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Während einige Reedereien versuchen, durch Investitionen in Internetzugänge, Fitnessangebote und Weiterbildungen die Situation für Seeleute zu verbessern, wächst der Frust über die weiterhin ungelöste Crew-Wechselproblematik, zeigt der neueste Seafarers Happiness Index der Mission to Seafarers

[ds_preview]Die Umfrage, die mit Unterstützung des Shipowners’ Club und der Wallem Group durchgeführt wurde, berichtet über die Erfahrungen von Seeleuten zwischen Oktober und Dezember 2020. Der Bericht hebt den anhaltenden Kampf in Sachen Besatzungswechsel und Arbeitsbelastung hervor. Er zeige jedoch auch, dass die einfachen Schritte, die einige Schiffseigner unternehmen, »einen großen Unterschied im täglichen Leben der Seeleute machen können, die psychische Gesundheit an Bord verbessern und die Leidenschaft für ihre Arbeit erneuern«, so die Autoren.

Viele Seeleute haben berichtet, dass Schiffseigner begonnen haben, Änderungen vorzunehmen, die die Lebensqualität an Bord verbessert haben. Kostenlose Datenkontingente oder kostenlose Anrufe, mehr Investitionen in Lebensmittel und neue Fitnessgeräte wurden laut den Umfrageteilnehmern sehr geschätzt. Nachdem der fehlende Landgang und das eingeschränkte WLAN zu Beginn des Jahres 2020 zu den größten Sorgen zählten, scheint dies zu zeigen, dass die Reedereien sich bemühen, die Umstände an Bord zu verbessern, insbesondere während der Covid-19-Pandemie.

An der Weiterbildung von Seeleuten scheiden sich die Geister: Einige erhalten eine qualitativ hochwertige Weiterbildung, andere hingegen überhaupt keine. Dort, wo Weiterbildung stattfindet, vermittelt sie den Seeleuten an Bord wichtige Fähigkeiten und positive Lernerfahrungen. Allerdings scheinen einige Schulungen dann aufgrund veralteter Ausrüstung an Bord hinfällig zu sein. Beispielsweise war das Inkrafttreten der Entschließung MSC.428(98)-IMO-Regeln zur Cybersicherheit ein Katalysator für einen Ansturm auf Schulungen Ende 2020, um die Besatzungen auf die bevorstehenden Veränderungen vorzubereiten. Allerdings wurde das Training nicht durch sichere und aktualisierte Systeme und Geräte unterstützt, so dass die Seeleute das Gefühl hatten, das Training sei kontraproduktiv.

Quarantänebedingungen »erniedrigend und frustrierend«

Der Q4-Bericht zeigt, dass es immer noch große Herausforderungen bei Besatzungswechseln gibt, nicht nur bei den Einschränkungen beim Verlassen oder Betreten eines Schiffes, sondern auch bei der Behandlung und den Einrichtungen, die während der Quarantäne bereitgestellt werden. Seeleute betonten, dass sie einer erniedrigenden und frustrierenden Behandlung ausgesetzt sind, was deutlich macht, dass der gesamte Prozess überprüft und verbessert werden muss.

Die Auswirkungen der Besatzungswechselkrise sind akut zu spüren, und einige leitende Offiziere sagten, dies sei die schlimmste Situation, die sie seit Jahrzehnten in der Branche erlebt hätten. Die Auswirkung auf die Moral und die psychische Gesundheit der Besatzung sei offensichtlich, und es wurden Forderungen nach verstärkten Anstrengungen in der Branche laut, insbesondere da die Pandemie weiter anhält.

Q4-Bericht zeigt »anhaltenden Bedarf an echten Maßnahmen«

Andrew Wright, Generalsekretär von The Mission to Seafarers: »Der Seafarers Happiness Index für das vierte Quartal hat den anhaltenden Bedarf an echten Maßnahmen aufgezeigt. Länder, Organisationen und Regierungen hatten viel Zeit, Besatzungswechselprogramme zu erleichtern und die Logistik zu organisieren, und dennoch sehen wir weiterhin einen Mangel an Landurlaub, Herausforderungen bei Besatzungswechseln und nicht unterstützte Seeleute. Die positiven Nachrichten, die wir in diesen Ergebnissen sehen, stammen von den Schiffseignern, die in WiFi und Fitnessgeräte an Bord investiert oder Landurlaub ermöglicht haben. Ihnen gebührt Anerkennung für diese Schritte und wir möchten alle Reeder ermutigen, Maßnahmen zu ergreifen, um das Leben an Bord zu verbessern.

Louise Hall, Director – Loss Prevention beim Shipowners’ Club: »Die Ergebnisse des Happiness-Index’ für das vierte Quartal unterstreichen die Vorteile des kontinuierlichen Lernens, der persönlichen Entwicklung und der Konnektivität an Bord in diesen äußerst schwierigen Zeiten. Unter anormalen Betriebsbedingungen müssen wir neue Ressourcen und Medien finden, um mit unseren Seeleuten in Verbindung zu treten, um ihnen die Unterstützung und geistige Anregung zu bieten, die sie benötigen. Die Ergebnisse des Happiness-Index liefern uns das Wissen und das Verständnis, das wir brauchen, um diese Initiativen so effektiv wie möglich zu gestalten.«

John-Kaare Aune, Interims-CEO der Wallem Group: »Die Unsicherheit, die während der Covid-Krise in Bezug auf eine rechtzeitige Ablösung der Besatzung herrschte, spiegelt sich deutlich in der Resignation und Antipathie wider, die in den Antworten zu sehen war. Rechtzeitige Ablösung der Besatzung ist nicht nur eine humanitäre Frage, sondern kann auch eine Frage der Sicherheit sein. Die Regierungen müssen endlich Taten folgen lassen, wenn es um den Key Worker-Status für Besatzungen und die Erleichterung von Besatzungswechseln geht.« Aune ist erst seit kurzem auf dem Chefposten beim Shipmanager Wallem, nachdem der bisherige CEO Frank Coles überraschend abgetreten war, um sich von nun an stärker für das Wohl von Seeleuten einzusetzen.

Der vollständige Bericht kann hier abgerufen werden.