Die Schifffahrtsmärkte stehen teils unter dem gleichen Druck durch IMO-Regularien und Handelskonflikte, teils entwickeln sie sich im bisherigen Jahresverlauf höchst unterschiedlich. Insbesondere dem Containersegment bläst weiterhin ein kalter Wind entgegen.

Dass der Containerschifffahrtsmarkt vor einer schwierigen Zeit steht, zeigen die aktuellen Bilanzen für das erste Quartal 2019, in dem zwei der größten Carrier, die Maersk-Gruppe und CMA-CGM, negative Ergebnisse erzielten. Die Gesamtverschuldung der meisten Reedereien sei zudem deutlich gestiegen, erklärt das Beratungsunternehmen Drewry.

Während Strategien zur vertikalen Integration zur jetzigen Lage beigetragen hätten, liege ein Teil des Problems auch im neuen Leasingbuchhaltungsstandard IFRS 16 begründet, der die Reedereien zwinge, ihre langfristigen Leasingverpflichtungen in der Bilanz zu erfassen.

Auf der Makroebene werden sich Drewry zufolge die IMO-Vorschriften, insbesondere für Ballastwasser und schwefelarmen Kraftstoff, als störend erweisen. Die Probleme auf der Nachfrageseite würden durch die Unsicherheit angesichts der globalen Sanktionen gegen den Iran und Venezuela, den anhaltenden Handelskrieg, den Brexit und andere Ereignisse überschattet.

Hafenbetreiber im verschärften Wettbewerb

Der ausgedehnte Handelskrieg prägt auch die Containerumschlagindustrie, da sich das Volumenwachstum abschwächt und die Renditen sinken. Der Sektor befindet sich in einem verschärften Wettbewerb, da Überkapazitäten und Unterauslastung das Umsatzwachstum auffressen.

»Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Containerumschlag hinter dem Angebot zurückbleibt und damit die Preise im Zaum gehalten werden. Die Rentabilität des Sektors bietet im Allgemeinen keine Lichtblicke, da neue IFRS 16-Regelungen zu höheren Zinsaufwendungen führen werden, die wiederum die Ergebnisse beeinträchtigen werden«, heißt es.

Massengutschiffe vor besseren Chartererlösen

Im Bulker-Segment wird erwartet, dass die Chartererlöse in den verbleibenden Quartalen 2019 steigen werden, da sich die Nachfrage nach Dry-Bulk-Schiffen stabilisiert. Die Betriebsstörungen in den Eisenerzminen von Vale bedeuten aber wohl eine langsame Erholung inmitten eines knappen globalen Angebots.

Die allgemeine Erholung der Charterraten im zweiten Quartal 2019 werde jedoch hauptsächlich davon abhängen, wie schnell Vale den Betrieb mit voller Kapazität wieder aufnehme, meint Drewry. Unterdessen werde die langfristige Erholung der Massengutschifffahrt vom Ausmaß der Verschrottung aufgrund der IMO-Vorschriften abhängen.

LNG-Raten erholen sich, LPG-Raten auf Dreijahreshoch

Die LNG-Spotraten befinden sich auf Erholungskurs, nachdem sie im März einen Tiefpunkt erreicht hatten. Die kurz- und langfristigen LNG-Charterraten sind Drewry zufolge aufgrund der langfristig positiven Aussichten in diesem Sektor weiterhin robust. Trotz der Erhöhung der Zölle Chinas auf US-LNG-Importe kommen die US-Projekte weiter voran. Die Aktienkurse für LNG wurden durch die Sorge des Marktes um den Handelskrieg zwischen den USA und China, die saisonale Schwäche und die niedrigen Spotpreise für LNG belastet.

Im LPG-Sektor schloss der Baltic LPG Index am 17. Juni mit 77,42 $ pro Tonne – dem höchsten Stand seit Januar 2016. Das Ergebnis für VLGC stieg im April um 138% m/m auf 42.600 $/d, da die Verladeverzögerungen am US-Golf die Verfügbarkeit der Schiffe reduzierten.

»Der Markt trotzt den Widrigkeiten und setzte seinen Aufwärtskurs fort, und die Schiffe werden in der dritten Juniwoche zu rund 70.000 $ pro Tag verchartert, da die Verfügbarkeit der Schiffe nach wie vor relativ knapp ist. Wir gehen davon aus, dass es sich um ein kurzfristiges Phänomen handelt, und die Raten werden sich nach einer Korrektur im dritten Quartal 2019 stabilisieren, bevor sie in den letzten Monaten des Jahres 2019 aufgrund der starken Winternachfrage wieder anziehen«, heißt es.

Rohöltanker mit positivem Ausblick

Die Aktien der Rohöltankschifffahrt erzielten eine durchschnittliche Rendite von 25,5% im bisherigen Jahresverlauf, obwohl sie im letzten Monaten nur 12,6% erreichten. »Wir gehen davon aus, dass die Aktienwerte im saisonal schwachen Sommer weiter sinken werden, aber die Aussichten für den Markt der Rohöltankschifffahrt sind aufgrund der verbesserten Marktdynamik positiv. Wir gehen davon aus, dass die Aktien in den letzten Monaten des Jahres deutliche Kursgewinne verzeichnen werden«, so Drewry.

Der Markt für Produktentanker verzeichnete im ersten Quartal gute Charterraten, die vor allem durch ein rückläufiges Verhältnis von Auftragsbestand zu Flotte und saisonale Stärke unterstützt wurden. Auch finanziell verzeichneten die Unternehmen ein starkes Quartal. Im zweiten Quartal sanken die Frachtraten von Produktentankern jedoch, da Raffineriebetriebe ihre Produktion zurückfuhren.