Die zweitgrößte Linienreederei der Welt, MSC, bleibt bei ihrem »Nein« zu LNG-Antrieben für ihre Containerschiffsflotte.
Bud Darr, Executive Vice President, Maritime Policy & Government Affairs, sagte heute beim 23. HANSA-Forum »Schifffahrt | Finanzierung« in Hamburg[ds_preview]: »Wir haben noch kein für uns passendes Geschäftsmodell gefunden.«
MSC transportiert jährlich 21 Mio. TEU auf 200 Routen. Im Vorfeld der neuen Regulierung »IMO 2020« setzt die Reederei sowohl auf neue, schwefelarme Kraftstoffe als auch auf Abgasreinigungsanlagen (Scrubber), um die neue Obergrenze für Schwefel einhalten zu können. »Wir haben rechtzeitig begonnen und erwarten, dass alle Installationen pünktlich abgeschlossen werden«, sagte Darr. Zwischen 2015 und 2018 habe das Unternehmen die eigene EEOI-Bilanz bereits um 15% verbessert.
Für die Branche sei 2020 zwar ein sehr harter Einschnitt, »aber wir werden das überstehen«. Die Entwicklung bezeichnete Darr als eine »Reise« ohne konkreten Endpunkt. »Das müssen wir akzeptieren, es wird immer weitergehen.«
Bei Scrubbern setzt MSC auf Hybrid-Systeme, nicht zuletzt, um Beschränkungen in etlichen Häfen zu umgehen, die mit Open-Loop-Scrubbern verknüpft sind, und die auch schon zu Bußgeldern geführt haben.
Darr verwies darauf, dass die Schifffahrt als einer der umweltfreundlichsten Verkehrsträger bereits von diversen Regulierungen betroffen ist. »Wer das verneint, ist entweder sehr schlecht informiert, oder er lügt«, sagte Darr. Dennoch erwarte er weitere Verschärfungen. Daher müsse die Industrie mehr in Forschung und Entwicklung investieren, um künftig noch anspruchsvollere Ziele zu erreichen.
Er richtete den Blick auch auf die Ziele für 2050, die Emissionen in der Schifffahrt um 50% zu senken. Nicht zuletzt komme hinzu, dass die Öffentlichkeit immer stärker auf Umweltbelange im Transportwesen schaut. Auch die Ansprüche der Finanzierungspartner würden steigen.
»Es gibt Druck, schnell zu handeln und langfristige Lösungen zu finden.« Die Regulierung koste die Branche eine Menge Geld. Letztlich sei man aber an wirtschaftliche Zwänge gebunden. »Wir können die Milliarden-Mehrkosten nicht einfach absorbieren, sondern müssen sie mindestens zum Teil weiterreichen«.
Erst vor wenigen Tagen war die Ernennung des ehemaligen Maersk-Managers Søren Toft zum neuen CEO von MSC bestätigt worden. Ohne näher darauf einzugehen verwies Darr darauf, dass Toft eng mit Firmengründer Gianluigi und dessen Sohn Diego Aponte zusammenarbeiten werde. Mit dem Engagement einer externen Führungskraft für die Spitzenposition im operativen Geschäft deutet sich bei dem Familienunternehmen ein Paradigmenwechsel an.
Gianluigi Aponte, inzwischen 79 Jahre alt, dürfte die Amtsgeschäfte verstärkt in die Hände seines Sohnes Diego legen. Dieser war zuvor CEO und wird jetzt Group President. Chairman Gianluigi Aponte hatte seine Reederei 1970 mit nur einem gebrauchten Schiff gegründet und sie zur weltweiten Nr. 2 in der globalen Containerschifffahrt gemacht.
Der Branchendienst Alphaliner weist für MSC eine Flotte von 569 Schiffen (davon 179 eigene) mit einer Gesamtkapazität von 3,75 Mio. TEU aus. Dazu kommen noch 17 Neubauten im Orderbuch mit mehr als 300.000 TEU. Das entspricht rund 8% der fahrenden Flotte. Aktuell arbeitet MSC ein Neubauprogramm für 23.000-TEU-Schiffe ab.