Rolf-Habben-Jansen--CEO-Hapag-Lloyd-Hansa-Forum-2023
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Der CEO von Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, hat keine Angst vor dem große Orderbuch. Auf dem heutigen HANSA-Forum gab er Einblick, wie die Hamburger Linienreederei in die Zukunft blickt.

Bei seiner Keynote auf dem diesjährigen, ausverkauften 25. HANSA-Forum »Schifffahrt | Finanzierung« in Hamburg, ging der Reedereichef auf die Herausforderungen für die Branche und sein Unternehmen ein. Dass das Schifffahrts-Business zyklisch ist, zeigte ein Blick auf die Ratenentwicklung der vergangenen 20 Jahre mit Boom, Finanzkrise, Erholung und Corona-Pandemie. 2023 hat die Branche aber zu den niedrigen Raten auch noch mit deutlich gestiegenen Stückkosten zu kämpfen. [ds_preview]

»Heute sehen wir niedrige Frachtraten, die oft unter den Stückkosten liegen – die Kosten sind strukturell höher als vor der Pandemie«, so Habben Jansen. So seien die Transportkosten pro TEU von 2019 bis 2023 um 37 % gestiegen, 2023 lägen sie noch um 30 über 2019. Als Faktoren nannte der CEO schwefelarme Kraftstoffe, Inflation und gestiegene Lohnkosten, Charterkosten, Umweltvorschriften und CII, den Emissionshandel der EU und grüne Kraftstoffe.

Orderbuch beachtlich aber nicht bedrohlich

Gleichzeitig gebe es aktuell ein »beachtliches Orderbook« für neue Schiffe und zahlreiche Ablieferungen stünden in den kommenden Quartalen an. Derzeit liegt der Auftragsbestand mit 7,1 Mio. TEU bei 26 % der Kapazität der Weltflotte. Das werde in den nächsten zwei bis drei Jahren »wahrscheinlich zu einem stärkeren Anstieg von Angebot als Nachfrage führen«, so Habben Jansen. 2023 sinkt die Nachfrage um bis zu 3 %. Für 2024 erwarten Analysten zwar wieder ein Nachfrageplus von 4 %, allerdings bei einem Angebotswachstum von 6 bis 9 % – je nach Verschrottungsaktivität. Diese liege derzeit bei 1,5 % der Flotte im Jahr, was rechnerisch eine Nutzungszeit eines bestehenden Schiffes von 65 Jahren bedeute. »Das kann so nicht bleiben«, so der CEO.

Die Angst vieler Marktbeobachter vor einer deutlichen Überkapazitätssituation ab 2024 teilt der Manager nicht: »Ich glaube das nicht, die Schiffe sind voll, die Idle Fleet liegt bei 3 %, es ist ein vernünftiges Wachstum für nächstes Jahr prognostiziert.« Zusätzlich gebe es Unsicherheiten wie die Dürre am Panamakanal«, so Habben Jansen. Allein wegen des Carbon Intensity Indicator (CII) der IMO würden ab 2024 mehr Schiffe gebraucht, denn die Regelung werde zu Slow Steaming und Verschrottungen führen. »Man muss einfach auf die Fakten schauen«, sagte er.

Auch weitere Neubauten schließt der Chef von Hapag-Lloyd für die Zukunft nicht aus, man müsse schließlich auch die Flotte modernisieren. Außerdem dürfe man den Abstand zu den größten Akteuren wie MSC nicht zu groß werden lassen. Zuletzt hatte Hapag-Lloyd für die südkoreanische HMM geboten, ist aber wieder aus dem Rennen. Ein von manchen als interessant erachteter Zusammenschluss mit dem Allianzpartner ONE sieht Habben Jansen als unrealistisch an. Wegen der Partnerschaft in THE Alliance wären Synergieeffekte überschaubar, zudem gebe es zu große kulturelle Unterschiede und die Anteilseignerstruktur spreche auch dagegen.

Wie geht Hapag-Lloyd ins nächste Jahr?

»In den Jahren 2023 und 2024 wird das Angebot die Nachfrage voraussichtlich übersteigen, so dass ein aktives Kostenmanagement unumgänglich ist«, so Habben Jansen. »Die Situation ist jedoch nicht mit der von 2009 vergleichbar«, sagte er mit Verweis auf das Orderbuch, das Alter der Flotte und neue Umweltvorschriften.

Seiner Erwartung nach werden die kurzfristigen Frachtraten in Zeiten temporärer Überkapazitäten in einzelnen Fahrtgebieten volatil bleiben. Langfristig werden sich die Frachtraten im Durchschnitt im einstelligen Prozentbereich über den Kosten einpendeln. »Die Stückkosten sind um rund 30 % gestiegen – die durchschnittlichen Raten werden in den kommenden Jahren höchstwahrscheinlich um einen ähnlichen Prozentsatz über dem Niveau von 2019 liegen«, so Habben Jansen.

Große Auswahl für Verlader – Habben Jansen will mit Qualität punkten

»Wirtschaftlichkeit ist ein gemeinsames Kriterium in der Branche. Volatilität und Unwägbarkeiten erfordern eine wettbewerbsfähige Kostenposition«, so Habben Jansen zur künftigen Aufstellung der Reederei. Man müsse die Kapazitäten auf wichtige Wachstumsmärkte und profitable Marktnischen ausrichten und die globale Präsenz effektiv nutzen. In einer Zeit, in der die Verlader eine große Auswahl hätten, seien Servicequalität und operative Qualität wichtig.