Kreuzfahrtschiff Iona in Bremerhafen
Foto: Marc Petrikowski
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Der Kreuzfahrtriese Carnival setzt bei seiner Flotte zum Kahlschlag an. 13 Schiffe werden verkauft, die Abnahme von Neubauten wird verschoben.

Grund sind gravierende Verluste in Folge der Coronakrise. [ds_preview]Der von CEO Arnold Donald geführte Kreuzfahrt-Gigant hat für das zweite Quartal ein Minus von -4,37 Mrd. $ verbuchen müssen, schon in den ersten drei Monaten das Jahres waren es -4,4 Mrd. $. Trotz geplanter Einsparungen von 7 Mrd. $ bei den jährlichen Betriebskosten musste sich die Gruppe mehr als 10 Mrd. $ an zusätzlicher Liquidität sichern, um die Durststrecke zu überstehen.

Außerdem soll die Flotte von mehr als 100 Schiffen drastisch verkleinert werden, das betrifft nicht nur ältere Einheiten, sondern auch eine Verschiebung bei Neubauten. Insgesamt 5 Mrd. $ an geplanten Investitionen sollen in den kommenden 18 Monaten entfallen.

Weniger Schiffe, weniger Kosten

Die 1996 bei der Bremerhavener Lloyd Werft gebaute »Costa Victoria« ist bereits weg, die »Oceana« von P&O Cruises soll folgen. Dass Carnival sich von zwei weiteren Schiffen trennen wird, war bereits vor Ausbruch der Coronakrise beschlossene Sache. Nun kommen fünf andere Schiffe sowie Vorverträge für den Verkauf von drei weiteren Schiffen hinzu. Diese insgesamt zwölf Einheiten stehen für den Abbau von nahezu 9% der Bettenkapazität bei Carnival binnen kürzester Zeit.

Weitere Entlastung für die mehr als angeschlagene Bilanz erhofft sich die US-Kreuzfahrtgruppe davon, die bestellten Neubauten später als geplant in Dienst zu stellen. Die von der Meyer Werft für P&O Cruises gebaute »Iona« ist dafür ein erstes Beispiel. Statt im August soll sie erst im Februar kommenden Jahres übernommen werden.

Neun Neubauten kommen später

Von den ursprünglich neun Schiffen, die 2020 und 2021 bei Carnival in Dienst gestellt werden sollten, sollen fünf erst 2022 in die Flotte aufgenommen werden. Aber auch die Abnahme von Schiffen, deren Ablieferung für 2022 und 2023 geplant war, soll auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Das trifft beide Standorte der Meyer Werft-Gruppe, die noch vier Schiffe für verschiedene Marken des US-Konzerns baut. In Papenburg könnte es nach der »Iona« für P&O Cruises zwei weitere Schiffe der Helios-Klasse (183.200 BRZ) betreffen – die »AIDAcosma« (2021) für Aida Cruises sowie einen zweiten Neubau für P&O Cruises (2022).

Bei Meyer Turku zeichnet sich bereits eine verspätete Ablieferung der »Mardi Gras« an die Carnival Cruise Line ab. Außerdem stehen in Finnland die Helios-Neubauten »Costa Toscana« (2021) sowie ein noch namenloses Schiff für die Carnival Cruise Line (2022) im Auftragsbuch.

Das hatte auch Seniorchef Bernard Meyer vorhergesehen, der in den kommenden Jahren von einem Produktionsrückgang um etwa 40% ausgeht, wenn bestellte Schiffe verspätet abgenommen werden. Die Werft hat nach eigenen Angaben aktiv das Gespräch mit den Kunden über eine Streckung des Orderbuchs gesucht, um Aufträge nicht ganz zu verlieren. Die Belegschaft ist bis Ende des Jahres in Kurzarbeit, außerdem sind zwei jeweils dreiwöchige Werftschließungen geplant.