Hapag, Reefer, Südafrika
Foto: Hapag-Lloyd
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Die Frachtraten in der Kühlcontainerschifffahrt liegen weiterhin über denen der Trockenschifffahrt, trotz einem beispiellosen Rückgang des Reefer-Seehandels im letzten Jahr. 

Die Normalisierung des Kühlschiffsverkehrs und die sich daraus ergebende Korrektur der Frachtraten erfolgt langsamer als in der breiteren Containerschifffahrt, und die Nachfrage nach Kühlschiffen hat sich seit Anfang des Jahres stetig erholt, was die Widerstandsfähigkeit der Branche unter Beweis stellt. [ds_preview]

Das maritime Beratungsunternehmen Drewry schätzt, dass der weltweite Seeverkehr mit Reefer-Containern im vergangenen Jahr auf 137,5 Mio. t zurückgegangen ist, was einem Rückgang um fast 1 % entspricht – »zum ersten Mal seit über 20 Jahren und im Vergleich zum stagnierenden Handel mit Trockenfracht«, heißt es in einem aktuellen Bericht.

Unterbrechungen der Versorgungskette, steigende Inputkosten und eine Normalisierung der Nachfrage nach verderblichen Gütern nach den Spitzenwerten von 2021 trugen alle zu diesem Rückgang bei. Wichtige Kühlgüter wie Fleisch, Bananen und Frischgemüse mussten 2022 einen Rückgang hinnehmen.

Der Handel mit Kühlcontainern schrumpfte 2022 um 0,7 %, da der anhaltende Rückgang bei den spezialisierten Kühlschiffen die schwächere Frachtnachfrage abfederte und im Großen und Ganzen dem Rückgang des gesamten Containerumschlags in diesem Jahr entsprach.

Positive Nachfragefaktoren für Kühlcontainer

Trotz diesen Widrigkeiten erholt sich der Reefer-Seehandel im bisherigen Jahresverlauf, unterstützt durch die stetige Nachfrage einer wachsenden Weltbevölkerung und die Erholung der asiatischen Volkswirtschaften, insbesondere die Öffnung Chinas nach den Lockdoan-Maßnahmen indolge der Covid-19-Pandemie.

Diese Entwicklungen haben nach Angaben von Drewry dazu geführt, dass in diesem Jahr auf allen wichtigen Reefer-Handelsrouten im Jahresvergleich wieder ein Wachstum zu verzeichnen ist, wobei das Seefrachtaufkommen bis zum Jahresende voraussichtlich um 1,5 % steigen wird. Für den Kühlcontainerverkehr wird jedoch ein Wachstum von 2,3 % prognostiziert, das deutlich über der stagnierenden Nachfrage nach Containerfracht im Allgemeinen liegt.

Entwicklung der Frachtraten für Reefer Kühlcontainer im Vergleich zu Trockenfrachtraten im Jahresvergleich
Entwicklung der Frachtraten für Kühlcontainer im Vergleich zu Trockenfrachtraten im Jahresvergleich

Die Frachtraten für Kühlcontainer sind seit ihrem Höchststand im 3. Quartal 2022 gesunken, allerdings in einem gemäßigteren Tempo als die für Trockenfracht. »Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Höchststand bei Kühlcontainern aufgrund der größeren Verbreitung von Jahresverträgen weniger ausgeprägt war, während die stärkere Widerstandsfähigkeit der weniger überlasteten Nord-Süd-Handelsrouten, auf denen sich der Großteil der Kühlfracht bewegt, ebenfalls dazu beigetragen hat«, heißt es.

Frachtraten für Kühlcontainer immer noch 60 % über Niveau vor der Pandemie

Der Global Reefer Container Freight Index von Drewry, ein gewichteter Durchschnitt der Preise in den 15 wichtigsten Reefer-Hochseeverkehren, sank im zweiten Quartal 2023 um 22 % auf 4.840 $ pro 40 Fuß. Und erste Anzeichen deuten darauf hin, dass sich der Rückgang bis zum dritten Quartal auf 31 % beschleunigt haben wird. Doch trotz diesen Korrekturen liegen die Frachtraten für Kühlcontainer immer noch etwa 60 % über dem Niveau vor der Pandemie, während die Preise für Trockenfracht die Parität erreicht haben.

Einer der Faktoren für die überragende Leistung der Kühlcontainerfrachtraten war nach Einschätzung von Drewry der kontinuierliche Gewinn von Marktanteilen für diesen Verkehrsträger. Dieser Trend habe sich fortgesetzt, unterstützt durch die Normalisierung der Verfügbarkeit von Container-Equipment und die Überlastung der Häfen, die dazu geführt haben, dass mehr Kühllladung von statt mit alternden Spezial-Kühlschiffen nun in Kühlcontainern transportiert wird.

Rückgang der Reefer-Spezialflotte verlangsamt

Der Rückgang der Größe der Reefer-Spezialflotte hat sich jedoch in letzter Zeit dank den Kapazitätsengpässen des letzten Jahres verlangsamt, und eine Welle großer Neubauten, die in den nächsten drei Jahren abgeliefert werden sollen, könnte den Rückgang etwas abmildern.

Mit Blick auf die Zukunft ist die Kühlschifffahrt nach Einschätzung der Analysten so positioniert, dass sie mit einem prognostizierten durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,6 % für den containerisierten Kühlschiffsverkehr in den Jahren bis 2027 den breiteren Trockenladungshandel übertreffen wird. Infolgedessen wird der erwartete Rückgang der Kühlcontainerfrachtraten weiterhin moderater ausfallen als bei der Trockenfracht, so dass sie im nächsten Jahr immer noch über dem Niveau vor der Pandemie liegen werden.