Für kleinere Massengutfrachter setzte sich die Markterholung diese Woche fort. Im Tankergeschäft hingegen ist die Ungewissheit angesichts erneuter OPEC-Kürzungen größer denn je. In der Containerschifffahrt gelang es den Linien, die Raten ex Fernost zu stabilisieren.
Am Dry-Bulk-Spotmarkt hat sich die Erholung diese Woche fortgesetzt – getragen von[ds_preview] den mittleren und kleineren Schiffsklassen. So legte der Baltic Dry Index bis gestern (Donnerstag, 05.03.) auf Wochensicht um 70 auf 599 Punkte zu. Panamaxe (82.500 tdw) und Supramaxe (58.000 tdw) hatten dabei erneut Schrittmacherfunktion. Beide Segmente profitieren von der erhöhten Tonnagenachfrage für Getreidetransporte ex Ostküste Südamerikas sowie von lebhafteren Geschäften am europäischen Kontinent.
Die Durchschnittsrate der Panamaxe im Zeitcharter-Trip-Business sprang nach Angaben der Baltic Exchange um 16% auf 9.231 $/Tag – sie sind damit eindeutiger Spitzenreiter unter allen Bulkertypen. Sowohl innerhalb des Atlantiks als auch für Ausreisen nach Asien wurden deutlich verbesserte Frachtabschlüsse gemeldet. Ein 81.000-Tonner soll für einen kurzen Fronthaul-Trip mit Anlieferung UK via Murmanks nach Indien 20.000 $/Tag erhalten haben, und ein etwa gleich großer Frachter erzielte für eine Reise mit Anlieferung in Brasilien in die Singapore-Japan-Range 16.400 $/Tag zuzglich 640.000 $ Ballastbonus. Diese Abschlüsse liegen rund 2.000-3.000 $ höher als in der Vorwoche. Im Nordatlantik nahm die Tonnageverfügbarkeit so stark ab, dass die Indexrate für Atlantikrundreisen mit Lieferung und Rücklieferung in der Skaw-Passero-Range um ein Drittel auf gut 8.200 $/Tag zulegte.
Ladungszustrom in Nordeuropa, mehr Charteraufträge in Südostasien
Im Supramax-Segment ging es mit den Raten zum Teil ebenso schwunghaft aufwärts. Die Durchschnittsrate verbesserte sich um 13,6% auf 7.377 $/Tag. Neben Getreideverladungen an der Ostküste Südamerikas und einem ordentlichen Ladungszustrom in Nordeuropa sorgten auch zunehmende Charteraufträge in Südostasien für Rückenwind. Für Ultramaxe (60.000+ tdw) durchbrach das Ratenniveau auf der Route von Südamerika nach Fernost die 14.000-Dollar-Marke (+ 400.000 $ Ballastbonus). Für Trips ex Singapur mit Rücklieferung in China zog die Rate für Ultramaxe auf 10.250-10.500 $/Tag an.
Für Handysize-Frachter (38.000 tdw) brachte die Woche ein Plus von 7% auf knapp 6.200 $/Tag – dank moderater Verbesserungen in Nordeuropa, dem US Golf und in Südamerika. Mehrere mittelgroße Schiffe mit 33.000-34.000 tdw Kapazität schlossen Reisen für Getreide und andere Commodities von Nordeuropa Richtung Nord- und Westafrika zu verbesserten 10.000 $/Tag ab.
Im europäischen Shortsea-Trade für Minibulker geht es jetzt genau in die entgegengesetzte Richtung. Nach einem relativ stabilen Jahresauftakt rutschten die Raten auch in der Ostsee diese Woche leicht ab. Die gedrückte wirtschaftliche Stimmung aufgrund des Coronavirus strahle nun auch in die Schifffahrt aus, kommentierte der Branchendiesnt BMTI, dessen European Short Sea Index (EUSSIX) um 2,1% auf 22.23 Punkte absackte.
OPEC-Kürzungen bringen Ungewissheit für große Tanker
Am Markt für Rohöltanker ging es diese Woche seitwärts. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC stagnierten bei 32.700 $/Tag, wobei sich leichte Zugewinne im Atlantik und Einbußen im Persischen Golf die Waage hielten. Die Suezmax-Tageserträge im Spotgeschäft lagen am Donnerstag stabil bei 28.000 $/Tag – gegenüber der Vorwoche ein Minus von 2%. Leichte Steigerungen erzielten diese Woche die Aframaxe, ihre Spoteinnahmen bei Neugeschäft erhöhten sich um 4% auf 24.400 $/Tag. Als Grund nannten Makler verstärkte Verladungen ex Schwarzem Meer und eine Verknappung der verfügbaren Schiffe aufgrund von Transitverzögerungen in den türkischen Meerengen.
Wie es für die größeren Tanker weitergeht, ist angesichts der geplanten weiteren Förderkürzungen der OPEC-Staaten und Partner von bis zu 1,5 Mio. Fass pro Tag ungewiss. Ohne gleichzeitige Zuwächse in anderen Laderegionen müssten bis zu 35 VLCCs um ihre Beschäftigung bangen, schätzen Analysten. Sollte die Ölnachfrage in Fernost aber schnell zurück auf Vorkrisenniveau kommen und mehr Rohöl aus Brasilien und den USA geliefert werden, könnten die Exportausfälle in den OPEC-Staaten am Tankermarkt ausgeglichen werden, heißt es.
Containerschifffahrt kann Raten ex Fernost stabilisieren
In der Containerschifffahrt gelang es den Linien, die Raten ex Fernost zu stabilisieren. Der Shanghai Index SCFI gab nur noch ganz leicht nach. In Nordeuropa ziehen die Frachten aufgrund von Container- und Stellplatzengpässen infolge der verringerten Schiffsankünfte aus Asien („blanked sailings“) jetzt sogar massiv an. Laut World Container Index stieg die Durchschnittsrate für Verladungen von Rotterdam nach Shanghai gegenüber der Vorwoche um ein Viertel auf fast 800 $/FEU.
Bei den Charterraten der Containerschiffe ist noch keine Trendumkehr in Sicht. Die Raten stehen aufgrund der hohen unbeschäftigten Tonnage, die sich in den vergangenen Wochen angehäuft hat, immer noch unter Druck. Der New ConTex verzeichnet diese Woche abermals ein Minus von 1,5%. (mph)