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Die Fähre »Helgoland« hat dank ihres LNG-Antriebs bereits für Aufsehen gesorgt. Jetzt wurde die Technik offiziell mit dem »Blauen Engel für umweltfreundliches Schiffsdesign« ausgezeichnet. 

Seit Dezember 2015 verkehrt das Schiff zwischen Cuxhaven und der Insel Helgoland. Technisc[ds_preview]her Kern ist ein vakuumisolierter LNG-Tank von 45 m³ Fassungs-vermögen, in welchem flüssiges Gas gelagert wird. Das LNG ist Methan, welches auf minus 162 °C heruntergekühlt und dadurch in einem flüssigen Zustand ist. Es ist auf 6/100 seines Volumens reduziert, wodurch es eine sehr hohe Energiedichte aufweist, heißt es seitens der Reederei Cassen Eils. Im Vergleich zu Schiffsdiesel habe es eine deutlich bessere Umweltbilanz, da es 20% weniger Kohlendioxid (CO²), 90 bis 95% weniger Stick- (NOx) und Schwefeloxide (SOx) sowie nahezu keinen Feinstaub produziert.

AG Ems, Cassen Eils, Blauer Engel, Helgoland
Foto: AG Ems

Dafür bekam die »Helgoland« nun den Blauen Engel vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, welches durch das Umweltbundesamt in fachlicher Hinsicht unterstützt und durch die RAL gemeinnützige GmbH als Zeichenvergabestelle vertreten wird.

»Wir haben seit Indienststellung rund 2.000 t LNG getankt«, erklärt Peter Eesmann, Geschäftsführer der Reederei Cassen Eils, »das entspricht rund 2,62 Mio. l Marine-Diesel, die wir eingespart haben.« Für das LNG-Antriebssystem erhielt die Reederei einen Zuschuss der EU in Höhe von 4,175 Mio. €. Die EU-Mittel wurden aus dem TEN-T-Programm der Europäischen Kommission zum Bau und Ausbau von Verkehrsinfrastruktur in der Europäischen Union bereitgestellt. »Wir hätten das Schiff auch ohne den Zuschuss gebaut, müssen aber eingestehen, dass dieser höchst willkommen war. Insbesondere da der Bau durch mehrere Ingenieure begleitet wurde, um der Komplexität und den Herausforderungen der neuen Technik gerecht zu werden«, sagt Bernhard Brons, Vorstand der AG „EMS“-Gruppe, zu der auch die Reederei Cassen Eils gehört.

5.000 kW Leistung

Das neue Helgolandschiff wurde für rund 31,5 Mio. € bei der Fassmer-Werft in Berne beauftragt. Das Schiff ist 83 m lang und 12,60 m breit und hat einen Tiefgang von 3,60 m. Der neue LNG-Antrieb verfügt über eine Leistung von 5.000 KW und bringt damit 20 kn Höchstgeschwindigkeit. Das Schiff hat über 1.048 Sitzplätze, die sich auf acht Salonbereiche, ein Atrium mit gläsernem Fahrstuhl über drei Decks sowie drei Oberdecksbereiche verteilen. Es können bis zu zehn Zehn-Fuß-Container oder zwei Zwanzig-Fuß-Container sowie Stückfracht befördert werden. Der schiffseigene Kran kann bis zu 10 t heben.

Auch Werft-Chef Harald Fassmer sieht das Schiff als hervorragende Referenz: »MS Helgoland erfüllt uns mit Stolz! Hier wurde geforscht und erprobt, denn ein Regelwerk für LNG gab es seitens der Klassifizierung noch nicht.«

Enak Ferlemann, alter und neuer Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium, begrüßt das Engagement der Reederei: »Man kann innovativ aufgestellten Unternehmen wie der Reederei Cassen Eils nicht genug für ihr mutiges Engagement und ihre Risikobereitschaft danken, wenn es darum geht, in der Schifffahrt nicht nur über neue Wege nachzudenken, sondern diese auch konkret durch die Umsetzung solcher Projekte zu gehen. Zumal die Infrastruktur für die Versorgung mit LNG noch im Aufbau begriffen ist.«