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Die Hamburger Reederei Nord vergrößert ihre Flotte. Aus einem Werft-Verkauf übernimmt sie für knapp 50 Mio. $ zwei Feeder-Neubauten aus China.[ds_preview]

Es war eine »opportunistische« Gelegenheit, wie es so schön heißt. Angesichts der aktuellen Raten gelten die Neubaupreise als relativ moderat. Und der ursprüngliche Auftraggeber, die Londoner Reederei Lomar Shipping, hatte wohl keine Verwendung mehr: So kommt jetzt ein Paar von Öko-Feederschiffen mit einer Kapazität von je 1.800 TEU neu in die Flotte der Hamburger.

Dem Vernehmen nach haben die beiden bei Jiangsu Yangzijiang Shipbuilding in China gebauten Feeder zusammen rund 47 Mio. $ gekostet. Mit an Bord sind ungenannt bleibende Private Equity-Investoren (Fonds), die rund 50% des nötigen Eigenkapitals übernehmen. Die andere Hälfte stemmt die Reederei im Besitz der Familie Oldendorff selbst, der verbleibende Rest des Kaufpreises wird mit Fremdkapital abgedeckt.

Die als Öko-Schiffe geltenden Feeder seien gerade mit Blick auf die zu erwartenden Marktveränderungen ein interessantes Investment, sagt Reedereichef Kurt Klemme. Eine »opportunistische Gelegenheit«, um mit einem gewissen Preisabschlag die Flottenerneuerung mit Einheiten von 1.700 TEU bis 5.000 TEU voranzutreiben. Die beiden neuen Einheiten sollen in diesem Monat und im November übernommen werden.

»Mit IMO 2020 vor der Tür gehen wir davon aus, dass es einen Aufschwung der Märkte geben wird«, so Klemme. Davon haben sich offenbar auch die Investoren überzeugen lassen, 16 Schiffe der Flotte hat die Reederei jetzt bereits zusammen mit Private Equity finanziert. Weitere Käufe, auch in den Segment der Handysize- und Ultramax-Bulker, könnten demnächst folgen, »sofern die Konditionen passen«. Derzeit seien die Schiffspreise gegenüber den Chartereinnahmen noch zu hoch. »Perspektivisch können wir uns in diesem Segment aber auch Neubauten vorstellen«, sagt Klemme.

Die Reederei Nord ist von jeher breit aufgestellt und betreibt im Auftrag der Familie Oldendorff und dritter Parteien insgesamt mehr als 50 Schiffe im Container- (26), Bulker- (11) und Tankersegment (18). Echte Neubauten seien derzeit kein Thema, sagt Klemme. Für die Zukunft sind sie aber nicht ausgeschlossen, »wir warten zunächst aber ab, wie sich Markt und Technologien nach Einführung von IMO 2020 entwickeln.«

Für das kommerzielle Management der Schiffe bestehen zwei Pools, die von der Reederei mit gegründet wurden. Für Containerschiffe gibt es den Befrachtungsverbund Hanseatic Unity Chartering gemeinsam mit Borealis, Bernhard Schulte, Leonhardt & Blumberg und Atlantic/Asiatic Lloyd. »Dazu gibt es angesichts der Marktmacht von nur noch drei großen Linien-Allianzen auch gar keine Alternative.« Die Bulker fahren im Hanseatic Unity Handysize Pool, der erst zu Jahresbeginn mit Peter Döhle gestartet worden war.

Mit der eigenen Flotte setzt die Reederei Nord ab Januar 2020 auf den Einsatz des neuen schwefelarmen Kraftstoff VLSFO. Auch die Installation von Scrubbern sei zwar für alle Schiffe geprüft, aber letztlich verworfen worden, berichtet Klemme. Bei einer zu erwartenden Preisdifferenz von etwa 250 $/t gegenüber HFO sowie angesichts des durchschnittlichen Kraftstoffverbrauchs und des vorwiegend europäischen Fahrtgebiets hätte sich der Einsatz von Abgaswäschern nicht gerechnet.