Der Chartermarkt bleibt weiter ziemlich ereignislos. Kurze Laufzeiten bestimmen die wenigen Aktivitäten, eher wird Tonnage von den Linien gekauft als gechartert.[ds_preview]
Die geringe Verfügbarkeit von Tonnage, die weithin spürbaren Engpässe in der Lieferkette, der Krieg in der Ukraine, die jüngsten Lockdowns in China und nicht zuletzt die Inflation sorgen für ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit, schreibt der Verband der Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) in seinem Wochenbericht.
Dieser Trend spiegelt sich im Index New ConTex wider. Er bewegte sich zuletzt seitwärts und beendete die Woche bei 3.327 Punkten (+0,8%). Einzig bei den kleineren Einheiten ist demnach noch ein leichter Zuwachs zu beobachten. Ein spürbarer Rückgang der nach wie vor historisch hohen Charterraten, sei allerdings nicht zu befürchten, heißt es bei VHBS. Diese halten ihr Niveau – anders als es bei den Frachtraten derzeit der Fall ist.
Unter den wenigen Abschlüssen sticht die von BAL kurzzeitig für 90.000 $/Tag in Charter genommene »Northern Vivacity« (Baujahr 2005, 2.700 TEU) heraus. Nach einer Atlantik-Reise und maximal 50 Tagen ist aber schon wieder Schluss. Die »TSS Neptune« (Baujahr 2000, 2.478 TEU) geht hingegen im Mittleren Osten für längere 12-14 Monate und ebenfalls sehr gute 85.000 $/Tag an SeaCon.
Die Linienreedereien halten sich angesichts der globalen Lage merklich zurück. Angesichts von Forward-Positionen Ende dieses und Anfang kommenden Jahres nehmen sie sich Zeit, den Markt in Ruhe zu beobachten, sagen Makler. Die rückläufigen Frachtraten könnten jetzt allerdings einigen Druck auf Nachlässe bei den Charterraten auslösen.
Bei den Frachtraten hält der Niedergang an. Der FBX von Freightos notiert bei Die Preise zwischen Asien und der US-Westküste fielen trotz der bevorstehenden Hauptsaison um -15% auf 7.599 $/FEU. Die Rate liegt inzwischen deutlich (-14%) niedriger als die zur gleichen Zeit des Vorjahres. Zur US-Ostküste war es ein Rückgang von -13 % auf 10.113 $/FEU (-13% unter Vorjahr). Die Nachfrage nach Importen sinkt, gleichzeitig baut sich der Lagerbestand auf.
Der Rückgang summiert sich in diesem Fahrtgebiet im 2. Quartal auf 50%. Dagegen hielten die Raten im Fernost-Europa-Verkehr ihr Niveau, vermutlich wegen der zunehmenden Überlastung der Seehäfen. aber auch hier gibt es Einbußen gegenüber dem Vorjahr (-30%). Unter den wichtigen Fahrtrouten liegen nur die Transatlantik-Preise höher als zu Jahresbeginn. Zwischen Europa und der US-Ostküste gibt es noch ein Plus von 42%. (KF)