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In einer schwierigen Marktsituation haben Reedereien und ihre Versicherungsmakler die Kosten für die Haftpflichtversicherung von Schiffen in vielen Fällen absenken können.

Das bestätigten Makler aus London und Hamburg nach Abschluss der P&I-Vertragserneuerung diese Woche (20[ds_preview].02.) gegenüber der HANSA. Für Martin Hubbard, Direktor des Londoner Versicherungsmaklers Tysers, waren die diesjährigen Renewals so »weich« wie nie zuvor, sprich: Versicherungsnehmer konnten beispiellose Preiszugeständnisse durchsetzen.

Zwar hatten die großen Gegenseitigkeitsversicherer der International Group of P&I Clubs durchweg eine Nullrunde bei den durchschnittlichen Netto-Prämienraten ausgegeben. Tatsächlich habe es aber in vielen Fällen weitere Nachlässe gegeben. »Flotten mit durchschnittlicher Schadensstatistik wurden unverändert oder mit leichten Reduzierungen verlängert. Mit einer guten Statistik konnte man häufig Nachlässe von 5 bis 10% verhandeln«, stellt Hubbard fest.

Festprämien-Versicherer mit Zugeständnissen

Auch die Festprämien-Versicherer seien wieder zu erheblichen Zugeständnissen bereit gewesen, nur um ihre Portfolien auszubauen. Letztere konzentrieren sich vor allem auf kleinere Tonnage, die auf nicht so hohe Deckungen angewiesen ist, wie sie die International Group Clubs gewähren. »Alles in allem werden die Prämien gesunken sein«, urteilt Hubbard.

Nach dem jahrelangen Ausbau ihrer Rücklagen dürften moderate Prämieneinbußen den P&I Clubs aber wohl keine großen Schmerzen bereiten. Unter Verweis auf die neuen EU-Bestimmungen zur Eigenmittelausstattung (Solvency II) hatten die Versicherer ihre freien Reserven in den vergangenen Jahren – unter anderem durch kontinuierliche Prämienanhebungen – kräftig aufgestockt.

Freie Reserven wurden kräftig aufgestockt

Zudem verzeichneten die Clubs auch im vergangenen Jahr relative niedrige Schäden und verbesserte Kapitalerträge. Mit ihrer guten finanziellen Ausstattung bildeten die Versicherer einen scharfen Kontrast zu den nach Jahren der Krise schwer angeschlagenen Reedereien. »Die Clubs innerhalb der International Group wirkten geradezu verlegen in Anbetracht ihrer Reichtümer, während die Schifffahrt in vielen Segmenten riesige Verluste erleiden muss«, so Hubbard.

Massiver Gegendruck und die erklärte Bereitschaft seitens der Reedereien zu einem Versicherer-Wechsel hätten in den Verhandlungen mit den Clubs ein Übriges getan, erklärt ein anderer Makler in Hamburg. Er habe sogar Prämiennachlässe von mehr als 10% beobachtet, »sogar bei schlechteren Statistiken, wenn der Kunde bloß androhte, den Club zu wechseln«, so der Vermittler. »Uns wurden von einem Club Schiffe abgenommen zu niedrigeren Prämien als bei den Festprämienanbietern.«

Kaum Verschiebungen zu beobachten

Von größeren Flottenverlagerungen zwischen den Clubs im deutschen Markt war bislang nichts zu hören. In London war die Rede von einer Umplatzierung der Flotte des chinesischen Reedereigiganten Cosco vom London P&I Club und Britannia hin zur China Shipowners Mutual Insurance Association. Letzten Endes sollen die Risiken über Rückversicherungsabmachungen der Chinesen bei anderen International Group Clubs wie North P&I und UK gelandet sein.

Der relativ kleine London P&I Club teilte mit, dass seine versicherte Tonnage wegen des Abgangs zweier nicht genannter Flotten bei der diesjährigen Prolongation wohl gesunken sei. Allerdings seien auch neun neue Flotten aus China und der Türkei hinzugewonnen worden, was zu einer heterogeneren Struktur des Portfolios führe. »Es waren schwierige Vertragserneuerungen, aber wir erwarten ein positives Ergebnis für das abgelaufene Jahr. Somit befindet sich der Club in einer guten Verfassung«, stellte Ian Gooch, Chief Executive des London P&I Clubs, klar.

Deutliche Zuwächse bei der versicherten Tonnage konnten eigenen Angaben zufolge der North P&I Club (+5,2% auf gut 140 Mio. BRZ) und der Swedish Club (+4%) erzielen. Der UK P&I Club wollte keine Angaben zur unmittelbaren Veränderung im Zuge der Renewals machen. Gegenüber dem Vorjahresbeginn liege die versicherte Tonnage per 20. Februar 2,5% höher bei insgesamt 139 Mio. BRZ, teilte die Managementfirma des Clubs, Thomas Miller, mit. (mph)