Volker Eutebach (links), Abteilungsleiter Lloyd‘s Germany, Frankfurt, Justus Heinrich, Head of Marine Hull Germany AGCS (Foto: Michael Hollmann)
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Der Aufwärtstrend bei den Seekaskoprämien setzt den Reedereien mächtig zu. Aus Sicht der Versicherer hat die »Durchhärtung« des Marktes gerade erst begonnen.

Ein Zurück zu den niedrigen Versicherungsprämien der vergangenen Jahre wird es[ds_preview] in der Schifffahrt vorerst nicht geben. Auf dem jährlichen Seminar des Versicherungsmaklers Heinrich Elbracht in Emden zeigten sich Vertreter der Assekuranz entschlossen, die Preisschraube so schnell nicht zu lockern. Drei bis vier Jahre müsse der feste Prämientrend schon anhalten, »damit sich das auch in den Büchern niederschlägt«, unterstrich Justus Heinrich, Leiter für Marine Hull Underwriting in Deutschland und Zentraleuropa bei Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS).

Nach einer Serie von schweren Jahren hätten die Versicherer erhebliche Verluste in der Sparte aufzuholen. Zudem hätten die schweren Schäden weltweit dieses Jahr ebenfalls zugenommen, so dass sich die positiven Auswirkungen der Prämienerhöhungen für Seekasko seit Ende 2018 noch in Grenzen halten. AGCS strebe in dem Segment wie in allen anderen eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote von mindestens 95% an. Bedeutet: 5% der Prämieneinnahmen sollen nach Abzug von Schäden, Kosten und Provisionen als Überschuss verbleiben. »Davon sind wir auch heute noch rund 10% entfernt«, erklärte Heinrich.

Maklern zufolge hat sich das Tempo der Prämienerhöhungen bei den Prolongationen von Deckungen dieses Jahr beschleunigt, nachdem sich die Risikokapazitäten aufgrund des Rückzugs von Dutzenden Versicherern weltweit verknappt haben. Aus dem Londoner Markt werden Anhebungen von 100% und mehr berichtet, an den deutschen »Seeplätzen« geht es deutlich zweistellig nach oben – auch mit den Franchisen (Selbstbehalten), wie es heißt. Da Versicherungen den drittgrößten Kostenblock im Schiffsbetrieb ausmachen, machen sich die Erhöhungen für die Schiffseigner schmerzhaft bemerkbar. Die Versicherer würden mit ihrem Vorgehen eine »Marktbereinigung« der Schifffahrt erzwingen, beschwerte sich ein Reedereivertreter auf dem Elbracht-Seminar. »Solche Prämienerhöhungen können wir nicht mehr auffangen.«

Auch an der Versicherungsbörse Lloyd’s of London – einem der wichtigsten Märkte für Seekaskodeckungen weltweit – stehen die Zeichen nicht auf einen Kurswechsel. 13 Syndikate haben sich inzwischen aus dem Geschäft zurückgezogen oder ihr Engagement massiv reduziert. »Für 2020 erwarten wir keine großen Veränderungen bei den Kapazitäten«, sagte Volker Eutebach, Business Development Manager in der Lloyd’s-Niederlassung in Frankfurt. »Diejenigen, die rausgegangen sind, werden so schnell nicht ersetzt.« Eine Erholung der Ergebnisse in der Seekaskosparte lasse auch bei Lloyd’s noch auf sich warten. (mph)