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Russlands Krieg gegen die Ukraine und Infrastruktur-Mängel in Nigeria führen zu Veränderungen und einem Rückgang von Rohöl-Tonnenmeilen aus dem Golf von Guinea. Mitte 2023 dürfte es eine weitere einschneidende Veränderung für den Markt geben.[ds_preview]

Im bisherigen Jahresverlauf sanken die Tonnenmeilen der entsprechenden Tanker-Schifffahrt um 5,9%, wie die vor allem von Reedern getragene Schifffahrtsorganisation Bimco heute in einer Analyse berichtet.

Die Rohölexporte aus dem Golf von Guinea haben seit Jahresbeginn 13,7% der Nachfrage nach VLCC-Tonnenmeilen und 16,5% der Nachfrage nach Suezmax-Tonnenmeilen ausgemacht. Der Rückgang der nigerianischen Rohölproduktion um 13,5% im Vergleich zum Vorjahr hat die Nachfrage am stärksten beeinträchtigt und einen Rückgang der Tonnenmeilen um 5,9% verursacht.

Bimco Oel Nigeria Westafrika Guinea
© Bimco

Die Produktionszahlen der nigerianischen Regierung für August zeigen einen Rückgang der Produktion auf 972.000 Barrel pro Tag, den niedrigsten Stand seit 32 Jahren. Dies entspricht einem Rückgang von 21,5% im Jahresvergleich und liegt deutlich unter der nigerianischen OPEC-Quote von 1,8 Mio. Barrel pro Tag. Als Ursachen für den Produktionsrückgang werden Pipelinediebstähle und unzureichende Investitionen in die Ölinfrastruktur genannt.

Neben dem Rückgang der Rohölproduktion hat ein Rückgang der durchschnittlichen Fördermenge um etwa 1% den Rückgang der Tonnenkilometer noch verstärkt. Rohöl, das normalerweise für die asiatischen Märkte bestimmt wäre, wurde nach Europa umgeleitet, da der Kontinent versucht, russisches Öl zu ersetzen und die Energiesicherheit zu verbessern.

Neue Raffinerie beeinflusst den Markt

Ein weiterer Rückgang der Exporte aus dem Golf von Guinea wird von den Bimco-Analysten ab Mitte 2023 erwartet. Als Grund wird angegeben, dass dann die nigerianische Dangote-Raffinerie ihren Betrieb aufnehmen soll. Für die dürfte ein beträchtlicher Teil des nigerianischen Rohöls benötigt werden – mit einer möglicherweise steigenden Volatilität der Raten. »Mitte 2023 wird sich die Landschaft für Tanker in Nigeria erneut verändern, da die Dangote-Raffinerie in Betrieb genommen werden soll. Das neue Projekt verfügt über eine Raffineriekapazität von 650.000 Barrel pro Tag, was 55,6% der durchschnittlichen nigerianischen Rohölproduktion des laufenden Jahres entspricht«, sagt Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst von Bimco. Man könne davon ausgehen, dass die Inbetriebnahme zu einem weiteren Rückgang der nigerianischen Rohölexporte führen und Benzinimporte ersetzen wird, auch wenn es einige Zeit dauern kann, bis die Raffinerie ihre volle Produktionskapazität erreicht.

Rasmussen betonte zudem, dass sich der Mengenverlust zwar auf die VLCCs auswirken dürfte, die Verschiffungen aus dem Nahen Osten nach Europa den Effekt jedoch abmildern dürften. »Seit dem Jahr 2022 haben die Exporte aus dem Nahen Osten 60% der Nachfrage nach VLCC-Tonnenmeilen gedeckt. Wenn das Verbot der Europäischen Union für russisches Öl in Kraft tritt, wird die Nachfrage nach Rohöl aus dem Nahen Osten in Europa den VLCCs Auftrieb geben«, sagt Rasmussen.

Suezmaxe seien derzeit stärker von den Mengen im Golf von Guinea abhängig als VLCCs. Sie würden jedoch wahrscheinlich von einem Anstieg der durchschnittlichen Transportmengen profitieren, sobald das EU-Verbot für russisches Rohöl im Dezember 2022 in Kraft tritt. »Russisches Öl wird wahrscheinlich nach Asien umgeleitet werden«, so der Analyst weiter.