Obwohl die Margen sinken, stehen Tanker in der Gunst der Investoren weiter ganz oben. Auch Offshore und Containerschiffe sind gefragt, berichtet Oceanis.
Die Aussichten für die Schifffahrtsfinanzierung seien nach wie vor positiv, Jedoch treten Kreditgeber, von Banken über Fonds bis hin zu Leasinggesellschaften, in einen immer stärkeren Wettbewerb um die Bereitstellung von Kapital ein. So steht es im jüngsten Marktbericht der in Hamburg ansässigen Finanzplattform Oceanis. [ds_preview]
Bei Banken und Kreditfonds kühlt sich derzeit der Appetit auf Investitionen in den Bulker-und Tanker-Markt ab, da die Asset-Preise durch die aktuellen Chartererträge nicht mehr gerechtfertigt sind, heißt es im Marktbericht. Die Finanzierungsnachfrage bei Tankern scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Im Offshore-Markt steige das Interesse dagegen an. Transaktionen für Containerschiffe sind laut dem Bericht nach einem Rückgang im ersten Quartal wieder auf ein normales Niveau zurückgekehrt.
»Die durchschnittlichen Margen sinken, da die Banken miteinander in dem Bemühen konkurrieren, ihre Portfolios zu erhalten«, sagt Erlend Sommerfelt Hauge, geschäftsführender Partner bei Oceanis. Für Reeder eröffne sich jetzt ein Zeitfenster, ihre Finanzierungspartner zu diversifizieren oder Optionen für eine Übernahme bestehender Kreditvereinbarungen oder deren Refinanzierung zu prüfen.
Bulker
In allen Segmenten sind die Erträge zuletzt gesunken, während die Vermögenswerte erstaunlich konstant geblieben seien. Banken und Fonds orientierten sich jedoch fast ausschließlich an aktuellen Marktprognosen. Dadurch werde das potenzielle Finanzierungsvolumen erheblich eingeschränkt.
Tanker
Das laufende Quartal könnte als eine »Atempause« für die Finanziers gesehen werden. Nach der ersten Jahreshälfte, als viele Portfolios umgeschichtet worden seien, stünden in vielen Häusern die Zielrichtung auf dem Prüfstand. Einige Kreditgeber agierten jetzt vorsichtiger.
Container
Die Finanzierung von Containern hat sich laut Bericht im letzten Quartal kaum verändert, was vor allem auf gleichbleibende Erträge zurückzuführen ist. Die Finanziers sind nach wie vor mit Charterverträgen selbst von zweitklassigen Betreibern für Neubauten einverstanden, während ältere Schiffe in Richtung erstklassiger Vertragspartnern gedrängt werden, um das Risiko von anstehenden Neuverhandlungen zu vermeiden.
Allerdings ändere sich bei einigen Banken die Bedeutung von LTV-Klauseln. Vielfach sei darauf während des zurückliegenden Booms verzichtetet worden. Aktuell würden jetzt aber Beschränkungen für Dividenden verhängt oder vorzeitige Rückzahlungen für Schiffe verlangt, die in gut bezahlten Charterverträge beschäftigt sind. Dies habe sehr deutlich gezeigt, wie wichtig eine enge Beziehung zwischen Schiffseigner und Finanzier ist, schreiben die Experten von Oceanis in ihrem Bericht. Das Transaktionsvolumen habe sich auf relativ geringem Niveau bewegt. Für eine Neubaufinanzierung bieten europäische Kreditgeber derzeit einen Beleihungsauslauf von bis zu 70% und eine Marge im sehr niedrigen 3%-Bereich an.
Offshore
Die Kreditgeber kehren verstärkt in die Offshore-Finanzierung zurück. Allerdings sind Kreditvereinbarungen in der Regel von einer gesicherten Beschäftigung bei starken Gegenparteien mit einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz abhängig ist. Am Markt seien moderate LTV-Anfragen mit Margen um 4-5% üblich. Der zunehmende Wettbewerb zwischen den Kreditgebern dürfte diese Margen in den kommenden Jahren reduzieren.