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Am Frachtenmarkt für Rohöl ging es für die großen Carrier diese Woche steil aufwärts. Mit der Tonnage wird es im Persischen Golf sehr eng.

Der Crude-Tankermarkt übertrifft derzeit alle Erwartungen. Eine verstärkte Charternachfrage in allen Regionen ließ die Raten der VLCC diese Woche durch die Decke gehen.[ds_preview]

Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der Supertanker (Eco und Non-Eco) verdoppelten sich binnen sieben Tagen auf über 89.000 $/Tag. Dabei hatten viele Makler angesichts der bevorstehenden Produktionskürzungen in Saudi-Arabien eher mit einer Marktabkühlung gerechnet.

Das Königreich will die Fördermenge im Juli einmalig kräftig um 1 Mio. Barrel/Tag verringern. Trotzdem nahm der Zustrom an Ladungen kurzfristig noch einmal zu, wodurch das Angebot an Schiffsraum im Persischen Golf weiter dezimiert wurde. Mehrere geplante Verladungen verschieben sich deshalb nun in den Folgemonat, berichteten Makler übereinstimmend.

IEA erwartet 6% Wachstum

Auch »westlich von Suez« – im US-Golf, in Westafrika und auch in Brasilien – kamen vermehrt Anfragen in den Markt und trieben die Raten dort ebenfalls hoch. Fundamental betrachtet passt der Aufschwung trotz der aktuell gedämpften Wirtschaftslage in Nordamerika und Europa ins Bild. So prognostiziert die Internationale Energie-Agentur (IEA) in ihrem jüngsten Ölmarktreport ein Wachstum der weltweiten Rohölnachfrage um 6% bis zum Jahr 2028.

Nach dem jüngsten Anstieg hat sich die Stimmung am Tankermarkt deutlich verbessert. Viele meinen jetzt, dass der Markt genug Auftrieb hat, um die zu erwartende Beruhigung der Aktivitäten im Persischen Golf im Juli ohne einen Einbruch der Raten zu überstehen.

Deutlich moderater ist die Geschäfts- und Ratenentwicklung in den anderen Größensegmenten. Während die etwas kleineren Suezmaxe im Windschatten der VLCC mehr Ladungen abfangen und ihre Spoteinnahmen auf Wochensicht um 23% auf 57.000 $/Tag steigern konnten, kamen die Aframaxe sogar etwas unter Druck. Eine gebremste Nachfrage in der Nordsee und im Mittelmeer sowie Kostensteigerungen für Bunker drückten ihr Einnahmenniveau um 5% auf 45.800 $/Tag runter.

Weniger Schwung am Bulker-Markt

Am Bulker-Spotmarkt ist der Schwung aus der Vorwoche schon wieder verebbt. Im Großen und Ganzen bewegte sich der Markt seitwärts, was in Anbetracht der stark rückläufigen Aktivität in zahlreichen Segmenten vielleicht sogar noch ein Segen war.

Die Capesize-Frachter konnten ihre anfänglichen Gewinne nicht behaupten und beenden die Woche mit 12.674 $/Tag (5TC Average) nur einen Tick höher als vor sieben Tagen. Im Pazifik ließ die Nachfrage seitens der Eisenerz-Befrachter in Australien wieder nach. Der Schwerpunkt der Aktivität lag diese Wochen hingegen eher im Südatlantik (Brasilien und Westafrika).

Den Panamaxen (82.500 tdw) gelang das Kunststück, ihr Ratenniveau trotz eindeutiger Impulse weder im Atlantik noch im Pazifik um 4% auf gut 10.700 $/Tag zu steigern.

Für die Supramaxe (Index-Typschiff 58.000 tdw) ging es dank Zugewinnen auf den Kohlerouten ex Indonesien und einer leichten Belebung in Australien um knapp 2% auf 8.230 $/Tag hoch. Dafür standen die Raten der nächstkleineren Handysize-Frachter (Typschiff: 38.000 tdw) in quasi allen Regionen unter Beschuss.

Ihr Ratenniveau im Zeitcharter-Trip-Business fiel um 8% auf 8.346 $/Tag. Besonders mies war die Lage am europäischen Kontinent mit Abschlüssen zu nur noch rund 8.000 $/Tag für Schrottverladungen ins Eastern Med, wie Makler berichten. Auch im US-Golf war für die Reeder wenig zu holen: Transatlantik-Reisen Richtung Kontinent/Mittelmeer verzeichneten einen Einbruch der Index-Rate von 9.600 auf 8.300 $/Tag.    (mph)