Die erneute Zunahme der Zwischenfälle mit Piraten in den Gewässern des Golfs von Guinea und in der Straße von Singapur bereiten der Branche Sorgenfalten.
Das Internationale Schifffahrtsbüro (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) hat seinen Halbjahresbericht 2023 vorgelegt. Es dominiert die Besorgnis über die erneute Zunahme der gemeldeten Zwischenfälle in den Gewässern des Golfs von Guinea und in der Straße von Singapur. [ds_preview]
Das Internationale Schifffahrtsbüro der ICC registrierte in der ersten Hälfte des Jahres 2023 insgesamt 65 Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe – ein Anstieg gegenüber der 58 Angriffe im gleichen Zeitraum in 2022.
In 57 Fällen wurden Schiffe geentert, bei vieren wurde versucht, sie anzugreifen, zwei wurden gekapert und zwei wurden beschossen. 90 % der angegriffenen Schiffe wurden von den Tätern erfolgreich geentert. Und auch die Gewalt gegen Besatzungsmitglieder hält an: So wurden unter anderem 36 Geiseln genommen und 14 Personen entführt.
Im Golf von Guinea kam es zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2023 zu einem besorgniserregenden Anstieg: fünf Zwischenfälle im gab es im ersten Quartal, neun im zweiten. Davon wurden zwölf als bewaffnete Raubüberfälle und zwei als Piraterie eingestuft, die sich vor allem gegen vor Anker liegende Schiffe in der Region richteten.
Noch für das erste Quartal war weltweit der niedrigste Stand bei Zwischenfällen mit Seeräubern gemeldet. Selbst im Hotspot vor Westafrika waren die Zahlen rückläufig gewesen. Mit Ablauf des Jahres 2022 hatten Beobachter gar den niedrigsten Stand seit 30 Jahren verzeichnet.
ICC fordert Marinepräsenz gegen Piraterie
ICC-Germany-Generalsekretär Oliver Wieck erklärt: »Die Zunahme von Angriffen auf Schiffe und Besatzungsmitglieder im Golf von Guinea geben Anlass zur Sorge. Nicht nur die regionalen Behörden vor Ort, sondern auch die internationale Gemeinschaft muss jetzt genauer hinschauen und u.a. ihre Marinepräsenz verstärken.«
»Die Bekämpfung von Seepiraterie ist ein globaler Auftrag. Nur durch eine enge internationale Kooperation kann die Region langfristig und nachhaltig sicherer werden«, so Wieck.