Die Märkte für Trockenfracht verabschieden sich auf niedrigen Levels in die Weihnachtspause. Nur die Großbulker konnten noch einmal Boden gutmachen.[ds_preview]
In der letzten Arbeitswoche vor den Festtagen war der Trend an den Frachtenmärkten überwiegend negativ. Allerdings konnten die Capesize-Bulker noch den Schwung aus der Vorwoche mitnehmen und in den ersten Tagen deutliche Zuwächse erzielen. Der Baltic Dry Index (BDI) lag deshalb zuletzt mit 122 Punkten im Plus bei 1.650.
Tonnageengpässe im Nordatlantik trieben die Durchschnittsrate der Capes auf Wochensicht um 25% auf knapp 21.800 $/Tag hoch. Am Mittwoch wurden laut Baltic Index sogar 23.200 $/Tag erreicht – so viel wie seit Juli nicht mehr. Allerdings sind die meisten Marktteilnehmer skeptisch, dass dieser Aufschwung nachhaltig ist.
Grund dafür sei nur eine Handvoll dringender Ladungen im Nordatlantik gewesen, berichten Makler. Bereits am Donnerstag gab der Markt schon wieder merklich nach. Auch die Terminpreise für Fracht deuten auf eine rasche Abkühlung in den nächsten Tagen und Wochen hin.
Der Time Charter Average für Capes wird für Januar mit nur 11.500 und für Februar mit unter 8.000 $/Tag gehandelt. Mit Blick auf China – den wichtigsten Markt für die Dry-Bulk-Schifffahrt – halten sich Hoffen und Bangen in etwa die Waage. Einerseits schüren die Öffnung der Wirtschaft und Meldungen über wieder ansteigende Bauaktivität im Wohnungssektor positive Erwartungen. Andererseits sorgen die explodierenden Corona-Infektionen im Reich der Mitte für Besorgnis, dass die Lockdowns bald zurückkehren könnten.
Für alle anderen Bulker-Größenklassen neben den Capes brachte die Woche ernüchternde Verluste. Bis auf wenige Ausnahmen wie Australien (Weizen) und Indonesien (Kohle) herrschte weltweit Flaute am Spotmarkt. Infolgedessen gaben die Durchschnittsraten durchweg um 6% bis 7% nach: für Panamaxe auf 14.070 $/Tag, für Supramaxe auf 11.913 $/Tag und für die Handies (38.000 tdw) auf 12.075 $/Tag. Der Marktverlauf könnte gegensätzlicher nicht sein: Während die Capesize-Frachter zu Jahresende nahezu 30% mehr als im enttäuschenden Jahresdurchschnitt verdienen, sind die Raten der Panamaxe, Supras und Handies um 33% bis 45% unter ihren Jahresdurchschnitt gefallen.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es im Containermarkt: Nach dem Kollaps der Fracht- und Charterraten seit Spätsommer hat sich die Lage zu Jahresende stabilisiert. Die Container-Spotraten in Fernost gaben diese Woche nur noch ganz leicht nach. Der Shanghai Index SCFI fiel heute marginal um 1,4% auf 1.107 $/TEU. Auf der Fernost-Nordeuropa-Route lag die Index-Spotrate unverändert bei 1.049 $/TEU. Bei den Charterraten für Schiffe gab es zumindest im 1.000-TEU-Feedersegment in den vergangenen zwei Wochen wieder leichte Zuwächse dank einiger festerer Abschlüsse in Fernost.
Am Chartermarkt für Rohöltanker beruhigte sich die Aktivität diese Woche deutlich. Die Weltskala-Raten sackten auf den meisten Routen ab. Allerdings vermuten Schiffsmakler, dass die Befrachter im VLCC-Segment noch einige Ladungen mit relativ nahen Verschiffungsterminen (Januar) in der Hinterhand haben, die vor Jahresende »gecovert« werden müssen. Das könnte den Markt nächste Woche noch einmal beflügeln.
Bis gestern rutschten die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC auf Wochensicht um 9% auf 60.600 $/Tag ab. Das ist allerdings noch doppelt so viel im bisherigen Jahresdurchschnitt. Für die Suezmaxe und die Aframaxe drifteten die Spoterträge um 13% und um 8% auf 62.300 und 80.900 $/Tag, wie Clarksons Platou berichtet – auch dies jeweils knapp das Doppelte der Durchschnittswerte. (mph)