Internetzugang Konnektivität Smartphone Seeleute
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Eine neue Studie zu den Arbeits- und Lebensbedingungen von Seeleuten zeigt erhebliche Defizite in kritischen Bereichen, insbesondere beim immer wichtiger werdenden Internetzugang. Dabei sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schiffstypen groß.

Der »Social Impact Report« des auf Schiffsinspektionen spezialisierten, britischen Unternehmens Idwal bewertet zehn kritische Säulen des Wohlbefindens von Seeleuten, darunter Unterkunft, Konnektivität, Gesundheit und Erholung. Die Ergebnisse zeigen nach Angaben der Autoren erhebliche Lücken zwischen den Zusagen der Branche und der Realität vor Ort für die Besatzungsmitglieder auf. [ds_preview]

Der Bericht stellt eine kumulative Diskrepanz von 27,6 % zwischen den aktuellen Bedingungen und dem Zielwert von 100 % in den einzelnen Kategorien, was auf weit verbreitete Mängel in der gesamten Branche hinweist. Erhebliche Defizitem wurden in kritischen Bereichen wie Konnektivität und Freizeitgestaltung festgestellt. Außerdem scheint es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Schiffstypen, Altersgruppen und Größen zu geben.

Schlechteste Performance in der Kategorie Internetzugang

Am schlechtesten ist das Ergebnis für die Säule Konnektivität, also die Bereitstellung von WLAN und die Internetgeschwindigkeit an Bord. Der Zugang zu E-Mail, Messaging, Anrufen und Internet gilt heute als entscheidender Faktor für die Moral der Seeleute, ihr Wohlbefinden und die Beziehung zu ihren Familie. Die sehr niedrige Durchschnittsnote von 5,4 von 10 für die Konnektivität deutet darauf hin, dass es auf allen Schiffen große Mängel gibt.

Idwal Social Impact Report - Konnektivität
© Idwal

Auf Stückgutfrachtern gibt es einen erheblichen Nachholbedarf bei der Versorgung der Besatzung mit Internetanschlüssen. Da es sich um einen häufigen Schiffstyp handelt, sind die Auswirkungen laut des Berichts erheblich. Auf älteren Schiffen nimmt die Qualität der Konnektivität ab, da die Ausrüstung veraltet ist. Größere Schiffe mit bis zu 125.000 GT verfügen in der Regel über bessere Konnektivitätsressourcen, aber die Standards sind noch nicht überall gleich gut.

»Schiffseigner und -betreiber müssen erhebliche Investitionen tätigen, um die Internetbandbreite, die WLAN-Infrastruktur und die Zugangslösungen für die Besatzung zu verbessern. Bei der Verbesserung der Konnektivität müssen Kosten, Bandbreite, technische Beschränkungen an Bord und Überlegungen zur Cybersicherheit in Einklang gebracht werden. Trotz der Änderungen des Seearbeitsübereinkommens 2006 sind die Mindestanforderungen an die Konnektivität immer noch ein Problem«, so der Bericht.

Idwal Social Impact Report - Konnektivität - Schiffstypen Alter Tonnage
Bewertung der Konnektivität nach Schiffstypen, Schiffsalter und Tonnage © Idwal

»Die Tatsache, dass ein so großer Prozentsatz der Schiffe keinen Internetzugang hat, erscheint anachronistisch in einer Branche, die heute stärker vernetzt und datengesteuert ist als je zuvor«, heißt es außerdem.

Dennoch: Mehr als die Hälfte der Schiffe stellt kostenloses WLAN für die Besatzung zur Verfügung. Die Autoren schränken aber ein, dass eine »sinnvolle Konnektivität« von ausreichender Bandbreite und Download-Zugang abhängt. »Die Tatsache, dass 12,5 % der Schiffe unbegrenzten kostenlosen Internetzugang anbieten, ist ermutigend und zeigt, dass es möglich ist, diese wichtige Annehmlichkeit zu bieten. Allerdings muss diese positive Einschätzung durch die Tatsache relativiert werden, dass in diesem Berichtszeitraum alarmierende 13 % der Schiffe überhaupt keinen Internetzugang hatten, was äußerst enttäuschend ist«, heißt es.

Der Bericht stützt sich auf die Daten von mehr als 13.000 Schiffsinspektionen, die von den Besichtigern von Idwal durchgeführt wurden. »Als datengesteuertes Unternehmen, das tief in der Schifffahrtsbranche verwurzelt ist, haben wir einen einzigartigen Einblick in die Lebenserfahrungen von Seeleuten«, sagt Nick Owens, CEO von Idwal. »Dieser Bericht ist ein Appell an alle Beteiligten, spürbaren Verbesserungen des Wohlergehens der Besatzung Vorrang einzuräumen, was nicht nur ein moralisches Gebot ist, sondern auch entscheidend für die langfristige Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit des Sektors.«