt folgt den EU-Vorgaben, die im Mai 2016 im Gegenzug zur Gewährung staatlicher Beihilfen erfolgt waren.

Die HSH Nordbank unterhält zwei Standorte in Hamburg und Kiel, acht Niederlassungen in Deutschland sowie ausgewählte ausländische Repräsentanzen in New York, Luxemburg, Athen, Hongkong und Singapur. Per 30. September 2016 beschäftigte sie 2.226 Mitarbeiter. In den ersten neun Monate 2016 erzielte sie einen Vorsteuergewinn von 183 Mio. € (nach IFRS).

HSH hat 73 Mrd. € in den Büchern

Das Portfolio der Kernbank umfasst 50,7 Mrd. € (per 30. September 2016). Dazu kommen 22,3 Mrd. € (per 30.09 2016) in der seit 2008 existierenden Abbaubank. Die Länder seien berechtigt, bis zur Vollendung des Verkaufs bis zu vier Jahre bis zu 25% der gesamten Aktien der HSH Nordbank zu halten, heißt es in der Mittteilung.

Eine mögliche Transaktion unterliege sowohl in Hamburg als auch in Schleswig-Holstein einer parlamentarischen Genehmigung. Darüber hinaus müsse die EU einer Akquisition zustimmen. Die Citigroup sei mit der Abwicklung des Verkaufs beauftragt worden. Schriftliche Interessenbekundungen müssten bis spätestens 27. Februar 2017 (12:00 Uhr) eingereicht werden, die Angebotsfrist endet am 31. März.

Insider gehen von einem Verkauf in zwei Teilen aus. Demnach könnte die profitable Kernbank, zu der unter anderem das Immobilien- und Firmenkundengeschäft gehören, an eine andere (Landes-)Bank gehen; die defizitäre Abbaubank, in der notleidende Kredite geparkt sind, an einen Finanzinvestor. Zu den potenziellen Käufern zählen angeblich chinesische Banken wie die Bank of China oder Finanzinvestoren wie Apollo und Lone Star.

Ländergarantien schon 2017 aufgezehrt?

Wie erst in der vergangenen Woche bekannt wurde, könnte die HSH Nordbank die von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gewährten Garantien in Höhe von 10 Mrd. € bereits in diesem Jahr in voller Höhe ziehen müssen. Das hatte HSH-Vorstandsmitglied Oliver Gatzke gegenüber dem Finanzausschuss des Kieler Landtags bestätigt.

HSH Nordbank, Oliver Gatzke
HSH-Finanzvorstand Oliver Gatzke (Foto: HSH)

Gatzke schloss zudem nicht aus, dass weitere faule Schiffskredite mit einem Volumen von 1,2 Mrd. € an die von beiden Ländern getragene Anstalt »AöR Portfoliomanagement« übertragen werden könnten, sollte der von der Kernbank geplante Verkauf eines Teilportfolios im Wert von 1,6 Mrd. € nicht gelingen.

Ende Juni war ein Altlasten-Portfolio mit einem Forderungsvolumen von 4,1 Mrd. € (statt ursprünglich geplanter 5 Mrd. €) gekauft worden. Es ist mit 253 Schiffen besichert. Der Kaufpreis lag bei zunächst nur 2,4 Mrd. €. Die restlichen 2,6 Mrd. € stammen aus der Länder-Garantie. Die Ausfallwahrscheinlichkeit des größten Teils liege bei 100%. Die AöR hatte Ende des Jahres wegen eines Rückgang der Charter-Einnahmen um 21% bereits eine ungeplante zusätzliche Risikovorsorge von 341 Mio. € auf das Kreditportfolio vornehmen müssen.

Fast 1 Mrd. € an Wertberichtigungen

Wertberichtigungen für Schiffskredite machten bei der HSH Nordbank mit -959 Mio. € fast die komplette Risikovorsorge von -979 Mio. € aus. Der Transfer notleidender Kredite an die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein in Höhe von war ein zentraler Bestandteil der Vereinbarungen zwischen den beiden Ländern und der EU-Kommission. Zusätzlich darf die Bank gemäß der EU-Entscheidung weitere 3,2 Mrd. € an den Markt veräußern und die Verluste daraus direkt gegen die Garantie abrechnen.

hsh-nordbankportfolio