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Die französische Linienreederei CMA CGM plant eine stärkere Ausrichtung zum integrierten Logistik-Unternehmen. Auch im Digitalen will man kräftig investieren.

CEO und Chairman Rodolphe Saadé legte heute in Hamburg die Pläne für die kommenden Jahr dar. Im Fokus stehen dabei Invest[ds_preview]itionen. Prinzipiell sind zwar auch weitere Übernahmen im eigentlichen Schifffahrtsmarkt denkbar. Dort war CMA CGM in den vergangenen Jahren als relativ aktiver Beteiligter der Konsolidierung aufgetreten – mit den Übernahmen der deutschen Reederei OPDR oder der Regional-Carrier MacAndrews, der Ex-Maersk-Tochter Mercosul für Südamerika oder Sofrana im Südpazifik und vor allem dem globalen Player APL als jüngste Beispiele. »Regionale Angebote sind ein ganz wichtiger Baustein für uns, um eine möglichst breite Abdeckung zu gewährleisten«, sagte Saadé. Zudem generiere man zunehmend komparative Kostenvorteile, die wichtig für das finanzielle Ergebnis seien. »Wir sind auch in Zukunft immer offen für Konsolidierung, auf unterschiedlichen Ebenen«, ergänzte er.

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Rodolphe Saadé, CEO und Chairman von CMA CGM (Foto: CMA CGM(

»Investitionen sind nötig«

In der nahen Zukunft soll die Investitionsstrategie aber zu einem großen Teil zwei andere Bereiche treffen, nämlich für digitale Lösungen im Alltagsgeschäft sowie für integrierte Logistikkonzepte. Vor allem in der Logistik sind andere Carrier schon bisher stark engagiert. Saadé will, dass CMA CGM mindestens aufholt und nach Möglichkeit führend wird. »Investitionen sind nötig. Wir tun Dinge zwar nicht, um die Nr. 1 zu sein, sondern weil sie Sinn machen. Aber wenn wir dadurch die Nr. 1 werden, umso besser«, so der CEO weiter.

In Kundengesprächen habe man vernommen, dass nicht mehr nur die reinen Schiffstransporte nachgefragt werden, sondern umfassendere Logistik-Pakete. »Wir wollen nicht nur stark in der Schifffahrt sein, sondern auch End-to-End-Lösungen anbieten«, erläuterte der Franzose in der Hansestadt. Es gebe noch einigen Raum zur Weiterentwicklung.

»Es gibt noch ausreichend Konkurrenz«

Im Zuge der global um sich greifenden Digitalisierung will die Gruppe ebenfalls aktiver werden. Unter anderem dafür war erst im vergangenen Herbst ein eigener Fond aufgelegt worden, um mit und in Start-Ups und neue Technologien zu investieren. Ein Beispiel sei ein neues Pricing-Tool, dass derzeit entwickelt werde. Auch Partnerschaften mit großen Akteuren seien denkbar, »wir sprechen mit Alibaba, Amazon und Co.«, sagte Saadé. »Wir können das nicht alles in gebotener Zeit alleine umsetzen, wollen aber, dass die Kunden ihr komplettes Geschäft mit uns auch digital abwickeln können, im Idealfall sogar auf dem Smartphone.«

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Die Digitalisierung ist Herausforderung und Chance für die Schifffahrt

Die großen Reedereien vergessen seiner Meinung nach von Zeit zu Zeit, dass der Kunde absolut im Fokus stehen sollte. »Wir machen nicht alles, was der Kunde verlangt, aber wenn wir nicht zuhören, geht er zur Konkurrenz. Und die gibt es trotz der Konsolidierung auf Reedereiseite noch immer ausreichen«, so der CEO. Weil es aber nach wie vor auch Kunden gebe, die das direkte und persönliche Gespräch vorziehen, soll auch dieses immer Bestandteil der Strategie von CMA CGM bleiben, »und zwar 24/7 das ganze Jahr lang.«

Kunden sollen mitbezahlen

Dennoch machte Saadé auch deutlich, dass die Transformation auch Kosten verursacht, die zum Teil von den Kunden übernommen werden müssen: »Das Pricing ist nicht alles, worauf der Kunde schauen sollte. Wir investieren in Technologie und große Schiffe. Das alles kostet Geld und muss bezahlt werden.«

Eine LNG-Bebunkerung pro Rundreise

Angesprochen auf die eigene Flotte und die Wahl für LNG als Kraftstoff für einige Neubauten, zeigte sich der Reedereichef zuversichtlich, dass das Flüssiggas der Treibstoff der Zukunft wird. »Wir haben keine Wahl, die Schifffahrt muss umweltfreundlicher werden.« Auch für Retrofits sei LNG eine Option, anders als Abgaswäscher. Man habe die Technik getestet und entschieden, darauf zu verzichten.

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Foto: GTT
gtt mark III lng membrane tank
Quelle: GTT

Um den von Kritikern monierten Mangel an entsprechender Bunker-Infrastruktur zu begegnen, hat man sich Partner gesucht und im Ölkonzern Total sowie dem Spezialisten GTT langfristige Verträge abgeschlossen und in Bunkerschiffe investiert. Zudem gibt es eine klare Festlegung auf den Standort für die Bunkerung. Den Franzosen war es wichtig, dass es in Europa einen festgelegten Standort gibt. Man entschied sich für Rotterdam. Das Besondere an dem Konzept: Während einer gesamten Rundreise von Asien nach Europa soll nur einmal gebunkert werden. Laut GTT werden die Krafstofftanks jeweils 18.600 m³ fassen.