Steuern die Schiffsfinanzierung bei der OVB: Vorstandschef Holger Franz und Bereichsleiter Guido Mülder (© OVB)
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Die Ostfriesische Volksbank (OVB) wird in der heimischen Schiffsfinanzierung immer wichtiger. Nach einem Portfolio-Ausbau liegt der Marktanteil bei fast einem Drittel. Am Ende einer langen Durststrecke nimmt das Interesse an Neubau-Projekten deutlich zu.[ds_preview]

Auch durch das zweite Corona-Jahr ist die Ostfriesische Volksbank (OVB) in Leer [ds_preview]ohne zusätzliche Risikovorsorge gekommen. Der Höhenflug vieler Schifffahrtssegmente hat zu einem starken Wachstum des Schiffsportfolios geführt.

Das fast ausnahmslos an deutsche Reeder aus der Nordwestregion verliehene Kreditvolumen stieg gegenüber dem Vorjahr um 19,8 % auf knapp 500 Mio. € (2020: +7,3 %). Zusammen mit ihren Konsortialpartnern kratzt die OVB sogar an der Marke von 1 Mrd. €.

Mehr als doppelt so viele Transaktionen

Die Zahl der Transaktionen hat sich von 70 auf 150 mehr als verdoppelt. »Wir hätten sogar noch mehr Geschäft machen können«, sagt Vorstandschef Holger Franz. Vor allem in den letzten Monaten des Jahres nahmen die Anfragen ebenso zu wie Zahl und Volumen von Sondertilgungen. Hatte die Volksbank zuletzt vor allem Secondhand-Schiffe (re-)finanziert, steigt jetzt das Interesse ihrer Kunden an Neubauten. Doch eine Wachstumsquote von 20 % gilt in der Bank als Grenze, um unnötige Risiken zu vermeiden, »die wollten wir nicht überreizen«, sagt Guido Mülder, Bereichsleiter Schiffsfinanzierung.

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Das Kreditportfolio der OVB ist kontinuierlich auf 476 Mio. € und 362 Schiffe angewachsen (2021) (© OVB)

Trotz zahlreicher Abgänge hat die OVB rund 50 Schiffe mehr im Portfolio als noch vor Jahresfrist, insgesamt sind es jetzt 362 Einheiten. Zum Vergleich: 2019 waren es 280. Knapp 476 Mio. € hat die Bank selbst an Reeder verliehen, weitere 492,5 Mio. € kommen von Konsortialpartnern hinzu, allein die Hälfte davon stammt von der DZ Bank, der Rest von 16 anderen genossenschaftlichen Banken. Auch diese Zahl hat sich verdoppelt.

Gemessen an etwa 1.800 Handelsschiffen in der deutschen Flotte hat die OVB damit einen Marktanteil von fast 30 % und ihre vor zwei Jahren ausgegebene Zielmarke von 1 Mrd. € an Kreditvolumen nahezu erreicht. »Wir sind überaus zufrieden mit der Entwicklung«, so Franz.

Die in Leer beheimatete Volksbank finanziert vorwiegend mittelständische Kunden in der Region, seit der Übernahme der Volksbank Kehdingen auch im Alten Land bei Hamburg. Das Schiffskreditportfolio wird traditionell und passend zu den Kunden im Nordwesten von MPP-/Heavylift- (35 %) und Containerfeeder-Schiffen (25 %) sowie Kümos (15 %) dominiert, dazu kommen Tanker, Bulker und andere Schiffstypen.

MPP-Schiffe weniger gefragt

Hinter den Reedern liegen eine lange Durststrecke in Folge der weltweiten Schifffahrtskrise und zuletzt viele Refinanzierungsprojekte, unter anderem durch den Rückkauf von Schiffen, die zwischenzeitlich von Investoren wie Cerberus gehalten wurden. Das jetzt wieder ansteigende Interesse an Neubauten verschiebt nach Auskunft der OVB den Fokus bei den Schiffstypen. Gefragt seien vor allem Kümos und Containerfeeder, weniger dagegen MPP-Frachter. Rund 20 Anfragen hat die Volksbank bereits positiv beschieden, weitere 30 sind den Angaben zufolge in der Bearbeitung – mit guten Aussichten auf Erfolg.

Abgesehen von Ausnahmefällen deckelt die OVB, die in der Regel einen Eigenkapitalbeitrag der Reeder von 40 % oder mehr erwartet, die Höhe eines Einzeltickets bei 5 Mio. €. »Ist der Bedarf größer, greifen wir auf einen oder mehrere Konsortialpartner zurück«, sagt Franz. Angesichts der derzeit hohen Charterraten und langen Laufzeiten hätten sich auch Bewertung und Verteilung der Finanzierung verschoben. »Ein Teil wird auf den kurz- bis mittelfristig zu erwartenden Cashflow abgestellt, der andere Teil, der über die Charterperiode hinausgeht, auf das Schiff als Asset«, sagt Mülder. Damit sei man auf der sicheren Seite. Auch im laufenden Jahr rechnen Franz und Mülder mit weiterem Wachstum, wenn auch nicht mehr in dem Tempo von 2021.