Peter Sand - Chief Shipping Analyst - BIMCO
Peter Sand, Chief Shipping Analyst, BIMCO (Foto: BIMCO)
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Die Covid-19-Krise hat die Containerschifffahrt hart getroffen, derzeit besteht keine Hoffnung auf eine kurzfristige Erholung. Ultragroße Schiffe haben es besonders schwer, die Kaskadierung in andere Trades funktioniert nicht.

Das weltweite Volumen in der Containerschifffahrt ging im ersten Quartal 2020 um 5,1 % zurück, wobei das Volumen um[ds_preview] 2,1 Mio. TEU auf 38,2 Mio. TEU abnahm. Der innerasiatische Handel, Vorbote für das, was in den kommenden Monaten aus der Region exportiert wird, ging um 13,1% zurück. Auf den wichtigsten Routen aus dem Fernen Osten gingen die Ausfuhren nach Europa im ersten Quartal um 12,0% und die Ausfuhren nach Nordamerika um 9,4% zurück, zeigen Zahlen von BIMCO.

Nur massive Streichung von Abfahrten konnte die Raten einigermaßen stabilisieren, die inaktive Containerschiffsflotte erreichte ein Rekordhoch von 11,3%. Während die Spot- und Vertragsraten aus dem Fernen Osten in die USA nahe am oder über dem Niveau vom Jahresanfang geblieben sind, sind die Raten nach Europa gesunken, Spotraten verloren 29,9%, langfristige Raten 5,4%.

Charterraten besserer Indikator

»In diesen Zeiten sind die Charterraten für Containerschiffe ein besserer Maßstab für den Containerschifffahrtsmarkt als die Frachtraten«, sagt Peter Sand, Chief Shipping Analyst von BIMCO. Der Nachfrageeinbruch führte zu einem sprunghaften Anstieg der Zahl verfügbaren Schiffe. »Die Tagesmiete für ein 8.500-TEU-Schiff ist seit Jahresbeginn um 38% gesunken, von 30.000 $ pro Tag auf 18.500 $ am 15. Mai 2020, wobei die Raten voraussichtlich weiter sinken werden, bis wieder höhere Ladungsmengen anfallen. Die Raten für ein 6.500-TEU-Schiff sind am stärksten gesunken: seit Jahresbeginn um 42% auf 14.500 $ pro Tag am 15. Mai«, berichtet Sand.

Seit Jahresbeginn gingen die Ablieferungen neuer Tonnage bis zum 19. Mai im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 57,6% auf 175.920 TEU zurück. Währenddessen wurden im April nur zwei Schiffe mit insgesamt 6.534 TEU abgewrackt. Die Containerschiffsflotte ist in diesem Jahr bisher um 0,6 % gewachsen und erreichte am 19. Mai 23,1 Mio. TEU. BIMCO erwartet, dass die Flotte bis Ende des Jahres auf 23,4 Mio. TEU anwachsen wird – ein jährliches Wachstum von 2% und die Hälfte der Wachstumsrate im Jahr 2019.

Kaskadierung funktioniert nicht

BIMCO rechnet damit, dass die inaktive Flotte für den Rest des Jahres bei etwa 10% bleiben wird. Ein plötzlicher Wiederanstieg der Nachfrage ist nach Sands Einschätzung nicht zu erwarten. »Selbst unter dem optimistischen Szenario der WTO wird die Nachfrage in der Containerschifffahrt im Jahr 2020 um 10% zurückgehen«, sagt Sand, der davon ausgeht, dass, ähnlich wie auf der Route Fernost-Europa, die Spot- und Kontraktraten in den kommenden Monaten sinken werden.

Insbesondere die in den letzten Jahren abgelieferten ultragroßen Containerschiffe stehen vor einer großen Herausforderung. Aufgrund ihrer Größe können viele von ihnen nur auf der Route Fernost-Europa eingesetzt werden. Der sprunghafte Anstieg der inaktiven Flotte zeigt auch, dass eine Kaskadierung auf andere Routen unter den gegenwärtigen Marktbedingungen keine Option ist, da die Nachfrage sich auf breiter Front verflüchtigt hat. »Auf dem Chartermarkt sind die größten Verlierer auf kurze Sicht diejenigen, die ihre Schiffe mit kurzfristigen Verträgen verchartern«, sagt Sand.