Print Friendly, PDF & Email

2020 stehen der Schiffahrt große Herausforderungen in Sachen Kraftstoff bevor. Branchenvertreter sehen nun Handlungsdruck, was Alternativen angeht.

Rund 300 Besucher folgten der Einladung zum Workshop »Alternative Kraftstoffe«, der gemeinsam vom Verband Deutscher Reeder (VDR), de[ds_preview]m Arbeitskreis Bunkeröle der Mineralölverbände AFM + E und FPE, dem MARIKO und dem Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen ausgerichtet wurde.

Die hohe Resonanz spiegelt nach Ansicht von Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR, den großen Handlungsdruck wider, der sich aus den Änderungen in MARPOL Annex VI für die Reedereien ergibt: Ab 01. Januar 2020 wird der zulässige Schwefelanteil im Brennstoff um 86 % auf dann 0,50 % gesenkt. Dies stellt die Schifffahrt vor eine enorme Herausforderung. »Dadurch muss sich ebenfalls die Mineralölbranche in ihrem Produktportfolio neu erfinden« unterstreicht Axel Münch vom Arbeitskreis Bunkeröle.

Nagel berichtete von einem Gespräch, das er und VDR-Präsident Alfred Hartmann kürzlich mit IMO-Generalsekretär Kitack LIm geführt hatten. Dieser wisse um die Lage der Branche und man sei sich einig, dass die IMO zwar ambitionierte aber realistische Ziele definieren solle. Zudem appelierte Nagel an den Technologiesektor: »Wir stehen alle in einer gemeinsamen Verantwortung, Schifffahrt und Technologieunternehmen. Es wäre nicht fair, jetzt bei der IMO auf möglichst strenge Regeln zu drängen.«

»Fangen Sie jetzt mit der Vorbereitung an«

An beiden Veranstaltungsorten wurde über die neuen Vorschriften und die Lösungswege diskutiert sowie Erfahrungen ausgetauscht. So waren die Themen LNG, Methanol und Abgasnachbehandlung im Fokus. Usman Muhammad von Lloyd’s Register wies auf die vielen noch ungeklärten Fragen im Zusammenhang mit neuen Kraftstoffen und Gemischen hin, diese betreffen Stabilität, Viskosität, Kompatibilität oder Korrosivität. Er machte aber klar: »Die Übergangsphase beginnt jetzt, fangen Sie jetzt mit der Vorbereitung an.« Dabei gelte es, die Compliance-Optionen und Betriebsprofile von Schiffen abzuwägen.

»LNG ist der Kraftstoff der Stunde und wird es auch noch lange bleiben«, betonte Gerhard Untiedt von der Meyer Werft in seinem Vortrag zur Energiewende in der Schifffahrt. Er gab aber auch einen Ausblick in eine Zukunft, in der er den »E-Fuels« eine große Bedeutung zuschrieb.

Für die, die sich für konventionelle Kraftstoffe und Scrubber entscheiden, präsentierte Ralf Jürgens von ERC Technik einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten und referierte zudem über die Möglichkeiten zur Feinstaubreduzierung. Laut einer Untersuchung von MAN habe nämlich die Kraftstoffwahl kaum Einfluss auf die sogenannten Blck Carbon Emissions. Da werde LNG umso interessanter.

Breiter Brennstoff-Produktenmix

Um die Einführung alternativer Brennstoffe voranzutreiben, bedarf es erheblicher Anstrengungen im Bereich von Forschung und Entwicklung und Unterstützung der Anwender. Einen Einblick in beispielhafte Projektansätze in diesem Themenbereich gaben Cathrin Prikker, Projektmanagement Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen/ MARIKO und Professor Friedrich Wirz von der TU Hamburg-Harburg, die die Reeder aufriefen sich in Innovationsprojekten einzubringen.

Den einen Kraftstoff der Zukunft wird es jedoch nicht geben, so der Tenor. Vielmehr werden je nach Einsatz, Schiffstyp und Fahrtgebiet spezifische Lösungen zum Tragen kommen, was zu einem breiten Brennstoff-Produktenmix führt.