Peter Sand - Chief Shipping Analyst - BIMCO
Peter Sand, Chief Shipping Analyst, BIMCO (Foto: BIMCO)
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Mit den OPEC+-Förderkürzungen ist es vorbei mit profitablen Rohöltankerreisen, sagen Analysten. Denn durch die Coronaviruspandemie wird die Nachfragesituation noch verschärft.

Mitglieder der Organisation der erdölfördernden Länder (OPEC) und ihre Verbündeten (OPEC+) haben einer [ds_preview]historischen Förderkürzung von 9,7 Mio. Barrel Rohöl pro Tag (m/bpd) zugestimmt, um den massiven Förderüberhang zu verringern und eine Preisuntergrenze festzulegen, um den Rückgang der Ölpreise zu begrenzen. Es wird jedoch nicht davon ausgegangen, dass die Förderkürzung ausreicht, um den durch das Coronavirus verursachten Rückgang der Ölnachfrage auszugleichen, aber sie wird sicherlich schwerwiegende Auswirkungen auf den Öltanker-Schifffahrtsmarkt haben, mein BIMCO-Chefanalyst Peter Sand.

»Das erste Quartal des Jahres 2020 war für Rohöltanker eines der profitabelsten Quartale des vergangenen Jahrzehnts, das hoffentlich einen Liquiditätspuffer für die vor uns liegenden herausfordernden Monate darstellt. Sobald die Produktionskürzungen einsetzen, wird die profitable Reise wahrscheinlich zum Ende kommen«, sagt Peter Sand.

»Massiver Abwärtsdruck zu erwarten«

Während es am Ölmarkt weiterhin ein Überangebot gibt, das zum Auffüllen von Ölreserven führen wird, ist zu erwarten, dass die Spot-Fracht- und Zeitcharterraten für Rohöltanker nach April aufgrund des massiven Rückgangs der Nachfrage und der Ölexporte einem »massiven Abwärtsdruck« ausgesetzt sein werden.

Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage im Jahr 2020 im Jahresvergleich um 9,3 m/bpd sinken wird, was praktisch einen Einbruch der Ölnachfrage bedeutet. Die IEA schätzt auch, dass die schwimmende Lagerung im März um 22,9 Mio. Barrel auf insgesamt 103,1 mb zugenommen hat, was 52 VLCCs entspricht (bei einer angenommenen Kapazität von 2 Mio. Barrel.

»Positiver Impuls wird sich im 2. Quartal verflüchtigen«

»Angesichts der niedrigen Ölpreise scheint es zudem wahrscheinlich, dass sich die Ölreserven an Land und in schwimmenden Lagern in den kommenden Wochen weiter füllen werden, aber es wird nicht erwartet, dass dieser Trend über einen längeren Zeitraum anhält, und dementsprechend dürfte sich der positive Impuls für den Rohöltankermarkt nach dem zweiten Quartal verflüchtigen«, sagt Sand.

Die Prognosen würden kontinuierlich nach unten korrigiert, und die Schätzungen schwanken stark, was die Unsicherheit verdeutliche, durch die sich die Marktteilnehmer bewegen müssten. Die US-Energieinformationsbehörde (EIA) schätzt in ihrer am 7. April 2020 veröffentlichten kurzfristigen Energieprognose, dass die weltweite Nachfrage nach Erdöl und flüssigen Kraftstoffen für das Gesamtjahr 2020 um 5,2 m/bpd sinken wird. »Die Zeit wird zeigen, ob dies noch einmal angepasst werden muss, aber die Nachfrage wird in einem noch nie dagewesenen Tempo vernichtet, was die Kulisse für eine harte Realität auf dem Rohölmarkt in den kommenden Monaten bildet«, so der BIMCO-Analyst.

Während der Aufwärtstrend bei der schwimmenden Lagerung einen beträchtlichen Teil der Kapazität aus dem Markt nimmt und damit die Raten stützt, wird das aber wohl nicht ausreichen, um die sinkende Nachfrage und die Überkapazität auszugleichen. Es wird daher erwartet, dass die zweite Hälfte des Jahres 2020 mit einer »radikal anderen Realität« konfrontiert sein wird als die erste Hälfte des Jahres.

Mehr Stimmen und Hintergründe zum Ausblick für den Tankermarkt lesen Sie in der nächsten Print-Ausgabe der HANSA.