Algeciras, Hamburg, HMM
© HHLA / Hasenpusch
Print Friendly, PDF & Email

Die hoch gehandelte SM Group ist überraschend aus dem Bieterrennen um die koreanische Linienreederei HMM ausgestiegen. Hapag-Lloyd ist noch dabei.

Die Frist zur Abgabe der Angebote war am Montag ausgelaufen. Im Vorfeld war die SM Group, Mutterkonzern der kleineren SM Line, als einer der aussichtsreichsten Kandidaten gehandelt worden, galt sogar als Favorit. Doch offenbar ist ein möglicher Deal zu teuer: Konzernchef Woo Oh-hyun hatte den Kaufpreis von vornherein auf maximal 3,5 Mrd. $ begrenzt. Die Übernahme von HMM könnte jedoch deutlich teurer werden, heißt es. [ds_preview]

Dagegen ist Medienberichten zufolge die deutsche Linienreederei Hapag-Lloyd, Partner von HMM in »THE Allliance«, weiter mit dabei. Insgesamt liegen demnach vier Offerten vor: Neben den Hamburgern haben drei koreanische Unternehmen ihr Interesse hinterlegt: die Harim Group, Muttergesellschaft der Bulker-Reederei Pan Ocean, der Logistikkonzern Dongwon, der über eine Beteiligung am Pusan Container Terminal verfügt, und der Handelskonzern LX Group. Andere Schwergewichte des Landes wie Hyundai und Posco hatten sich erst gar nicht am Verfahren beteiligt.

Beteiligung an HMM und Kaufpreis noch offen

Offen ist noch, was letztlich auf den Tisch kommt. Verkäufer sind die staatlichen Banken KDB und KOBC, die als Aktionäre insgesamt knapp 41% der Anteile an HMM halten. Daneben sind sie im Besitz von Wandelanleihen und Optionsscheinen, die noch in Aktien umgewandelt werden könnten. Sollte die Beteiligung der Banken auf fast 70% steigen, könnte der finale Kaufpreis bei 3,9 Mrd. $ bis 4,9 Mrd. $ liegen, heißt es.

Es wurde angenommen, dass Korea ein einheimisches Unternehmen bevorzugen würde. Hapag-Lloyd hätte somit nur Außenseiterchancen. Formal werden eine ausreichend Kapitalbasis und eine Wachstumsstrategie für HMM verlangt. Das hätten die finanzstarken Hamburger zu bieten. Es gibt aber noch einen Zusatz: Die Reederei müsse auch künftig eine wichtige Rolle für die Wirtschaft des Landes spielen.

Spekuliert wird nun, dass sich einer der koreanischen Bieter mit Hapag-Lloyd als Investor verbünden könnte. Auch eine andere Option macht bereits die Runde: Danach könnten die Banken den Verkaufsprozess mit Verweis auf die aktuell schwierigen Marktbedingungen in der internationalen Containerschifffahrt vorerst aussetzen. Bei HMM war der Gewinn im zweiten Quartal um 95% auf nur noch 121,5 Mio. $ regelrecht eingebrochen.

HMM-Terminals besonders interessant

HMM ist die achtgrößte Container-Linienreederei weltweit und Allianz-Partner von Hapag-Lloyd im Bündnis THEA (THE Alliance), zu der auch ONE (Singapur) und Yang Ming (Taiwan) gehören. Alphaliner weist für die Flotte aktuell 72 Schiffe mit knapp 800.000 TEU an Kapazität und ein Neubauprogramm von 26 weiteren Einheiten mit 265.000 TEU aus. Vor allem die großen Megamax-Schiffe wecken Begehrlichkeiten.

Nicht nur an der starken Präsenz im Transpazifik-Verkehr, sondern besonders an den Terminals der Koreaner im asiatisch-pazifischen Raum dürfte Hapag-Lloyd interessiert sein: HMM hält Beteiligungen in Busan und Gwangyang (Südkorea), Kaohsiung (Taiwan) und Singapur sowie in Tacoma und Long Beach an der US-Westküste. Überall dort ist der deutsche Carrier bislang nicht vertreten.