Das erste Plugin-Hybrid-Passagierschiff an der deutschen Ostseeküste ist abgenommen worden. Die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) hat die in den Niederlanden gebaute »Gaarden« nach der Überführung in Dienst gestellt.

[ds_preview]Am 12. August soll die Plugin-Hybrid-Fähre in Kiel getauft werden und danach in den Liniendienst der SFK zwischen dem Kieler Hauptbahnhof und Laboe eingegliedert werden. Die knapp 4 Mio. € teure »Gaarden« ist das erste von fünf neuen Fährschiffen, die bis 2025 die Flotte der SFK von Grund auf erneuern sollen.

Die Ausschreibung für die beiden ersten Fähren hat die niederländische Werft Holland Shipyards gewonnen. Die Niederländer haben auch die Option für die folgenden vier Schiffe. Mit dem Bau soll in Kiel der ÖPNV im Stadtgebiet erweitert werden. Durch die Querungen der Förde können Verkehrsstöme aufs Wasser umgeleitet werden.

Bund fördert Neubauten

Der Bau der »Gaarden« wurde vom Bundesverkehrsministerium gefördert. Das gilt auch für die seit April im Bau befindliche neue Elektrofähre »Düsternbrook«. Dieser Neubau soll ab Herbst von Holland Shipyards geliefert werden. Die »Düsternbrook« ist etwas kleiner und soll nur auf der Kurzstrecke in der Schwentine-Fahrt zum Einsatz kommen. Sie wird als erste vollkommen elektrisch angetriebene Fähre an der Ostsee konzipiert.

Die weiteren Schiffe »Bellevue«, »Wik« und »Schilksee« sollen nach einer ausgiebigen Testphase der beiden Neubauten ab dem nächsten Jahr bestellt werden. Dabei sollen auch eventuelle Erfahrungen aus dem Alltagsbetrieb der »Gaarden« einfließen.

In die Modernisierung der Fördeschifffahrt investiert die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel fast 20 Mio. €. Die im Besitz der Stadt befindliche Reederei betreibt auch vier Schlepper, zwei Kombischiffe, drei Pontons und derzeit sechs Passagierschiffe.

GTL-Kraftstoff

Die »Gaarden« hat Platz für 300 Passagiere und 40 Fahrräder. Das 32 m lange Schiff wird von zwei Elektromotoren angetrieben. Die Stromerzeugung erfolgt über zwei Scania-Motoren der Baureihe 13313 mit zusammen jeweils über 368 kW. Die Motoren werden bei der SFK mit dem schadstoffarmen GTL betrieben.

Für die Revierfahrt im Kieler Stadtgebiet kann die Fähre außerdem komplett elektrisch betrieben werden. Dafür sind mehrere Batterie-Blöcke mit einer Leistung von derzeit 273 kWh installiert. Die Batterien sind leicht austauschbar und können bei Bedarf auch verdoppelt werden.

Option für weitere Batterien

Da die Entwicklung auf dem Batteriemarkt derzeit sehr dynamisch ist, hält sich die Reederei so die Optionen für eine Nachrüstung der »Gaarden« mit weiteren Batterien.
Bei der Ausstattung ist sie auch für touristische Zwecke ausgelegt. Der obere Salon ist deshalb mit einem Bistro und einer hochwertigen Möblierung versehen. Das Sonnendeck hat einen ausfahrbaren Regenschutz. Außerdem gibt es erstmals seit 50 Jahren wieder Neubauten der Kieler Fördeschiffe mit einem vorderen Freideck für Passagiere.

(FB)