Die erste Reise nach dem Sanierungsdrama ist abgeschlossen, am Freitag kehrt die »Gorch Fock« nach vier Monaten auf See in ihrem Heimathafen Kiel zurück.[ds_preview]
Damit endet nach etwas mehr als vier Monaten und rund 8.000 sm die 171. Auslandsausbildungsreise (AAR) und damit die erste Seefahrt nach einem langen Werftaufenthalt – der von vielen Problemen und sogar einer Werftinsolvenz begleitet war, die auch die Justiz beschäftigt.
Unter dem Kommando von Kapitän zur See Nils Brandt nahm der weiße Dreimaster mit insgesamt rund 100 Besatzungsmitgliedern Ende November Kurs auf die Kanarischen Inseln. Nach erfolgreichem Training der Stammbesatzung und Segelcrew verbrachte die »Botschafterin in Weiß« Weihnachten im Hafen von Santa Cruz de Tenerife. Der Umgang mit Covid-19 und die pandemische Lage vor Ort führten dazu, dass der erste Ausbildungstörn abgesagt werden musste und erst in Malaga mit dem zweiten Törn die Ausbildung der jungen Offiziere beginnen konnte. Insgesamt wurden 70 Kadettinnen und Kadetten ausgebildet. Vier von ihnen waren Austauschoffiziere aus Frankreich, Senegal, Thailand und Kolumbien.
Schwestertreffen
»Es war für uns ein besonderes Erlebnis, als die ›Gorch Fock‹ beim Einlaufen in Lissabon durch ihr Schwesterschiff ›Sagres‹ der portugiesischen Marine begleitet wurde. Unser erster Auslandshafen und die gemeinsame Fahrt mit der ›Sagres‹ den Tejo hinauf war schon sehr schön und eine großartige Geste unserer portugiesischen Kameraden«, erzählt der Kommandant. Für Brandt war es die letzte Fahrt als Kommandant der »Gorch Fock«. Mit dem Einlaufen in Kiel endet demnächst seine knapp achtjährige Amtszeit auf dem Schulschiff. Ende März wird er das Kommando an seinen Nachfolger übergeben.
Seit der Indienststellung im Dezember 1958 wurden etwa 15.000 Offizier- und Unteroffizieranwärter auf der »Gorch Fock« ausgebildet. Im Verlauf der Ausbildungsreisen besuchte sie bisher rund 390 Häfen in knapp 60 Ländern auf fünf Kontinenten und legte dabei mehr als 750.000 sm zurück.
Nach knapp sechs Jahren war im September 2021 die umstrittene und teure Sanierung des Segelschulschiffes »Gorch Fock« abgeschlossen und das Schiff von Lürssen offiziell an die Marine übergeben worden. Die Sanierung des Dreimasters hatte im Dezember 2015 begonnen und für eine Reihe von Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Die Werftzeit hatte sich von einem auf sechs Jahre verlängert, die Kosten waren von ursprünglich veranschlagten 10 Mio. € auf 135 Mio. € explodiert. Die zunächst mit der Sanierung beauftragte Elsflether Werft ging in die Insolvenz, in den vergangenen zwei Jahren hatte Lürssen das Projekt übernommen und zu Ende gebracht. Gegen ehemalige Manager der Elsflether Werft sowie gegen einen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven wird wegen des Verdachts der Korruption und Untreue ermittelt.