Kloar Kimming, Mützelfeldwerft, Türkei
Die »Kloar Kimming« (© Eckardt)
Print Friendly, PDF & Email

Vor über 50 Jahren war sie auf der Mützelfeldwerft gebaut worden, jetzt verlässt die »Kloar Kimming« die deutschen Gewässer.

1972 hatte die Mützelfeldwerft das Schiff abgeliefert, die letzten 15 Jahre lag das ehemalige deutsche Seebäderschiff schon in Peenemünde auf der Ostsee-Insel Usedom auf.[ds_preview]

Vor ein paar Tagen hatte es schließlich überraschend den Ostseehafen unter neuem Namen »The Majestic« mit zunächst unbekanntem Ziel verlassen.

Wie Sven Paulsen, Inhaber der Reederei Adler-Schiffe und letzter Eigner des 68,4 m langen Schiffes nun auf Anfrage erklärte, wurde die »Kloar Kimming« bereits am 6. Juli in Peenemünde an die neuen Eigentümer mit Sitz in Liberia übergeben. Unter der Flagge von Palau verließ es den Hafen mit eigener Besatzung. Ziel der Reise soll Istanbul sein, wo das Schiff vermutlich dann als Restaurantschiff eingesetzt werden soll. Derzeit liegt der 51 Jahre alte Mützelfeldwerft-Oldie noch in Rotterdam, doch die Reise soll in Kürze fortgesetzt werden.

Mützelfeldwerft-Schwestern noch in Fahrt

Gebaut wurde das für 800 Tagespassagiere zugelassene Seebäderschiff für den Helgolandverkehr im Jahr 1972 als »Westerland« für die Hadag auf der Mützelfeldwerft. Dabei handelt es sich um ein Schwesterschiff der aktuell noch in Fahrt befindlichen Schwesterschiffe »Fair Lady« und »Funny Girl«. Angetrieben wird es von zwei Viertakt-MWM-Dieselmotoren einer Leistung von jeweils 1397 kW.

In den vergangen 51 Jahren hatte das Schiff einige Eignerwechsel und unterschiedliche Einsatzorte. So kam es 1977 in Charter als »Stadt Kiel II« in der Kieler Förde zum Einsatz, später verkehrte es dann für Butter- und Ausflugsfahrten zwischen Kiel und Ærøskøbing als auch zwischen Kiel und Rostock. Ab 1981 fuhr es für die Wyker Dampfschiffs-Reederei als »Pidder Lyng« und pendelte bis zum Verkauf 1999 zwischen den Nordfriesischen Inseln und Helgoland. Während des großen Windjammertreffen »Sail 2000« in Bremerhaven tauchte es überraschend auf der Unterweser auf, hier kam es für ein paar Tagescharterinsätze unter dem Namen »Mare Gaudum« zum Einsatz.

Die Reederei Adler-Schiffe in Westerland wurde dann im Jahr 2002 Eigner, hier wurde es auf den Namen »Adler Nordica« umbenannt. Eine langfristige Vercharterung war vorgesehen, doch während der Umbauarbeiten auf der Kieler Lindenau-Werft brach ein Feuer aus, und das Schiff musste anschließend voll saniert werden. Daran schloss sich eine Charter in Schweden an, wo das Schiff bis 2006 als »Turasund« tägliche Ausflugsfahrten zwischen Malmö und Kopenhagen absolvierte.

Im April 2007 konnte die künftige »The Majestic« an die Förde Reederei Seetouristik verchartert werden und erhielt den neuen nordfriesischen Namen »Kloar Kimming« (Klare Sicht) und kam auf der Strecke zwischen Bremerhaven und Helgoland zum Einsatz. Im Sommer 2007 kam es dann während eines Sturms auf der Rückreise nach Bremerhaven zu einem Unglücksfall, als bei schwerer See zwei Passagiere verletzt wurden und ein Außenfenster zerstört wurde. Im Herbst 2007 endete die Charter – es war die letzte Einsatzzeit für das Seebäderschiff im Helgolandverkehr.

Im Frühjahr 2008 schloss sich eine Charter als Offshore-Wohnschiff für Monteuere für den Bau des Windparks »Alpha Ventus« in der Nordsee an. Hierfür wurden bei der Nesse-Werft in Leer zusätzliche Kammern eingebaut, diese wurden nach dem Chartereinsatz wieder zurück gebaut. Anschließend fand sich kein neuer Charterer für das Schiff, dass dann in Peenemünde, beim Historisch-Technischen Museum, aufgelegt wurde.   (CE)