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Die somalischen Entführer der »Aris 13« geben sich offenbar als Fischer aus. Nach der ersten Kaperung eines Handelsschiffs am Horn von Afrika seit 2012 fordert die IMO mehr Wachsamkeit.

Die britische BBC zitiert in einem Bericht Ali Shire Mohamud Osman, einen Lokalpolitiker aus d[ds_preview]er Stadt Aula, dass die Behörden der Region Puntland sich in den Fall eingeschaltet hätten. Nach der Kaperung des arabischen Bunkerschiffs hatten die Piraten die »Aris 13« an die dortige Küste steuern lassen. Das Außenministerium Sri Lankas hat mittlerweile bestätigt, dass es sich bei den acht entführten Seeleuten um Bürger des Inselstaats handelt.

Der somalische Politiker sagte dem Bericht zufolge: »Wenn wir die Version bestätigen können, dass die Männer Fischer sind, werden wir sie auffordern, das Schiff unverzüglich zu verlassen.« Falls nicht, müsse man sehen, wie man die »Aris 13« retten könne, ergänzte er, ohne Details zu nennen.

Acht Piraten hatten das Schiff, das auf dem Weg von Djibouti nach Mombasa war, am Dienstag mit zwei Skiffs attackiert und gekapert. Die EU/NavFor-Mission »Atalanta« ist mit Kampfschiffen und Flugzeugen ebenfalls vor Ort und beobachtet die Situation.

Quelle: OBP
Quelle: OBP

Hostages-Entfu?hrungen

 

 

 

 

 

Nach Berechnungen der Plattform »Oceans Beyond Piracy« wurden seit dem Jahr 2000 rund 5.000 Seeleute von somalischen Piraten entführt. In der Hochzeit um 2010 waren es über 1.000 Geiseln gleichzeitig.

IMO fordert höhere Wachsamkeit

Mittlerweile hat sich auch Kitack Lim, Generalssekretär der International Maritime Organization (IMO) zu dem Vorfall geäußert. In einer Mitteilung forderte er die Schifffahrtstreibenden zu höchster Wachsamkeit vor der somalischen Küste auf.

»Auch wenn wir lange keine Entführung durch somalische Piraten mehr gesehen haben, sind die grundlegenden Probleme noch immer nicht gelöst«, sagte er mit Blick auf die großen sozialen und politischen Probleme in Somalia sowie den Streit um Fischereiaktivitäten in der Region. In Somalia wird immer wieder kritisiert, das ausländische Unternehmen illegal in den Gewässern des von einem schweren Bürgerkrieg zerrütteten Land agieren und den einheimischen Fischern so die Existenzgrundlage entziehen. Diese müssten sich daher mit anderen Mitteln das Überleben sichern, beispielsweise durch Entführungen und Lösegelderpressungen, so das Argument, wie es schon zu Hochzeiten der Piraterie angebracht wurde.

»Die Handelsschifffahrt muss auch weiterhin proaktiv vorgehen, um Entführungen durch Piraten zu vermeiden. Sie sollten die Handelsempfehlungen der IMO umsetzen«, sagte Kitack Lim. Dazu zählen untere anderem Anmeldungen von Transiten in der Region bei den Sicherheitszentren der internationalen Staatengemeinschaft, die noch immer vor Ort sind. Lim forderte zudem die Bundesbehörden Somalias auf, unverzüglich einzuschreiten, um die entführten Seeleute zu schützen und ihre Freilassung zu bewirken.

Hot Spots verschieben sich

Die Entführung ist die erste erfolgreiche Kaperung durch somalische Piraten seit 2012. Durch den massiven Einsatz privater Sicherheitskräfte an Bord von Handelsschiffen und große internationale Militärmissionen war es zuvor gelungen, die ausgeuferte Piraterie entscheidend einzudämmen. Seitdem wird über das Problem vor allem im Zuge von Prozessen gegen festgenommene Seeräuber gesprochen, zuletzt etwa im Fall der »Orkim Harmony« oder des Anführers »Big Mouth«.

In den vergangenen Jahren hatten sich vor allem Westafrika und Südostasien als Hotspots der weltweiten Piraterie herausgebildet. Vor Nigeria war zuletzt ein Mehrzweckschiff der Leeraner Reederei Briese gekapert worden. Die Seeleute kamen erst gegen Zahlung eines Lösegelds wieder frei. In Asien gelten besonders die Gewässer zwischen den Philippinen und Malaysia als gefährdet. Dort ist die Terrorgruppe Abu Sayyaf aktiv und entführt immer wieder Seeleute. Auch Segler sind betroffen, wie das Schicksal des deutschen Jürgen Kantner zeigt, der nach Ablauf einer Lösegeldfrist hingerichtet worden war.