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Jetzt sind es mehr als nur Gerüchte: In Südkoreas Werftindustrie bahnt sich eine Gigantenhochzeit an. Die staatliche Korea Development Bank will ihre Mehrheitsbeteiligung an Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering (DSME) an den Marktführer Hyundai Heavy Industries (HHI) verkaufen.[ds_preview]

Eine vorläufige Absichtserklärung (MOU) mit HHI – dem Weltmarktführer in Bezug auf den Umsatz – sei unterzeichnet worden, wird die KDB von der Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. KDB ist dessen Hauptgläubiger und hält einen Anteil von 55,7%.

Im Rahmen des Deals soll KDB seine Daewoo-Aktien HHI überlassen und im Gegenzug HHI-Aktien im Wert von 1,5 Bill. Won (1,35 Mrd. $) kaufen, die später ausgegeben werden sollen. Außerdem ist eine Finanzspritze von 1 Bill. Won geplant. Künftig soll HHI in zwei Einheiten aufgeteilt werden, von denen eine an der Börse notiert werden soll.

Auch Samsung im Rennen

Doch abgeschlossen ist der Deal noch nicht. Der KDB-Vorsitzende  Lee Dong-gull brachte einen weiteren potenziellen Käufer ins Spiel: »Wir werden Samsung Heavy kontaktieren, um zu sehen, ob sie auch an Daewoo Shipbuilding interessiert sind.« Sollte die Übernahme stattfinden, wird erwartet, dass die südkoreanische Schiffbauindustrie künftig von zwei großen Schiffbauern dominiert wird – Hyundai Heavy und Samsung Heavy Industries Co.

DSME, Daewoo, Okpo
Daewoo ist in großen finanziellen Schwierigkeiten (Foto: Förster)

Die auf über 2 Bill. Won geschätzte Transaktion wäre die bisher größte Akquisition innerhalb der Schiffbauindustrie. Die südkoreanischen Werften, die einst ein Eckpfeiler des Wirtschaftswachstums und der Schaffung von Arbeitsplätzen waren, litten in den letzten Jahren unter zunehmenden Verlusten, die durch den branchenweiten Einbruch und die enorme Konkurrenz vor allem aus China  verursacht wurden.

Doch 2018 belegten die koreanischen Werften erstmals seit sieben Jahren wieder den ersten Platz bei den jährlichen Auftragseingängen. »Es wird erwartet, dass sich der Schiffbausektor in diesem Jahr vollständig erholen wird«, heißt es bei Yonhap. Die Regierung in Seoul hofft, dass die lokale Schiffbauindustrie so restrukturiert werden kann, dass zwei wichtige Akteure den Sektor dominieren und mit den chinesischen Wettbewerbern konkurrieren können.

HHI building VLGC
Hyundai will Daewoo übernehmen (Photo: HHI)

Daewoo Shipbuilding hatte im August 2001 ein Programm zur Umschuldung abgeschlossen. Die Muttergesellschaft Daewoo Group war im Zuge der Finanzkrise 1997 unter der hohen Schuldenlast kollabiert. Bislang hatten KDB und Regierung bis zu 10 Bill. Won ausgegeben, um DSME zu retten.

Im Jahr 2015 erhielt der Konzern 4,2 Bill. Won an Rettungsdarlehen von staatlichen Kreditgebern. Im Jahr 2017 wurden weitere 2,9 Bill. Won in die Werft gepumpt. Gläubigerbanken führten auch einen Debt-to-Equity-Swap im Wert von 9 Bill. Won durch. Hyundai Heavy soll nach Ansicht von Marktbeobachtern ausreichend Kapital haben, um Daewoo Shipbuilding zu übernehmen. Die liquiden Mittel und Vermögenswerte beliefen sich Ende September auf 2,7 Bill. Won.