Die brasilianischen Rohölexporte erreichten im Dezember 2019 mit insgesamt 8,7 Mio. t exportierten Rohöls ein Rekordhoch – vor allem weil China sich weiterhin an Brasilien wendet. Das jährliche Exportvolumen stieg im Vergleich zu 2018 um 5%.
Das Bild vom Dezember stimmt mit dem allgemeinen Trend überein, der zeigt, dass [ds_preview]China sich zunehmend an Brasilien wendet, um einen Teil seines Rohölbedarfs zu decken. Der bisherige Monatsrekord der brasilianischen Rohölexporte von 8,1 Mio. t war den Zahlen von BIMCO zufolge im im Juli 2018 aufgestellt worden, 41% des Rohöls gingen nach China. Im Dezember 2019 waren es 64%.
Im gesamten Jahr 2019 gingen 63% Rohölexporte Brasiliens nach China, ein Sprung um 42% über einen Zeitraum von fünf Jahren, von 20% im Jahr 2014. Die brasilianischen Exporte nach China stiegen 2019 im Vergleich zu 2018 um 21%. Während der Löwenanteil des brasilianischen Rohöls nach China verschifft wurde, entfielen in den ersten elf Monaten des Jahres 2019 nur 8% der chinesischen Rohöleinfuhren auf Brasilien.
»Starke Tonnenmeilen-Aufwärtsentwicklung«
»Die US-Rohölexporte waren in den vergangenen Jahren in aller Munde, aber auch die Rohölexporte aus Brasilien zeigen eine interessante Entwicklung, auf die man achten sollte. Die rekordverdächtigen brasilianischen Rohölexporte im Dezember bringen eine positive Entwicklung auf dem Rohöltankermarkt mit einer starken Tonnenmeilen-Aufwärtsentwicklung, die durch den Langstreckenhandel von Brasilien nach China generiert wird«, sagt Peter Sand, Chief Shipping Analyst, BIMCO.
Ölförderung in Brasilien auf Rekordhoch
Die brasilianische Rohölproduktion ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, was vor allem auf die Ölförderung aus den vor der Küste des brasilianischen Festlandsockels unter dicken Stein- und Salzschichten gelegenen Lagerstätten zurückzuführen ist. Daten der ANP, Brasiliens National Petroleum Agency, weisen darauf hin, dass etwa 95% des brasilianischen Öls offshore gefördert werden.
Die Förderung von Öl tief unter der Oberfläche sei ein kostspieliger Prozess, der oft den Einsatz von FPSOs erfordere, merkt Sand an. Dennoch sei es Brasilien in den letzten Jahren gelungen, die Produktion zu steigern. Im November 2019 wurden insgesamt 3 Mio. Barrel pro Tag (m/bpd) gefördert, was einem Anstieg um 20% gegenüber November 2018 entspricht.
Von 2010 bis 2018 stieg die durchschnittliche jährliche Ölproduktion um 34% von 2 Mio. Barrel pro Tag auf 2,6 Mio. Barrel pro Tag, was 2019 mit einem Durchschnitt von 2,7 Mio. Barrel pro Tag in den ersten elf Monaten des Jahres noch übertroffen wurde. Der November 2019 markierte das höchste jemals erreichte Produktionsniveau mit insgesamt 3 Mio. bpd, ein Anstieg um 20% gegenüber dem gleichen Monat im Jahr 2018.
Petrobras, der größte brasilianische Öl-Konzern, auf den etwa 75-80% der gesamten Ölproduktion entfallen, hat für 2020 ein jährliches Produktionsziel von 2,2 m/bpd skizziert, das bis 2024 jährlich auf 2,9 m/bpd ansteigen soll. Das Ziel von Petrobras deute auf ein mittelfristig stabiles Wachstum der brasilianischen Ölförderung hin, die sicherlich ein Wachstumsmotor für die Rohölexporte des Landes sein werde, meint BIMCO-Analyst Sand.
»Die brasilianische Rohölproduktion ist in den letzten zehn Jahren stetig gestiegen, mit Ausnahme von 2018. Bei einer geschätzten künftigen Produktion, die der gleichen Wachstumsrate folgt, könnte Brasilien im kommenden Jahr zunehmend zu einem Motor für das Wachstum der Rohöltanker-Tonnenmeilen werden, insbesondere wenn China seinen zunehmenden Appetit auf das brasilianische Rohöl aufrechterhält«, so Sand.
Der größte Teil des Rohöls wird auf Langstrecken verschifft, was eine positive Entwicklung der Tonnenmeilen auf dem Schifffahrtsmarkt ermöglicht. Brasilianisches Rohöl ist mittelschwer und hat einen relativ geringen Schwefelgehalt, womit teilweise als Ersatz für venezolanisches Rohöl dienen könnte. Es gibt zudem keinen massiven Unterschied in der Transportentfernung, wenn Importeure venezolanisches Rohöl durch brasilianisches Rohöl ersetzen.
Was bringt das Handelsabkommen zwischen den USA und China?
Das vor kurzem abgeschlossene Handelsabkommen zwischen den USA und China, in dem sich China verpflichtet hat, u.a. seine Importe von Energierohstoffen zu erhöhen, könnte Sands Ansicht nach das Wachstum der brasilianischen Exporte in Tonnenkilometern verlangsamen, wenn das Abkommen eher zu einer Handelsumlenkung als zu einem Handelswachstum führt. Mehrere Faktoren, darunter Chinas Diversifizierung der Energielieferanten und sein jährliches Wachstum, weisen in die andere Richtung. Es könnte jedoch zu früh sein, um vorherzusagen, ob China seine Rohöleinfuhren von Brasilien in die USA umleiten wird.
»Wie auch immer das Ergebnis der ersten Handelsphase zwischen den USA und China ausfallen mag, die brasilianischen Rohölexporte haben dem Rohöltankermarkt, der 2019 ein hohes Flottenwachstum verzeichnete, vorerst eine positive Entwicklung beschert«, so Sand.