Print Friendly, PDF & Email

Die Digitalisierung sorgt in der maritimen Industrie für Umbrüche. Die größten technischen Herausforderungen für die Einführung des »Internet of Things« sind bereits überwunden, meinen führende Vertreter von NAPA, Danelec Marine, ClassNK und Inmarsat.

Die Technologie sei bereits [ds_preview]vorhanden, um ökonomischen Nutzen zu erzielen, aber die Kosten- und Risikobereitschaft der gemeinsamen Nutzung von Daten bleiben Hindernisse für die Einführung, so das Ergebnis einer jüngsten Diskussion der japanischen Klassifikationsgesellschaft, ihrer finnischen Software-Tochter Napa,  dem Hersteller von Voyage Data Recordern (VDR) Danelec und dem Satkomm-Spezialisten Inmarsat.

»Die Verfügbarkeit von AIS-Daten trägt bereits dazu bei, einige der größten Herausforderungen, zu vermeiden, und wir sehen, dass eine zunehmende Transparenz des Schiffsbetriebs die Effizienz steigert,« sagte Napa-Präsident Ilmo Kuutti. Eine Zurückhaltung gegenüber der gemeinsamen Daten-Nutzung sei zwar nach wie vor ein Hindernis. Da die Vorteile jedoch immer deutlicher werden, ändere sich auch die Einstellung in der Branche: »Vor fünf Jahren wollten die Reeder nicht darüber sprechen, wohin ihre Schiffe fuhren. Mit AIS-Daten können Sie jederzeit sehen, wo sie sich befinden. Die MRV-Anforderungen der EU werden die technologische Entwicklung zusätzlich antreiben.«

cyber
Die Digitalisierung ist Herausforderung und Chance für die Schifffahrt

»Ein Tag«

Einig war man sich, dass die wichtigsten anfänglichen Herausforderungen für die Einführung des IoT überwunden seien. Hans Ottosen, CEO von Danelec Marine, sagte: »Um eine wirklich gute Lösung in Bezug auf Leistungsoptimierung und Kosteneffizienz zu haben, war eine große und häufige Datensammlung erforderlich. Bis jetzt war das ein Engpass. IoT-Installation ist der einfache Teil.« Für die Basis werden vorhandene Sensoren genutzt, »und manchmal installieren Sie zusätzliche, wie z. B. ein Durchflussmessgerät, um zur nächsten Ebene zu gelangen«, so Ottosen weriter. Es müsse aber auch darum gehen, die vorhandenen Sensoren zu verknüpfen, das dauere jedoch »normalerweise nur einen Tag.«

Vikrant Sharma, Lead Business Strategist bei ClassNK, meint, dass man in den nächsten fünf Jahren »immer mehr vernetzte Schiffe« sehen könne, deren Daten geteilt werden. Für Inmarsat-Sprecher Mark Warner ist jedoch noch einiges zu tun: »Es gibt eine große Polarisierung zwischen den Führern und Nachzüglern bei der IoT-Implementierung.«

Sharma erläuterte seine Erwartung einer offenen Plattform, auf der Daten von Schiffen sicher, einfach und effizient abgerufen werden können, um die Entwicklung und den Betrieb von Schiffsdiensten weiter zu verbessern. Darüber hinaus würden diejenigen Akteure der Wertschöpfungskette, die auf einer offenen Plattform zusammenarbeiten, Innovationen fördern und neue Werte schaffen können.

»Rena-Havarie war vermeidbar«

P&I, Container, Verlust, Bord, Rena
Foto: Maritime New Zealand

Einen wichtigen Beitrag könnte das IoT auch zur Vermeidung von Havarien leisten. Ottosen sagte, »auf jeden Unfall kommen normalerweise 20 Beinaheunfälle. Derzeit lernen wir nicht von den Beinaheunfällen, sondern nur, wenn es einen schweren Vorfall gibt.« Ein klassisches Beispiel sei die katastrophale Havarie des Containerschiffs »Rena« vor Neuseeeland. »Das Schiff hatte das Riff schon oft überquert. Wenn es eine gute IoT-Überwachung gegeben hätte, hätte dieser Unfall vermieden werden können.«

Ilmo Kuutti nannte ein weiteres Beispiel: »Es ist immer noch sehr üblich, dass Schiffe in den frühen Phasen ihrer Reisen schneller fahren als nötig und dann oft warten müssen. Durch bessere Planung und Tempo-Koordinierung könnten 5% Effizienzsteigerung erzielt werden.«

Auf die Frage, was sie als größtes Problem für die Zurückhaltung von Investitionen betrachteten, waren sich die Industrievertreter relativ einig: die Wahrnehmung der Kosten und die Notwendigkeit, IoT-Kompetenzen an Bord und auf dem Land zu verbessern.