Zu den wichtigsten Ladungssegmenten der MPP-Schifffahrt zählt untern anderem der Markt mit Windenergie-Anlagen. Exemplarisch zeigt sich das beim chinesisch-polnischen Carrier Chipolbrok. Es gibt allerdings auch Unwägbarkeiten.
Das Joint Venture verschifft beispielsweise regelmäßig Windflügel in den US-Golf und nach Mexiko, [ds_preview]beizeiten auch an die amerikanische Westküste sowie nach Kanada. »Jeden Monat haben wir mindestens ein Schiff in westlicher Richtung mit einer vollen Decksladung Windflügel«, sagt der Carrier und verweist auf einige seiner jüngsten Abfahrten, die auch ostgehende Transporte umfassen.
So lief der Frachter »Chipolbrok Pacific« während seiner 22. Reise die Häfen von Esbjerg und Taranto an um Teilladungen für ein Windkraftprojekt nach Taichung aufzunehmen. Gondeln von jeweils 67,5 t und einer Länge von 12,69 m wurden unter Deck gestaut. In Taranto folgten die Windflügel mit jeweils 63,12 m Länge, die in drei Ebenen an Deck gegeneinander gestapelt wurden. Diese Projektladung bestand letztlich aus 124 Kolli mit einem Gesamtvolumen von 21.500 m³.
Neubauten
Der 1951 gegründete Carrier hatte sein 2003 initiiertes Neubauprogramm für die Schiffe das »Orkan«-Typs auf die Bedürfnisse der Windkraftindustrie zugeschnitten. Vier Schwestern mit einer Krankapazität von 700 t, einem durchgehenden Wetterdeck von 152 m Länge sowie einer Lukenlänge von bis zu 52,50 m wurden in Dienst gestellt.
Derzeit sind 15 Schiffe im Dienst für Chipolbrok, plus Charter-Tonnage, das soll dem Vernehmen nach auch so bleiben. Weil aber vor allem die Einheiten der Orkan-Klasse mit rund 30.000 tdw mittlerweile bis zu 16 Jahre alt sind, gibt es Neubaupläne. Aktuell arbeitet Chipolbrok an einer weiteren Flottenmodernisierung. Dabei setzt man auf noch größere Schiffe mit bis zu 64.000 t Tragfähigkeit. Sie sollen nicht zuletzt die Flexibilität im Ladungsmarkt und im harten Wettbewerb der MPP-Schifffahrt erhöhen, will der Carrier doch künftig verstärkt auch Bulk- und Parcel-Ladungen aufnehmen.
»Flügel-Flaute«?
Immer mehr Carrier versuchen sich im Ladungsmarkt breiter aufzustellen. Die Öl- und Gas-Industrien sowie die Windenergie-Geschäfte sind zwar wichtige Anker im Markt. Jedoch sind sie auch von industriepolitischen Schwankungen, der Weltwirtschaft und nicht zuletzt dem Ölpreis abhängig – alles Faktoren, die in der aktuellen Corona-Krise für Sorgenfalten sorgen. Prinzipiell ist der langfristige Ausblick zwar weiter positiv. Kurzfristig drohen jedoch Schwierigkeiten.
Die Windkraft-Industrie wird allerdings weiter ein wichtiges Segment für Chipolbrok bleiben. Einige Beispiele: Anfang dieses Jahres und kurz vor der Corona-Krise, löschte »Qian Kun« Ladung für ein Windkraftprojekt in Spanien im Hafen von Sagunto, im Anschluss weitere Bauteile für ein Offshore Projekt im Umschlag via Cuxhaven. Im April bediente das Charterschiff »Chipol Taian« Eemshaven und löschte dort eine Komplettladung Turmsegmente.
Ein weiteres Charterschiff, »Bao An«, nimmt Ende Mai eine volle Ladung Türme für Windkraftanlagen in Taicang an Bord, um diese nach Esbjerg zu transportieren. Gleichzeitig lädt »Tai An« als nächstes eingechartertes Schiff Windmühlentürme von Vietnam nach Schweden. Der Mehrzweckfrachter »Wladyslaw Orkan« nimmt auf seiner 81. Reise nach seiner Beladung in Shanghai und Dongzao Kurs auf Häfen in der Türkei und Rumänien.