HANSA Segmente, Bulker, Tanker, Container

Wie wird das Jahr für die Schiffahrtsmärkte? Während einige Segmente von geopolitischen Spannungen und IMO 2020 profitieren, wird es für andere zumindest nicht einfacher.

In der Containerschifffahrt erwartet Drewry, dass sich der Markt [ds_preview]im Jahr 2020 ähnlich wie schon 2019 zeigen wird. »Die Reedereien werden Preisnehmer bleiben, da die Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage gegen sie arbeiten werden«, so die Analysten des Beratungsunternehmens. Dennoch sollten die Reedereien ihrer Meinung nach in der Lage sein, rentabel zu arbeiten – solange die Betriebskosten unter Kontrolle gehalten werden. Es werde ein »Drahtseilakt« sein, und der Kapazitätshebel der Blank Sailings werde wohl häufiger angesetzt.

Im Hafensektor beobachtet man eine positive Stimmung angesichts des Abbaus der globalen Handelsstreitigkeiten. Der Umschglag-Index von Drewry stieg im letzten Quartal 2019 um ca. 4%. »Jetzt, da die USA und China die Phase 1 eines Handelsabkommens abgeschlossen haben und sich Phase 2 gegen Ende 2020 (nach den US-Präsidentschaftswahlen) andeutet, glauben wir, dass andere politische Entscheidungen und geopolitische Agenden im Mittelpunkt stehen und die Richtung des Welthandels bestimmen werden«, heißt es.

Bulker profitieren von IMO-2020-Übergangsphase

Das anfängliche Chaos in Sachen Scrubber und Nichtverfügbarkeit schwefelarmen Bunkerkraftstoffs in vielen Häfen der Welt werden die Einnahmen der Trockenmassengutschifffahrt nach Ansicht von Drewry in den ersten Monaten des Jahres 2020 in die Höhe treiben. Mehr als 2% der Dry-Bulk-Flotte lägen jetzt auf Werften, um Wäscher zu installieren, und man erwarte, dass sich dieser Trend auch 2020 fortsetzen werde, was die effektive Versorgung einschränke. »In der Zwischenzeit werden Schiffe ohne Scrubber mit LSFO fahren, der zu einem Aufschlag von 200-300 $/t verkauft wird. Diese Schiffe werden langsam fahren, um hohe Bunkerkosten zu sparen, ein Phänomen, das das Angebot an Schiffen weiter reduzieren wird.«

Die Spotraten für LNG-Transporte sind in letzter Zeit aufgrund der nachlassenden Nachfrage nach LNG in Asien und der höheren Lagerbestände dort weiter gesunken. Chinas Wechsel von Kohle zu Gas hat aufgrund der sich verlangsamenden Wirtschaft an Dynamik verloren. Die LNG-Schiffahrtsaktien, die Drewry beobachtet, hatten über das Jahr 2019 und auch im 4. Quartal im Durchschnitt keine Veränderung gezeigt.

Die Aussichten für die weltweiten LPG-Volumina im Seeverkehr sind positiv, wobei die LPG-Charterraten Anfang 2020 voraussichtlich stark bleiben werden, da die starke Fixing-Aktivität aus dem US-Golf heraus – angesichts einer starken US-Asien-Propanpreisarbitrage im Dezember 2019 – die Verfügbarkeit von Schiffen gering gehalten hat. Im Dezember 2019 lagen die Einnahmen von VLGCs bei etwa 1,8 Mio. $ pro Monat. Damit haben sie sich fast verdreifacht gegenüber 606.000 $ pro Monat im Dezember 2018. Die hohe LPG-Nachfrage im US-Asien-Handel und die begrenzte Verfügbarkeit von Schiffen könnten die Erträge im Jahr 2020 weiter steigern.

»2020 wird starkes Jahr für den Rohöltankermarkt«

Drewry erwartet, dass 2020 ein starkes Jahr für den Rohöltankermarkt wird, unterstützt durch den zunehmenden Langstreckenhandel, die positiven Auswirkungen der IMO 2020 und die geopolitisch bedingte Verknappung des Angebots. »Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass sich die Rekordhochs vom Oktober 2019 wiederholen, erwarten wir, dass der Markt einen Teil der jüngsten Stärke in das Jahr 2020 hineintragen wird.« Der Hauptantrieb für die steigende Tonnage-Nachfrage auf dem Rohöltankermarkt werde das starke Wachstum im Langstreckenverkehr vom Atlantik nach Asien sein. Das sprunghafte Wachstum der Rohölförderung in den USA, Brasilien und Norwegen werde wahrscheinlich zu größeren Förderkürzungen durch die OPEC+ im Jahr 2020 führen, was wiederum asiatische Käufer zwänge, Rohöl aus weiter entfernten Gebieten zu importieren.

Die Spot-Raten für Produktentanker sind im 4. Quartal 2019 aufgrund der IMO-2020-bezogenen Nachfrage und geopolitischer Spannungen stark angestiegen. Drewry erwartet, dass der Handel mit Raffinerieprodukten von der Nachfrage nach IMO-konformen Treibstoffen profitieren wird, da nur 10% der weltweit aktiven Handelsflotte mit Scrubbern ausgestattet sind.