Spotmarkt KW14_22
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Nach einer langen Durststrecke fahren die Rohöltanker jetzt endlich zurück in die Gewinnzone. Die Spoteinnahmen der VLCC und Suezmaxe haben sich diese Woche mehr als verdoppelt.[ds_preview]

Diese Woche brachte Ratensteigerungen für die größeren Schiffe, wie man sie seit langer Zeit nicht gesehen hat. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC (320.000 tdw) zogen auf Wochensicht um fast 150% auf knapp 23.000 $/Tag an. Die kleineren Suezmaxe (157.000 tdw) konnten ihren bestehenden Vorsprung noch weiter ausbauen: Ihr Niveau im Spotgeschäft über alle Routen verbesserte sich um rund 130% auf 47.700 $/Tag.

Getrieben wurden die rasanten Zuwächse hauptsächlich durch eine steigende Aktivität im Atlantik – ex Westfrika und ex US Golf, wie Makler berichten. Europäische und asiatische Käufer lieferten sich demnach ein Wettrennen um Tonnage. Zusätzliche Charterbedarfe werden vor allem auf europäischer Seite beobachtet, wo die meisten Länder bemüht sind, ihre Einfuhren aus Russland zu verringern und durch Öl aus anderen Regionen zu ersetzen.

Auch für die Aframaxe (115.000 tdw), die eher auf kürzeren regionalen Strecken Einsatz finden, ging es aufwärts, allerdings nicht ganz so steil. Ihre durchschnittlichen Spoteinnahmen verbesserten sich um ein Drittel auf 37.100 $/Tag. Ausschlaggebend ist für sie eine Charteraktivität im Mittelmeer, die zunehmend positiv auf die Märkte in der Nordsee und im Atlantik ausstrahlt.

Bulker-Raten geben nach

Enttäuschend verlief die Woche für Bulk Carrier. Auf fast allen Routen gaben die Raten nach – der Baltic Dry Index fiel um 302 auf 2.055 Punkte. Die schwersten Einbußen verzeichneten die Capesize-Frachter, die am stärksten unter den erneuten Lockdowns in China und der dadurch gebremsten Erholung der Stahlproduktion leiden. Ihre Durchschnittsrate im Trip-Business fiel um fast ein Viertel auf knapp 12.000 $/Tag.

Maklern zufolge hinkt die Befrachtungsaktivität für Eisenerz ex Brasilien weiter hinter den Erwartungen her. Die Hoffnung, dass eine Verlagerung der Steinkohlenimporte für Europa neuen Schwung in den Capesize-Markt bringt, bleibt bislang unerfüllt. Mehrere Großbulker sollen in Erwartung steigender Exportmengen für Europa vor den kolumbianischen Häfen lauern, aber entsprechende Frachtabschlüsse wurden noch nicht gemeldet.

Für Panamaxe, Supramaxe und Handysize-Frachter gaben die Spoterträge nahezu gleich stark um je 9% nach: auf 25.000 $/Tag (Panamaxe), 27.500 $/Tag (Supra) und 27.800 $/Tag (Handy). Die schärfsten Rückgänge waren im Pazifik zu verzeichnen, wobei auch hier die Lockdowns in China der entscheidende Faktor sind. Am europäischen Kontinent konnten sich zumindest die Handies auf Vorwochenniveau behaupten.

Am Shortsea-Markt war die Ratentendenz dagegen aufwärts gerichtet. Der Branchendienst BMTI hob seinen European Short Sea Index um 2,6% auf 40.94 Punkte an. In Nordeuropa habe das stürmische Wetter zu Verzögerungen bei den Rundreisen geführt, was die Tonnageengpässe abermals befeuert habe. Im Schwarzen Meer sei die Charteraktivität für Verladungen aus den russischen Häfen heraus nach einer längeren Phase der Zurückhaltung wieder gestiegen. (mph)