Spotmarkt KW 29-21
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Die Frachten in den intra-europäischen Trades behaupten sich entgegen den saisonalen Trends auf sehr hohem Niveau.

[ds_preview]Normalerweise steckt der Shortsea-Frachtenmarkt um diese Zeit tief im Sommerloch – ganz anders in diesem Jahr. Die wirtschaftliche Belebung in Europa zieht offensichtlich so viel Ladung nach sich, dass Laderaum im Segment der kleineren Single-Decker nach wie vor sehr knapp ist.

Obwohl sich die Stimmung am Markt seit Anfang Juli etwas gelegt hat, geben die Raten nicht nach. Der European Short Sea Index (EUSSIX) des Branchendienstes BMTI machte diese Woche sogar einen Satz um 4,4% auf 29,38 Punkte – ein neuer Jahreshöchststand. Vor genau 12 Monaten lag das Ratenbarometer gerade einmal halb so hoch, bei 14,84 Zählern.

Als Haupttreiber erweist sich derzeit die Befrachtungsaktivität im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer, wo nach der Ernte hohe Getreidevolumina zur Verschiffung kommen. »Der Markt im Süden ist extrem fest. Die Nachfrage übertrifft das Tonnage-Angebot bei weitem«, kommentierte ein britischer Makler. Im Schwarzen Meer sind die durchschnittlichen Frachtraten laut BMTI binnen zwei Monaten um fast 50% in die Höhe geschossen. Nur mit extrahohen Frachtabschlüssen können Charterer die Reeder dazu bringen, die südlichen Gefilde zu verlassen. Für eine 6.000-Tonnen-Partie Stahl von der Türkei (Marmarameer) nach Polen mussten dem Vernehmen nach zuletzt 75 $/t gezahlt werden.

In der Ostsee haben die Frachtraten in den vergangenen wochen zwar minimal nachgegeben – BMTI schätzt das Niveau für 3.000 t Stückgut von den Baltischen Häfen in die ARAG-Range jetzt auf 31-32 €/t. Auch dies ist aber fast doppelt so viel wie letztes Jahr um diese Zeit. Sollte sich die Aktivität im August doch noch deutlich abschwächen, bekämen die Charterer aber wohl nur eine kurze Atempause. Denn nach der Ernte im Ostseeraum drängt ab September auch dort viel Getreideladung auf den Markt, die die Raten wieder hochtreiben dürfte.

Bulk-Reeder geben den Ton an

Am Deepsea-Markt der Bulk Carrier gaben diese Woche ebenfalls die Reeder den Ton an. Der Baltic Dry Index kletterte seit Freitag vergangener Woche um 160 auf 3.199 Punkte – dank solider Steigerungen für Capesize- und Handy-Frachter.

Zu Wochenschluss gab es einen kräftigen Aufschwung für Capesize-Bulker im Pazifik. Resultat: Die Durchschnittsrate der 180.000-Tonner im Zeitcharter-Trip-Business lag heute mit knapp 32.500 $/Tag um 14% über dem Level von vor einer Woche. Auch am Frachtenterminmarkt machte sich Zuversicht breit – für September wurde die Durchschnittsrate der Capes zu fast 40.000 $/Tag gehandelt.

Während das Ratenniveau im Panamax-Segment bei mäßiger Nachfrage um 3% auf 31.756 $/Tag abrutschte, setzten die Raten der Supramax- und Handysize-Frachter ihre Kletterpartie fort. Supramaxe (58.000 tdw) verbesserten sich um 3,5% auf durchschnittlich 31.577 $/Tag, Handies um 4% auf 31.246 $/Tag. Während die Aktivität im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer angesichts der Feierleichkeiten zum islamischen Opferfest etwas gedämpft blieb, zog der Markt im US Golf kräftig an.

Die Indexrate für Supras auf der Route vom US Golf nach Nordeuropa sprang um rund 10% auf fast 33.000 $/Tag. Für Handy-Frachter verteuerten sich Trips auf der gleichen Route um mehr als 20% auf 30.357 $/Tag.

Hoffnungsschimmer für Tanker

Einen ganz kleinen Hoffnungsschimmer gab es am Spotmarkt für Rohöl-Tanker. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen zogen trotz unverändert mäßiger Aktivität in allen Größenklassen ganz leicht an. Die VLCC verbesserten sich laut Clarksons Platou um 5% auf 3.000 $/Tag (ältere Schiffe), für die Suezmaxe und Aframaxe stiegen die Tageserträge um 15% und 5% auf 4.900 $/Tag und 6.100 $/Tag. Makler rechnen mit einem steigenden Ladungsaufkommen für August, nachdem sich die OPEC-Staaten und ihre Verbündeten darauf einigen konnten, die Produktionsmengen ab August jeden Monat um 400.000 Barrel pro Tag hochzufahren. (mph)